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Honeymoon

Titel: Honeymoon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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hatte ich gedacht.
    Ich schnallte das Halfter ab und zog die 9-Millimeter-Beretta heraus. Falls Nora mit dem Gedanken spielte, das Bad zu stürmen, würde ich ihr einen angemessenen Empfang bereiten.
    Ich nahm die Waffe in beide Hände und wartete.
    Wo bist du, Nora – meine große Liebe?
99
    In dem kleinen Raum war jetzt alles still, einschließlich meines Handys. Zwar war ich nicht mehr dazu gekommen, meinen Standort durchzugeben, aber dafür würden die Satelliten sorgen. Vorausgesetzt, die Telefonistin in der Notrufzentrale tat das Richtige: Sie alarmiert ihren Vorgesetzten, der Vorgesetzte alarmiert das FBI, das FBI bekommt die Koordinaten, die mein GPSHandy aussendet, und von der nächstgelegenen Polizeistation wird ein Team losgeschickt. Klingt so einfach.
    Ich musste nur zusehen, dass ich noch am Leben war, wenn sie eintrafen.
    Was sogleich die Frage aufwarf: Warum hatte ich nicht zurückgeschossen?
    Ich wusste, warum. Ich wusste nur nicht, was ich mit der Antwort anfangen sollte.
    Ich versuchte mich möglichst geräuschlos vom Boden zu erheben. Die rasenden Schmerzen in meiner Schulter machten es mir nicht gerade leichter. Auf Zehenspitzen schlich ich zur Tür und drückte mich an die Wand. In der einen Hand hielt ich die Waffe, mit der anderen griff ich nach dem Türknauf. Ganz langsam drehte ich ihn um.
    Ich holte tief Luft und blinzelte ein paarmal nervös. Ich wusste nicht, ob Nora noch vor der Tür stand, aber ich musste es irgendwie herausfinden. Mein einziger Vorteil: Die Tür öffnete sich von mir weg zum Flur hin.
    Drei.
    Zwei.
    Eins.
    Mit aller Kraft, die mir verblieben war, trat ich gegen die Tür. Sie sprang auf.
    In geduckter Haltung stürzte ich hinaus, die Waffe im Anschlag, und schwenkte die ausgestreckten Arme nach links und rechts auf der Suche nach einer Bewegung. Ich visierte eine Lampe an; dann hätte ich fast mein eigenes Spiegelbild im Garderobenspiegel am Ende das Flurs abgeknallt.
    Keine Spur von Nora.
    Ich rückte seitlich in Richtung Küche vor. »Du bist nicht die Einzige, die eine Knarre hat«, rief ich laut. »Aber ich will dich nicht töten.«
    Keine Antwort.
    Ich kam zur Wohnzimmertür. Lugte vorsichtig um die Ecke.
    Keine Bewegung. Keine Nora.
    Bis zur Küche waren es nur noch ein paar Schritte. Ich konnte ein Geräusch hören. Ein Knarren. Schritte. Sie war da – sie wartete auf mich.
    Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch ich brachte kein Wort heraus. Urplötzlich überkam mich ein Schwindelgefühl. Ich tastete nach der Wand, um mich festzuhalten. Meine Knie waren wie aus Gummi.
    Immer noch konnte ich dieses Knarren hören. Kam sie auf mich zu? Ich hob den Arm und zielte mit der Beretta auf die Tür. Der Lauf zitterte. Wieder ertönte das Knarren. Es wurde lauter.
    Verdammt, O'Hara!
    Da endlich fiel der Groschen. Das Knarren war eigentlich ein Knistern. Was es verraten hatte, war der strenge Geruch. Da brannte irgendwas.
    Ich rückte noch ein Stück vor, bis ich direkt neben der Küchentür stand, und riskierte einen raschen Blick. Ich sah den Topf auf dem Ofen stehen; überall war Rauch. Sie hatte den restlichen Reis zum Warmhalten auf der Kochplatte stehen lassen. Jetzt war er angebrannt.
    Ich atmete erleichtert aus. Dann schreckte ich zusammen! Es war das Geräusch einer Tür, die ins Schloss fiel. Die Haustür. Wollte Nora fliehen?
    Ich humpelte gerade zur Tür der Blockhütte hinaus, als der Motor des Benz aufheulte. Im nächsten Moment stolperte ich auf den alten Holzstufen und fiel der Länge nach hin. Ich landete ungebremst auf der Seite. Mir blieb die Luft weg. Ich hätte nie geglaubt, dass solche Schmerzen überhaupt möglich waren.
    Nora legte den Gang ein, als ich mich gerade wieder aufrappelte. Sie blickte sich kurz um, für eine Sekunde trafen sich unsere Blicke.
    »Nora! Stopp!«
    »Ja, klar, O'Hara.
Stop in the name of love
, wie?«
    Ich riss den Arm hoch, doch meine Hand zitterte. Ich zielte auf das Heck des Cabrios, soweit ich es in der Dunkelheit ausmachen konnte.
    »Nora!«, schrie ich noch einmal.
    Sie hatte schon den Rand der Lichtung erreicht und würde jeden Moment über den Waldweg verschwunden sein. Da drückte ich endlich ab und dann noch einmal. Doppelt genäht hält besser.
    Dann wurde mir schwarz vor Augen.
100
    Der verbrannte Wildreis war wie ein Duftsträußchen im Vergleich zu dem Riechsalz.
    Ich zuckte zurück, riss die Augen auf und blickte in die Gesichter von zwei Streifenpolizisten, die sich über mich beugten. Der Ältere

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