Homo ambrosius (Die Organhändler) (German Edition)
hatten keine Fragen mehr, applaudierten kurz, und nach einem allgemeinen Händeschütteln waren Minuten später nur noch Jakob, Lisa und Tobias im Raum.
„Gut gemacht, Chef. Ich hab es den Leuten angesehen, sie waren mit dem Vortrag und mit dem angekündigten Ermittlungserfolg zufrieden. Da hast du heute Pluspunkte für unsere Abteilung geholt“, sagte Lisa gleich zu ihm.
„Danke, Lisa. Ja, lief gut. Und danke, Tobias, die Präsentation war gut gemacht, nur das Frankensteinbild beim Thema ‚Geschichte der Transplantationsmedizin’ hättest du dir sparen können.“ Er grinste, als er das sagte.
„Na ja, ich dachte, es wäre nicht schlecht, die trockene Materie ein bisschen aufzulockern. Du hast gesagt, du gehst in Urlaub? Wann?“
Jakob, der gerade seine Unterlagen zusammenpackte, schaute auf, er war einen Moment lang verwirrt. „Hatte ich das nicht gesagt? Ich dachte, nachdem ich das Okay vom Chef hatte, hätte ich es euch mitgeteilt? Wir fliegen nach Weihnachten in die USA und besuchen Max, dann bleibe ich noch etwa zwei Wochen dienstlich drüben. Anschließend bin ich eine Woche in Hamburg auf Fortbildung. Dann habe ich drei Wochen Urlaub. Das heißt, ich bin Ende Januar für ein, zwei Tage im Büro und tauche dann erst wieder in der letzten Februarwoche auf.“
„Mir hast du es erzählt“, sagte Lisa. „Und Tobias hatte da wieder mal ein ernstes Gespräch mit einem IT-Kollegen, glaube ich.“ Sie verdrehte die Augen.
„Du hast noch von einem Ermittlungserfolg erzählt. Obwohl wir im gleichen Büro sitzen, weiß ich rein gar nichts davon. War ich da gerade wieder weg oder darf ich es nicht wissen?“ Tobias klang vorwurfsvoll.
Jakob schaute Lisa fragend an.
„Du solltest es ihm sagen, Jakob. Und vielleicht beziehen wir ihn doch mehr in die Ermittlungsarbeiten ein?“
„Also gut“, Jakob wühlte in seiner Tasche, „wir haben einen Informanten.“ Er zog einen USB-Stick hervor. „Hier sind eine Reihe von Dokumenten drauf, die uns unser Informant zugespielt hat. Sie sind nicht auf dem Server, da der Informant befürchtet, dass es bei uns einen Maulwurf gibt. Das ist momentan alles, was du wissen musst.“
„Einen Maulwurf?“, fragte Tobias leicht fassungslos.
„Ich glaube nicht daran. Habe aber die interne Sicherheit und die IT informiert, die halten die Augen auf“, sagte Jakob. Und wunderte sich, dass Tobias aussah, als wolle er sofort wegrennen. Was hat der Junge bloß?, fragte er sich.
Tobias stammelte etwas von „Muss schnell an meinen Rechner, was nachschauen“, und schon war er Richtung Büro verschwunden.
Teil 3
Januar 2013 bis 8. März 2013
Ergebnisse
Januar, ein verregneter Tag. Kalt genug, um am frühen Morgen für Glatteis zu sorgen und den Verkehr lahmzulegen. Tobias hatte eine kurze Nacht hinter sich. Seine Augen waren rot, die Luft in seiner Wohnung verbraucht. Er hatte jetzt drei Server und zwei Notebooks. Die Heizung brauchte er nicht, die Computer heizten ihm die Wohnung.
Pünktlich zum neuen Jahr hatte er ein erstes Ziel erreicht. Er war jetzt ein vermögender Mann. Denn seit Anfang Dezember besaß er eine Firma in Delaware, USA, deren Geschäftsführer und einziger Mitarbeiter er war. Er war ein Mal hier in Köln bei einem Notar gewesen, alles andere hatte er über das Internet organisiert. Die Firma bestand lediglich aus einem Namen, einem Registereintrag, einer Steuernummer, einer Anschrift im Hause einer größeren Anwaltsgesellschaft in Wilmington, Delaware, und natürlich einem Bankkonto, auf dem sich zurzeit etwa 2,2 Millionen US-Dollar befanden. Kein allzu großer Betrag, aber er sollte einige Zeit reichen.
Den Großteil des Geldes hatte er in den letzten drei Wochen verdient. Die Idee dazu hatte er schon im Gefängnis gehabt. Er war ins Online-Poker eingestiegen, ein Spiel, das er an sich langweilig fand. Er spielte es mit seinen eigenen Spielregeln: Er kannte jederzeit die Karten seiner Mitspieler.
Das Spiel lief über einen Server des jeweiligen Spieleanbieters. Die Spieler meldeten sich dort mit einem Account an und bekamen einen virtuellen Tisch zugewiesen, an welchem sie ihr vorher eingezahltes echtes Geld in Form von virtuellen Chips einsetzen konnten. Der Spielablauf war wie beim Pokern am echten Pokertisch, nur dass die Spieler an jedem beliebigen Ort der Welt sitzen konnten. Jeder Spieler sah auf seinem Bildschirm nur seine Karten und die offenen Karten auf dem virtuellen Spieltisch.
Tobias leitete die Bildschirminformationen seiner
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