Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Honeymoon

Titel: Honeymoon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
Vom Netzwerk:
jetzt?«
    »Jetzt wartest du.«
    »Worauf?«
    »Dass es aufhört.«
    »Soll das heißen, ich muss gar nichts weiter tun?«
    »Genau. Versuch nicht, sie mit Gewalt ruhig zu stellen. Nur die Uhr solltest du im Auge behalten. In neun von zehn Fällen dauert das Ganze nicht länger als fünf Minuten. Wenn doch, rufen wir einen Arzt.«
    Nora stand da wie vom Donner gerührt, doppelt geschockt, weil Emily den Anfall ihrer Mutter kurzerhand in eine Lehrstunde umgewandelt hatte. »Es muss doch noch etwas geben, was Sie tun können!«
    »Nein, es gibt wirklich nichts. Glauben Sie mir, Nora, es sieht wesentlich schlimmer aus, als es ist.«
    »Was ist mit ihrer Zunge? Besteht nicht die Gefahr, dass sie ihre Zunge verschluckt?!«
    Emily schüttelte den Kopf, bemüht, nicht die Geduld zu verlieren. »Das ist ein Mythos«, sagte sie. »Es ist ganz und gar ausgeschlossen, dass das passiert.«
    Nora war immer noch nicht zufrieden. Sie wollte eben darauf bestehen, einen Arzt hinzuzuziehen, als alles schlagartig aufhörte. Das Wackeln des Betts, der Lärm ... die Krämpfe ihrer Mutter.
    Es wurde still im Zimmer. Emily drehte Olivia vorsichtig wieder auf den Rücken und legte ihren Kopf auf die dünnen Kissen. Nora stürzte zum Bett, fasste die Hand ihrer Mutter und drückte sie.
    Zum ersten Mal, seit sie sich erinnern konnte, spürte sie tatsächlich eine Reaktion.
    »Es ist alles in Ordnung, Mutter«, sagte Nora leise. »Alles in Ordnung.«
    »Jetzt beruhigen Sie sich auch mal«, flüsterte Schwester Barrows und legte beschwichtigend die Hand auf Noras Schulter. »Sie dachten, sie würde sterben, ich weiß; aber glauben Sie mir, meine Liebe, Sie werden den Unterschied merken, wenn jemand tatsächlich stirbt. Sie werden den Unterschied merken.«
55
    Six Feet Under?
    »Zwei Meter unter der Erde« – ich frage mich, wo der Ausdruck herkommt. Ganz bestimmt nicht vom Sleepy Hollow Cemetery an der Old Dutch Church im Norden von Westchester. Zwei Meter Erde waren schon aus dem Loch vor Connor Browns Grabstein herausgeschaufelt, und noch war von einem Sarg nichts zu sehen. Erst als der Erdhaufen noch einmal so hoch war, hörte ich endlich den dumpfen Schlag, mit dem der Spaten auf Holz traf.
    Wenigstens musste ich nicht selbst Hand anlegen, hier auf diesem berühmten alten Friedhof, wo angeblich Washington Irving und mehrere Mitglieder der Rockefellerfamilie begraben waren.
    »Die Serie sollte eigentlich besser
›Twelve Feet Under‹
heißen«, sagte ich zu dem Polizisten neben mir. Ich nehme an, er hatte kein Kabelfernsehen zu Hause, denn er kapierte den Witz nicht. Natürlich war es auch denkbar, dass das Pokerface des Cops das humorresistente Ergebnis einer Mischung aus Übermüdung und Unwillen war.
    Mein Ziel war es, das Ganze so schnell und diskret wie irgend möglich über die Bühne zu bekommen. Das bedeutete die Beschränkung auf ein Minimum an Personal, keinerlei Maschineneinsatz sowie die Ansetzung der Operation auf zwei Uhr morgens. Eine aufwendige Veranstaltung am helllichten Tag war das Letzte, was ich gebrauchen konnte.
    Neben dem Cop mit der steinernen Miene gehörten noch drei Friedhofsarbeiter zu meinem Team. Nachdem sie ein paar kleine Scheinwerfer aufgestellt hatten, gruben sie etwa eine Stunde lang. Außer ihnen war nur noch ein Fahrer des FBI-Pathologielabors zugegen. Er sah aus, als sei er gerade mal alt genug für den Führerschein.
    Ich schielte noch einmal zu dem Cop an meiner Seite hinüber. »Das ist nicht nur eine Nachtschicht, sondern eine regelrechte Nacht-und-Nebel-Schicht, wie?«
    Kein Lachen, nicht einmal ein leises Kichern als Reaktion. Dann eben nicht, dachte ich.
    Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder der offenen Grube zu meinen Füßen zu. Die drei Jungs vom Friedhof standen inzwischen auf dem teilweise freigelegten Deckel von Connors Sarg. Sie waren im Begriff, Gurte um die Griffe zu schlingen. Ich hatte so meine Zweifel, ob sie wirklich stabil genug waren.
    »Sind Sie sicher, dass die Dinger das ganze Gewicht aushalten?«, fragte ich.
    Alle drei blickten zu mir auf. »Sollten schon«, antwortete der Größte der drei, der nicht ganz eins siebzig maß. Immerhin sprach er einigermaßen Englisch, während die anderen beiden nur fließend nicken konnten.
    Die Gurte wurden festgebunden, und die drei Männer kletterten aus der Grube. Sie hoben ein Aluminiumgestell, an dem eine Seilwinde befestigt war, über das Grab und befestigten die Enden der Gurte daran. Plötzlich ein Geräusch!
    Was zum Teufel war

Weitere Kostenlose Bücher