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Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)

Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)

Titel: Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Karer
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sagte Feng, sonst nichts. Keine Begrüßung, keine Aufforderung, sich zu setzen.
    Fengs Verhalten ärgerte Jeong, doch er vergaß seine Vorsicht nicht, denn er kannte und fürchtete Fengs Skrupellosigkeit. Er riss sich zusammen.
    „Mitnichten! Nein, ganz und gar nicht! Die erste Versuchsreihe mit den Kieselsteinen scheiterte, weil wir den falschen Ansatz verfolgten, wir sind ein hohes Risiko eingegangen und wussten, dass wir scheitern konnten. Aber …“, er holte tief Luft und versuchte, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und gleichzeitig Fengs Reaktion abzuschätzen. Feng sah verärgert aus, er wollte keine Entschuldigung hören.
    „Aber wir haben die Zeit genutzt und …“, er stellte eine Petrischale auf den Schreibtisch. „Diese Fadenwürmer sind sozusagen unsterblich.“
    „Unsterbliche Würmer? Wir wollen das Leben von Menschen verlängern, nicht von Würmern. Dafür geben Sie jeden Monat Millionen aus? Sie …“ Feng redete sich in Rage.
    „Wir haben den Mechanismus erfolgreich auf Schimpansen übertragen“, unterbrach Jeong ihn, vor Schreck über seine eigene Courage biss er sich auf die Unterlippe und schmeckte gleich darauf Blut.
    Feng verwandelte sich schlagartig. Er wurde ruhig, nahm die Petrischale und drehte sie in den Händen. „Ich erinnere mich, normalerweise leben Fadenwürmer ein paar Tage, wie alt sind die jetzt?“
    „Normalerweise leben sie im Schnitt zwanzig Tage. Diese Exemplare sind rund zwei Jahre alt.“
    „Und Sie haben das Konzept erfolgreich auf Schimpansen übertragen? Setzen Sie sich, Herr Professor. Erzählen Sie mir, was Sie vorschlagen wollen.“

Das Gespräch zwischen Feng und Professor Jeong dauerte länger, Feng verschob dafür mehrere Termine. Er ließ sich das sensationelle Ergebnis ausführlich erklären und schaute sich eine Videoaufnahme der jungen Schimpansen mehrmals an. Dann traf er seine Entscheidung.
    „Wir stellen das Projekt Kieselsteine ein und starten das Projekt Diamant . Da haben Sie einen wirklich passenden Namen ausgesucht. Wann können Sie beginnen?“
    „Ende April könnten wir die erste In-vitro-Befruchtung durchführen.“
    „Sie werden also die Gensequenz der LL-Telomerase aus einem Fadenwurm isolieren und dann in das Genom einer menschlichen Eizelle einbauen?“
    „Es ist ein wenig komplizierter, das Verfahren ist recht aufwendig. Wir manipulieren sowohl die DNA der Eizelle als auch die des Spermiums. Konkret fügen wir bei beiden die Gensequenz der LL-Telomerase auf dem Chromosom Nummer acht ein. Anschließend befruchten wir die Eizelle.“
    „Welche Risiken gibt es?“
    „Unsere bisherigen Ergebnisse weisen auf einen einwandfreien Verlauf hin. Wir können jedoch nicht ausschließen, dass durch eine spätere Spontanmutation die eingebaute DNA-Sequenz der LL-Telomerase verändert und dadurch deaktiviert wird. Aber ich schätze das Risiko als äußerst gering ein.“
    „Wenn alles klappt, wie alt werden die Diamanten dann Ihrer Meinung nach?“
    Jeong fixierte einen Moment die Petrischale und die Fadenwürmer darin. „Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung. Wir haben den Zellalterungsprozess noch nicht vollständig verstanden. Wir wissen auch nicht, wie die Diamanten später auf Krankheiten reagieren werden. Wenn wir das, was wir wissen, hochrechnen, sollten einige Hundert Jahre beim Menschen möglich sein.“
    Dérúgo Feng stand auf und beugte sich vor, stützte die Hände auf seinen Schreibtisch, sein Körper sichtlich angespannt. „Gibt es spezielle Anforderungen an den Spender der Samenzellen?“
    „Nein, keine speziellen. Aus einer Samenspende können wir problemlos mehrere Hundert, wenn es sein muss, mehrere Tausend Spermien verwenden.“
    „Gut. Herr Professor, ich gratuliere Ihnen und Ihrem Team zu diesem Erfolg. Sie beginnen sofort mit der neuen Serie. Aber die In-vitro-Befruchtungen werden ausschließlich hier in China durchgeführt. Es werden nur Eizellen von Chinesinnen verwendet, ich werde ein Team zusammenstellen, das die Auswahl trifft, und …“, er lächelte, als er den Satz beendete, „die Spermien kommen ausschließlich von mir.“

Tobias las Professor Jeongs Aufzeichnungen wieder und wieder durch. War es ihnen tatsächlich gelungen, mithilfe des Erbgutes aus der Krebszelle einer Maus und eines Fadenwurmes unsterbliche Menschen zu erzeugen? Und Feng war der Vater dieser Chimären?
    Er durchsuchte die Unterlagen nach der DNA-Struktur der LL-Telomerase. Hatte er den Aufbau dieser Sequenz, konnte er die

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