Honeymoon
einen gewissen Handlungsspielraum – aber das hier ging einen Schritt zu weit. Ich hatte weit mehr als nur meine Pflicht getan – und sie würde garantiert nicht im Hoover Building in Washington mit einem Orden honoriert werden.
Eine verdammt knifflige Lage, in die ich mich da manövriert hatte.
»Alles okay, Craig?«
Nora stand unten an der Treppe und rief nach mir. Ich öffnete die Badtür. »Die Dusche war herrlich. Ich komme gleich.«
»Gut«, antwortete sie. »Dein Omelett ist nämlich jeden Moment fertig.«
Ich kämmte meine Haare glatt zurück, zog mich wieder an, hechtete in zwei Sätzen die Treppe hinunter und fand Nora in der Küche. O Mann, welch ein Anblick! Angetan mit nichts als BH, Slip und einem Spachtel. Dieser atemberaubende Körper – und dieses Lächeln ...
Ich sah, dass sie nur für eine Person gedeckt hatte. »Isst du denn nichts?«, fragte ich.
»Nein, ich habe schon ein bisschen von dem Schinken genascht.« Sie hob eine Flasche Wasser hoch. »Und zum Trinken das Übliche – ich muss schließlich auf meine Figur achten.«
»Auf die habe
ich
heute schon ausgiebig geachtet. Da musst du dir keine Sorgen machen.«
Ich setzte mich und sah ihr zu, wie sie mit der Bratpfanne auf dem Herd hantierte. Vielmehr verschlang ich sie mit den Augen. In der Rückansicht war sie genauso umwerfend wie von vorne. Und was ihre Figur betraf – ich hätte auf kein Gramm davon verzichten mögen.
Jetzt krieg dich mal wieder ein, O'Hara.
Aber ich konnte nicht anders, ehrlich. Es war ein komisches Gefühl, und es erinnerte mich fatal an einen Mann, den ich mal gekannt hatte. Einen Freund von mir, der im Drogendezernat arbeitete. Wirklich ein prima Kerl und ein guter Polizist obendrein. Jedenfalls bis zu seinem verhängnisvollen Fehler. Einmal war er so unvorsichtig, etwas von der heißen Ware zu probieren, und wurde prompt abhängig.
Eine unmissverständliche Warnung.
Selbst nach dem Duschen glaubte ich Noras Duft noch auf meiner Haut riechen zu können. Ich konnte sie immer noch
schmecken
. Mein einziger Gedanke war – dass ich nicht genug von ihr kriegen konnte. Ich konnte nicht mehr zurück, auch wenn ich es gewollt hätte.
»Guten Appetit«, sagte sie.
Ich sah auf das große, flockig lockere Omelett herab, das sie mir hingestellt hatte. »Sieht köstlich aus.« Ich hatte wirklich Hunger – vielleicht, weil ich mich beim Lunch ein bisschen zurückgehalten hatte.
Ich nahm die Gabel und schob mir einen Bissen in den Mund. »Fantastisch!«
Sie legte den Kopf schief. »Du würdest mich doch nie anlügen, oder?«
»Wer, ich?«
»Ja,
du
, Craig Reynolds.« Nora beugte sich vor und strich mir mit der Hand durchs Haar. »Möchtest du ein Bier?«
»Vielleicht lieber ein Wasser.« Das Letzte, was ich jetzt gebrauchen konnte, war noch mehr Alkohol.
Sie ging zum Schrank, um ein Glas zu holen, während ich mich wieder ihrem Omelett widmete. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, es war wirklich unglaublich gut.
»Kannst du über Nacht bleiben?«, fragte sie, als sie mir das Wasser brachte. »
Bitte
, bleib bei mir.«
Die Frage überraschte mich, obwohl ich damit hätte rechnen können.
Ich begann mich in der Küche umzusehen, die mir deutlicher bewusst machte, in wessen Haus ich mich hier befand. Die Einrichtung war absolut professionell und zugleich ästhetisch ansprechend; alles erste Wahl, bis ins kleinste Detail. Viking, Traulsen, Wolf, Miele, Gaggia – ausnahmslos Topmarken.
Nora warf einen Blick in Richtung Eingangshalle. Ihr Sommerkleid lag noch auf den Marmorfliesen.
»Ich glaube, es ist ein bisschen spät, um noch kalte Füße zu kriegen«, sagte sie.
Sie hatte Recht, und ich wollte ihr gerade beipflichten, als mein Magen plötzlich Kapriolen zu schlagen begann.
73
»Was hast du denn?«, fragte Nora.
»Ich weiß nicht«, sagte ich. »Mir ist auf einmal so ...«
Als ob ich die ganze Küche voll kotzen könnte.Ich sprang auf und sprintete in Richtung Bad.
Mit knapper Not erreichte ich die Toilette, ließ mich auf die Knie sinken, und schon stülpte sich mir der Magen um. Da ging es hin, das schöne Omelett, zusammen mit ein paar Überresten des Lunchs.
»Craig, ist alles in Ordnung?«, fragte sie an der Tür.
Nein, keineswegs. Eine gewaltige Welle von Übelkeit hatte mich erfasst, mir drehte sich der Kopf. Ich sah alles verschwommen, ich konnte nur durchhalten und hoffen, dass es bald vorbei wäre.
Wenn der Cop vom Friedhof mich jetzt sehen könnte.
»Craig? Du machst mir Angst.«
Ich
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