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Honeymoon

Titel: Honeymoon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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und tranken und kamen sich zusehends näher. Inzwischen konnte sie ihn sogar schon anschauen, ohne gleich an Brad Pitt zu denken. Bei seinem Aussehen brauchte Brian wirklich keinen Vergleich zu scheuen.
    Außerdem war er richtig amüsant, was bei reichen Männern keineswegs immer der Fall war. Die gut betuchten Exemplare, die Nora bisher kennen gelernt hatte, hatten sich mehrheitlich als ausgesprochen langweilig und extrem von sich eingenommen erwiesen. Die Kombination reich
und
interessant musste man schon mit der Lupe suchen. Umso mehr freute es Nora, dass sie Brian gefunden hatte.
    Er schien das Gleiche zu empfinden.
    So, wie es bisher gelaufen war, sah es nicht so aus, als ob es überhaupt noch zum Tanzen im Lotus kommen würde. Sie versuchte sich sein Apartment vorzustellen. Gewiss war es riesig, wahrscheinlich ein Penthouse. Ein interessanter Loft vielleicht. Sie würde es früh genug herausfinden.
    »Amüsierst du dich gut?«, fragte er.
    »Prächtig.«
    Er lächelte. Aber es war nicht gerade ein glückliches Lächeln. Irgendetwas beschäftigte ihn, und er wirkte nervös.
    Nora rückte auf ihrem Stuhl ein Stück vor. »Was hast du denn?«
    Er spielte mit seinem Dessertlöffel herum, fast so, als müsse er all seinen Mut zusammennehmen. »Ich muss dir etwas sagen«, begann er. »Eine Art Beichte.«
    »Verdammt – du bist verheiratet!«
    »Nein, ich bin nicht verheiratet, Nora.«
    »Was ist es dann?«, fragte sie.
    Brians Dessertlöffel vollführte jetzt wahre Kapriolen in seinen Händen. »Es geht um etwas anderes, was ich nicht bin«, sagte er. Endlich legte er den Löffel hin und atmete tief durch. »Was ich sagen wollte, ist ... Ich bin gar kein reicher Softwareentwickler.«
    Die Worte hingen in der Luft, und mit ihnen das Schweigen, das darauf folgte. Nora war absolut sprachlos. Brians Gesicht war gerötet, aber nicht vom Alkohol. Sein Geständnis hatte sie beide schlagartig nüchtern gemacht.
    »Ich sage dir das, weil ich es einfach nicht fertig bringe, dich weiter anzulügen«, sagte er.
    »Warum hast du mich überhaupt angelogen?«
    »Ich hatte Angst, dass du dich sonst nicht für mich interessieren könntest.«
    Nora blinzelte. »Und was machst du wirklich?«, fragte sie.
    »Ich bin Werbetexter.«
    »Ach so, dann ist das Lügen ja dein Beruf. Also haben dich damals in Boston gar keine Investoren erwartet?«
    »Nein, nur ein Kunde. Gillette.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Also, damit wir uns nicht missverstehen – du dachtest, ich würde dich nur mögen, wenn du reich wärst?«
    »Ja, so war es wohl.«
    »Oder war es so, dass du glaubtest, ich würde nur unter dieser Voraussetzung mit dir ins Bett gehen – heute Abend zum Beispiel?«
    »Das ist nicht wahr.«
    Sie musterte ihn skeptisch. »Wirklich nicht?«
    »Okay, ein bisschen was ist dran«, gab er zu. »Jedenfalls anfangs. Aber wie ich schon sagte, ich konnte dich einfach nicht länger anlügen.«
    »Ist irgendetwas von dem, was du mir erzählt hast, wahr?«
    »Ja. Es ist alles wahr. Alles bis auf die Geschichte mit meinem sagenhaften Reichtum. Tut mir Leid, dass ich dich angelogen habe«, sagte er. »Kannst du mir verzeihen?«
    Nora zögerte – wenn auch nur um des Effekts willen –, ehe sie seine Hand ergriff. »Ja«, sagte sie, »ich kann dir verzeihen. Ich habe dir schon verziehen, Brian.«
    Wenige Minuten später, als alles wieder gut schien, entschuldigte sie sich mit den Worten, sie müsse mal eben für kleine Mädchen. Die Toiletten waren im vorderen Teil des Restaurants. Als sie daran vorbeiging und schnurstracks den Ausgang ansteuerte, um mit dem Taxi nach Hause zu fahren, überlegte Nora kurz, wie lange es wohl dauern würde, bis Brian merkte, dass sie nicht mehr zurückkam.
59
    Die große Blonde wandte rasch das Gesicht ab, als Nora vorbeiging. Sie kamen einander so nahe, dass sie die Körperwärme der anderen Frau spüren konnte. Das war ein gefährlicher Moment. Nein, es war ein
Fehler
von ihr.
    Die blonde Frau hatte an der Bar des Vong gesessen, an einem Martini genippt und dabei Nora die ganze Zeit beobachtet. Sie war sich sicher gewesen, Zeugin eines Rendezvous zu sein, und nach der Körpersprache zu schließen, war es für die beiden das erste Mal. Sie konnte nicht hören, was sie sagten, aber es war nicht zu übersehen, wie gut sie sich verstanden.
    Das machte Noras überstürzten Abgang umso rätselhafter.
    Die Minuten verstrichen. Die blonde Frau spießte die Olive in ihrem Martini mit einem Zahnstocher auf und ging im Geiste

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