Hongkong 02 - Noble House Hongkong
eigenen Nachrichtendienst beschaffen.«
»Sicher. Dennoch wäre Oberinspektor Crosse Ihnen sehr verbunden, wenn Sie uns ›mal schnell reinschauen ließen‹.« Dunross nahm einen Schluck von seinem Brandy.
Ihm schwirrte der Kopf. Er wußte, daß er das Vorhandensein der anderen leicht leugnen konnte, aber er wollte Special Intelligence seine Hilfe nicht versagen. Special Intelligence war ein wesentlicher Teil von Special Branch und lebenswichtig für die Sicherheit der Kolonie. Ohne sie, davon war er überzeugt, wäre Hongkongs Position in Asien nicht zu verteidigen. Und wenn nur ein Zehntel von AMGs Berichten wahr war, wären ihrer aller Tage ohne einen tadellos funktionierenden Spionage-Abwehrdienst gezählt.
Großer Gott, diese Information in den falschen Händen … Seine Brust krampfte sich zusammen, als er versuchte, einen Ausweg aus dem Dilemma zu finden. Vor seinem geistigen Auge stieg ein Teil dieses letzten Berichtes auf: Der Verräter innerhalb des Polizeiapparates. Dann fiel ihm ein, was Kiernan ihm gesagt hatte. Die alten Nummern der Berichte in seinem Safe waren die einzigen, die es noch gab.
Es gelang ihm, seine Fassung wiederzugewinnen und sich zu konzentrieren. »Ich werde über das, was Sie mir gesagt haben, nachdenken. Morgen reden wir weiter.«
»Tut mir leid, Ian. Man hat mir aufgetragen, Sie auf die Dringlichkeit der Sache hinzuweisen. Mit anderen Worten: Ich muß Sie offiziell zur Mithilfe auffordern.«
»Und Eastern Cloud und Nelson Trading sind also Tauschmittel?«
» Eastern Cloud ist ein Geschenk. Ebenso die dazugehörigen Informationen. Nelson Trading ist für uns nur von flüchtigem Interesse und geht uns nichts an. Was ich Ihnen sagte, war vertraulich.«
Dunross betrachtete seinen Freund, die hohen Backenknochen, die weit auseinanderliegenden, schwerlidrigen, furchtlos blickenden Augen und das gut proportionierte, markante Gesicht mit den dichten schwarzen Brauen.
»Haben Sie diesen Bericht gelesen, Brian?«
»Ja.«
»Dann werden Sie mein Dilemma verstehen.«
»Sie haben recht, wenn Sie vorsichtig sind. Ja, das ist ganz korrekt. Sie beziehen sich auf den Teil des Berichtes, in dem von einer suspekten Person die Rede ist, die möglicherweise im Rang eines Inspektors steht?«
»Ja. Wissen Sie, wer es ist? Oder verdächtigen Sie jemanden?«
»Ja. Er steht bereits unter Aufsicht. Kein Grund, sich darüber Sorgen zu machen, Ian. Nur Mr. Crosse und ich werden die Berichte lesen.«
»Augenblick, Brian – ich habe nicht gesagt, daß sie existieren.« Dunross gab sich den Anschein, als ob er verärgert wäre, und zugleich sah er es aufblitzen in den Augen des Polizeibeamten. Das Gesicht hatte sich nicht verändert. »Versetzen Sie sich doch in meine Lage«, sagte Dunross, der sich scharf konzentrierte. »Es wäre doch ziemlich dumm von mir, Informationen dieser Art herumliegen zu lassen, nicht wahr? Es wäre viel klüger, sie zu vernichten – nachdem man die erforderlichen Konsequenzen gezogen hat – oder etwa nicht?«
»Doch.«
»Belassen wir es für heute abend dabei! Sagen wir, bis morgen zehn Uhr.«
Brian Kwok zögerte, und seine Züge verhärteten sich. »Jetzt ist nicht die Zeit für Gesellschaftsspiele, es geht hier nicht um ein paar Tonnen Gold, einen faulen Zauber an der Börse oder Spekulationen auf dem Grauen Markt. Dies ist ein tödliches Spiel bei dem es um Millionen Menschen geht, um ungeborene Generationen und um die kommunistische Pest. Sevrin ist eine böse Überraschung. Das KGB besteht aus sehr ungemütlichen Zeitgenossen, und wenn es ihnen nötig erscheint, können auch unsere Freunde von der CIA ihre Glacéhandschuhe daheimlassen. Sie täten gut daran, Ihre Akten heute nacht unter scharfe Bewachung zu stellen. Es wäre vielleicht klug, wenn wir einen Mann von uns hierher abstellen würden – für den Fall eines Falles, meinen Sie nicht?«
»Tun Sie, was Sie nicht lassen können, Brian!«
»Sie sind nicht sehr hilfsbereit.«
»Sie irren, alter Freund. Ich nehme Ihre Worte sehr ernst«, gab Dunross entschieden zurück. »Wann und wie haben Sie diese Kopie in die Hand bekommen?«
Brian Kwok zauderte. »Ich weiß es nicht, und wenn ich es wüßte, ich glaube nicht, daß ich es Ihnen sagen sollte.«
Dunross erhob sich. »Kommen Sie! Wir wollen uns mit Crosse unterhalten.«
»Aber warum hassen die Gornts und die Rothwells die Struans und die Dunross’ so sehr, Mr. Marlowe?« fragte Casey. Zusammen mit Peter Marlowe und seiner Frau Fleur streiften
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