Hongkong 02 - Noble House Hongkong
angeheuert wurde, verlor ihr Gesicht und beklagte sich beim Führer ihrer Triade, den ›Red Rod‹, und der …«
»Was reden Sie denn da, Brian? Unsere Männer sind doch keine Triaden!«
»Ich habe es Ihnen schon oft gesagt, Ian: Chinesen sind große Vereinsmeier. Aber bitte, nennen wir ihren Obertriaden einen Vertreter der Gewerkschaft – Ja, ich weiß, Sie haben auch keinen Gewerkschaftler auf Ihren Schiffen –, aber der Bursche sagte nun unmißverständlich, oh ko, durch diese Typen aus dem Norden haben wir das Gesicht verloren, und wie, und den Kerlen werden wir’s zeigen. Worauf er einem hier operierenden indischen Informanten einen Wink gab, der für einen beträchtlichen Teil der Belohnung natürlich sofort bereit war, mitzumachen und die Informationen an das indische Generalkonsulat weiterzugeben.«
»Was?«
Brian Kwok grinste. »Aber ja. Die Belohnung wurde zwanzig zu achtzig zwischen dem Inder und der bisherigen kantonesischen Crew der Eastern Cloud aufgeteilt, und die Kantonesen hatten ihr Gesicht wiedererlangt; das verachtete Schanghaier Gesindel aus dem Norden aber verlor jetzt sein Gesicht, weil es in ein stinkendes indisches Loch gesteckt wurde.«
»O Gott! Haben Sie dafür Beweise?«
»Selbstverständlich! Aber nehmen wir an, als Gegenleistung für, na, sagen wir, geleistete Dienste hilft uns unser indischer Freund bei zukünftigen Nachforschungen – also ziehen wir es vor, seinen Namen für uns zu behalten. Und Ihr ›Betriebsobmann‹? Einer seiner Namen war Großmaul Tuk, und er war drei Jahre lang Heizer auf der Eastern Cloud. War , weil wir ihn leider nicht wiedersehen werden. Wir haben ihn nämlich vorige Woche mit allen Insignien einer 14K erwischt – eines ranghohen Red Rod; es war eine kleine Aufmerksamkeit eines freundlichen Schanghaier Informanten – des Bruders eines Mannes Ihrer Besatzung, die in dem bewußten indischen Loch schmachtete.«
»Haben Sie ihn ausgewiesen?«
»Gewiß. Postwendend. Wir haben wirklich keine gute Meinung von den Triaden. Heutzutage sind es Verbrecherbanden, die in alle möglichen schmutzigen Geschäfte verwickelt sind. Er war unterwegs nach Taiwan, wo man ihn wohl auch nicht mit offenen Armen empfangen wird. Großmaul Tuk war immerhin ein 426er …«
»Was ist ein 426er?«
»Ach, ich dachte, Sie wüßten das. Alle Chargen der Triaden haben außer ihren symbolischen Titeln auch noch Kenn-Nummern – die immer durch die mystische Zahl Drei teilbar sind. Ein Führer ist ein 489er. Die Zahlensumme ist 21, und das ist drei, und außerdem ist 21 ein Vielfaches von drei, das die Schöpfung verkörpert, mal sieben, Tod, und das bedeutet Wiedergeburt. Ein Charge im zweiten Rang ist ein Weißer Fächer, ein 438er, ein Red Rod ein 426er.« Brian Kwok zuckte die Achseln. »Sie wissen doch: Wir Chinesen haben es nun mal mit Zahlen und okkulter Zahlenkunde. Er war ein 426er, ein Red Rod, Ian. Wir haben ihn erwischt. Also gibt es oder gab es Triaden zumindest auf einem Ihrer Schiffe, oder etwa nicht?«
»Scheint so.« Dunross ärgerte sich. Er hätte daran denken sollen, daß es, wo es um Fragen des Gesichtes ging, Unannehmlichkeiten mit Schanghaiern und Kantonesen geben würde. Und er wußte, daß er wieder in einer Falle saß. Jetzt hatte er sieben Schiffe mit Schanghaier Mannschaften gegen etwa fünfzig mit Kantonesen.
»Mein Gott, ich kann doch die Schanghaier Crews, die ich angeheuert habe, jetzt nicht feuern, und wenn ich es nicht tue, muß ich mit noch mehr Gesichtsverlust auf beiden Seiten rechnen. Wie soll ich dieses Problem lösen?«
»Übertragen Sie gewisse Routen ausschließlich den Schanghaiern, aber erst nach einer Übereinkunft mit ihrem 426er Red Rod … ich meine natürlich ihrem Betriebsobmann, und selbstverständlich ihren kantonesischen Gegenstücken – aber nicht bevor Sie einen bekannten Wahrsager zu Rate gezogen haben, der Ihnen versichert, daß es für beide Seiten einen phantastischen Joss bedeuten würde, so vorzugehen.«
Dunross lachte. »Ausgezeichnet! Brian, Sie sind ein Genie! Eine Hand wäscht die andere. Können Sie schweigen?«
»Natürlich!«
»Kaufen Sie gleich morgen früh Struan’s.«
»Wie lange soll ich sie halten?«
»Wie steht es mit Ihrer cajones, Ihrer Courage?«
Brian stieß einen leisen Pfiff aus. »Danke.« Er überlegte kurz und zwang dann seine Gedanken auf die vorliegenden Angelegenheiten zurück. »Kommen wir noch einmal auf die Eastern Cloud zu sprechen, beziehungsweise auf einen der
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