Honeymoon
Parkplatz der St.-Mary's-Kirche in der Albany Post Road in Scarborough. Nora musterte Connors Anwalt durch die schwarzen Gläser ihrer Chanelsonnenbrille, die hervorragend zu ihrem schwarzen Armanikostüm und den schlichten schwarzen Manolos passte. Sie standen unter einer hohen Stechpalme ein wenig abseits der kiesbedeckten Auffahrt.
»Es geht um Connors Schwester. Sie ist natürlich außer sich vor Kummer. Connor und sie standen sich so nahe. Elizabeth macht sich ein wenig Gedanken über Ihre Absichten, Nora.«
»Meine Absichten?«
»Bezüglich des Nachlasses.«
»Was hat Elizabeth Ihnen gesagt? Nein, lassen Sie mich raten, Mark. Elizabeth fürchtet, ich könnte Connors Testament anfechten.«
»Sagen wir lieber, sie macht sich so ihre Gedanken«, sagte er. »Der Staat gesteht Verlobten keinerlei gesetzliche Ansprüche zu, aber das hat manche Leute in der Vergangenheit nicht daran gehindert –«
Nora schüttelte den Kopf. »Ich werde nichts anfechten, Mark. Du lieber Gott! Ich habe kein Interesse an seinem Vermögen. Es war Connor, den ich geliebt habe, nicht sein Geld. Um es noch einmal ganz deutlich zu sagen: Ich habe kein Interesse an Connors Vermögen. Das können Sie ›Lizzie‹ von mir ausrichten.«
Es war nicht zu übersehen, wie peinlich Mark die Sache war.
»Aber natürlich«, stammelte er. »Wie ich schon sagte, ich bedaure sehr, dass ich das Thema überhaupt zur Sprache bringen musste.«
»Deshalb ist sie mir also aus dem Weg gegangen?«
»O nein, ich denke, das liegt mehr daran, dass Connors Tod sie so mitgenommen hat. Die beiden waren als Kinder unzertrennlich. Sie haben ihre Eltern verloren, als sie noch ganz klein waren.«
»Nur aus reiner Neugier – wie viel hat Connor ihr denn hinterlassen?«
Mark betrachtete eingehend seine schwarzen Mokassinhalbschuhe.
»Es steht mir nicht zu, solche Informationen weiterzugeben, Nora.«
»Es steht Ihnen ebenso wenig zu, die Frau, die Connor geliebt hat, kurz vor seiner Beerdigung so zu verletzen.«
Seine Schuldgefühle waren offenbar größer als seine Berufsehre. »Elizabeth erhält rund zwei Drittel des Nachlasses, einschließlich des Hauses«, sagte er mit gesenkter Stimme. »Wie ich schon sagte, sie standen einander sehr nahe.«
»Und der Rest?«
»Zwei Cousins in San Diego erhalten je eine feste Summe. Der Rest geht an verschiedene gemeinnützige Einrichtungen«
»Das ist schön«, meinte Nora ein wenig besänftigt.
»Ja, das finde ich auch«, erwiderte Mark. »Connor war in dieser Beziehung sehr großzügig. Mein Gott, er war überhaupt so ein guter Mensch.«
Nora nickte. »Connor war ein fantastischer Mensch, Mark. Aber jetzt sollten wir langsam reingehen, oder?«
24
Es war ein schöner Trauergottesdienst, feierlich und sehr bewegend. St. Mary's, mit den makellos gepflegten Anlagen des Sleepy Hollow Country Club im Hintergrund, bildete den perfekten Rahmen.
Das hörte Nora jedenfalls von allen Seiten. Zwar gab es hier nicht das übliche Defilee der Kondolierenden, aber viele Trauergäste gingen dennoch demonstrativ auf Nora zu. Manche von Connors Freunden und Geschäftspartnern kannte sie schon, von anderen hatte sie gehört. Die Übrigen stellten sich ihr vor und suchten unbeholfen nach Worten des Trostes.
Die ganze Zeit über – in der Kirche wie auch auf dem Friedhof – blieb Elizabeth Brown auf Distanz. Nicht dass Nora großen Wert auf eine Entspannung gelegt hätte. Connors Schwester tat ihr sogar eher einen Gefallen. Ganz unbeabsichtigt untermauerte sie den Eindruck, dass der letzte Mensch, der Connors Tod gewollt haben könnte, die Frau war, die durch die Heirat mit ihm um ein Haar zur Millionärin geworden wäre.
Erst in Connors Haus in Westchester, wo die Trauergäste sich zu Speis und Trank und weiteren Beileidsbezeigungen versammelt hatten, kam Elizabeth endlich auf Nora zu. »Mir ist aufgefallen, dass Sie nichts trinken. Nicht einmal an einem Tag wie diesem«, sagte Elizabeth.
Nora hatte ein Glas Mineralwasser in der Hand. »Oh, ich trinke durchaus Alkohol. Aber ich glaube, heute bleibe ich lieber bei Wasser.«
»Wir hatten noch gar keine rechte Gelegenheit, uns zu un-terhalten, nicht wahr?«, meinte Elizabeth. »Ich wollte mich bei Ihnen bedanken, weil Sie sich so gut um alles gekümmert haben. Ich glaube nicht, dass ich dazu in der Lage gewesen wäre.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
»Das habe ich doch gerne getan. Es war doch auch das Praktischste – ich lebe ja schließlich hier. Ich meine, nicht hier
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