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Honeymoon

Titel: Honeymoon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Sachen über den kurvigen, von Wäldern gesäumten Taconic Parkway. Dann erreichte man die Klinik gut fünfzehn Minuten schneller.
    Nora fand einen Parkplatz und fuhr mit einem simplen Knopfdruck das Verdeck hoch. Sauber. Sie warf noch einen raschen Blick in den Schminkspiegel und rückte ihre Frisur zurecht. Ihr Make-up musste sie nicht auffrischen; sie hatte ohnehin nur sehr wenig aufgelegt. Dann musste sie aus irgendeinem albernen Grund an Connors Schwester denken – die Eisblonde. Irgendetwas an dieser Elizabeth ließ ihr keine Ruhe. Sie wusste einfach nicht, woran sie mit dieser Frau war.
    Nora schob den Gedanken beiseite. Sie schloss das Cabrio ab – auch wenn sie hier draußen in der Pampa kaum etwas befürchten musste. Sie trug Jeans und eine schlichte, recht konservative weiße Bluse. Unter den Arm hatte sie eine Tüte vom Buchladen geklemmt. Keine Menschenseele war weit und breit zu sehen, als sie auf den Eingang des Hauptgebäudes, eines roten Backsteinbaus, zuging.
    Sie kannte die Prozedur schon in- und auswendig. Kein Wunder – schließlich kam sie seit vierzehn Jahren jeden Monat einmal hierher.
    Zuerst die obligatorische Anmeldung an der Rezeption. Nachdem Nora ihren Fotoausweis vorgezeigt hatte, trug sie sich ein und bekam einen Besuchsschein ausgehändigt. Weiter ging es zu den Aufzügen, links vorbei an der Anmeldung. Eine Tür stand offen, sie ging darauf zu.
    Im ersten Jahr ihrer Besuche in der Klinik hatte sie immer den Knopf für den ersten Stock gedrückt. Nach zwölf Monaten jedoch war ihre Mutter in eine höhere Etage verlegt worden. Zwar wollte es ihr gegenüber niemand zugeben, doch sie wusste Bescheid: Je höher das Zimmer eines Patienten lag, desto unwahrscheinlicher war es, dass er jemals entlassen würde.
    Nora trat in die Kabine und drückte die Sieben.
    Oberster Stock.
27
    Oberschwester Emily Barrows hatte wieder mal einen gebrauchten Tag erwischt. Nicht, dass es sie irgendwie überrascht hätte. Die EDV streikte, ihr Rücken brachte sie fast um, der Kopierer hatte keinen Toner mehr, sie hatte rasende Kopfschmerzen – und dann hatte auch noch irgendwer von der Nachtschicht Kaffee über das Medikationsprotokoll gekippt.
    Dabei war es noch nicht mal Mittag.
    Zu allem Überfluss musste sie schon wieder eine neue Schwester anlernen. Es kam ihr vor wie das hundertste Mal, vielleicht war es auch genau das. Diese hier war von der Sorte, die zu viel lächelte. Sie hieß Patsy – allein schon der Name klang übertrieben fröhlich.
    Die beiden Frauen saßen in der Stationszentrale der siebten Etage. Direkt vor ihnen waren die Aufzüge. Als sich eine der Türen öffnete, sah Emily von dem mit braunen Flecken verunzierten Medikationsprotokoll auf und erblickte ein bekanntes Gesicht.
    »Hallo, Emily.«
    »Hallo, Nora. Schön, Sie zu sehen.«
    »Wie geht es ihr?«
    »Gut.«
    Jeden Monat hatte sie mehr oder weniger genau diesen Dialog mit Nora, er endete jedes Mal auf die gleiche Weise. Der Zustand von Noras Mutter war immer unverändert.
    Emily sah kurz zu Patsy hinüber. Die neue Schwester lauschte ihrer Unterhaltung und lächelte dabei weiter ihr stumpfsinniges Lächeln.
    »Patsy, das ist Nora Sinclair«, erklärte Emily. »Ihre Mutter Olivia ist auf Zimmer neun.«
    »Oh«, sagte Patsy, nachdem sie einen Sekundenbruchteil gezögert hatte. Ein Anfängerfehler.
    Nora nickte. »Freut mich, Sie kennen zu lernen, Patsy.« Sie wünschte der neuen Schwester noch alles Gute, ehe sie den langen Korridor hinunterging.
    Patsy senkte ihre Stimme unterdessen zu einem besorgten Flüstern. »Olivia Sinclair ... das ist doch die, die ihren Mann erschossen hat, nicht wahr?«
    Emilys ebenfalls geflüsterte Antwort war eher nüchtern im Ton. »Nach Meinung der Geschworenen jedenfalls. Ist lange her.«
    »Sie glauben nicht, dass sie es getan hat?«
    »O doch, sie hat es getan.«
    »Das verstehe ich nicht. Wie kommt es dann, dass sie hier ist?«
    Emily warf einen prüfenden Blick in Richtung Flur; sie wollte ganz sichergehen, dass Nora außer Hörweite war.
    »Nach allem, was ich so gehört habe – und vergiss nicht, dass das Ganze schon sehr lange her ist –, war Olivia in den ersten Jahren ihrer lebenslangen Haftstrafe ganz normal. Eine Mustergefangene. Aber dann ist sie vollkommen übergeschnappt«
    »Wie kam das?«
    »Sie hat einfach den Bezug zur Realität verloren. Sie hat angefangen, in einer Fantasiesprache zu reden, und wollte nur noch Speisen essen, die mit B anfingen.«
    »Mit B?«
    »Hätte

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