Hongkong 02 - Noble House Hongkong
ihn. »Am Sonntag gebe ich auf meiner Jacht eine kleine Party, Dunstan. Möchten Sie kommen? – Es verspricht interessant zu werden. Ich dachte an eine Herrengesellschaft – ich meine, keine Ehefrauen.«
»Da bin ich dabei«, antwortete Barre, und sein Gesicht leuchtete auf. »Könnte ich eine Freundin mitbringen?«
»Bringen Sie zwei, wenn Sie wollen! Je mehr, desto besser. Es wird eine kleine ausgesuchte, vertrauenswürdige Gruppe sein.« Gornt sah, daß Marlowe seine Richtung änderte, als er von Donald McBride und einigen Stewards angerufen wurde. Einer plötzlichen Eingebung folgend, fügte er hinzu: »Ich denke, ich werde auch Marlowe einladen.«
»Obwohl Sie ihn für so neugierig halten?«
»Er könnte sich für die wahre Geschichte der Struans interessieren – der Gründer eines Piratenreiches, das noch heute besteht.« Gornt lachte hintergründig, und Barre fragte sich, welche Schurkerei Gornt im Schilde führte.
»Weil wir gerade davon reden: Wollten Sie Dunross gestern abend durch Ihr Erscheinen auf seiner Party einen Alpdruck verpassen?«
»Glauben Sie, daß er sich dafür revanchiert hat, indem er an meinem Wagen herummanipulierte?«
»Was?« Barre war entsetzt. »Du lieber Himmel! Sie denken, jemand hätte an Ihrem Wagen herumgepfuscht?«
»Der Steuerzylinder wurde durch einen Schlag aufgerissen. Der Mechaniker sagt, es könnte ein Felsbrocken gewesen sein.«
Barre starrte ihn an und schüttelte den Kopf. »Dunross ist kein Narr. Er ist unbeherrscht, gewiß, aber kein Narr. Das wäre ja ein Mordanschlag.«
»Es wäre nicht das erstemal.«
»An Ihrer Stelle würde ich so etwas nicht in aller Öffentlichkeit behaupten, alter Knabe.«
»Sie sind ja nicht die Öffentlichkeit, alter Knabe, oder? Es kommt eine Zeit, da sollten Freunde zusammenhalten.«
Barre war sofort auf der Hut.
»Ja, ich meine es ernst. Die Börse ist sehr nervös. Dieser Schlamassel mit der Ho-Pak Bank könnte unser aller Pläne umstoßen.«
»Meine Hongkong and Lan Tao Farm’s sind so stabil wie der Peak.«
»Das ist richtig – vorausgesetzt, Ihre Schweizer Bank verlängert Ihren Kredit.«
Barres rosiges Gesicht erbleichte. »Wie?«
»Ohne das Darlehen können Sie weder Hongkong Docks and Wharves noch die Royal Insurance of Hongkong and Malaya übernehmen noch Ihre Aktivitäten nach Singapur ausdehnen, noch all die anderen raffinierten kleinen Geschäftchen machen, die Sie auf Ihrem Programm stehen haben. Stimmt’s?«
Schweiß lief Barre über den Rücken. »Wo haben Sie diese Informationen her?«
Gornt lachte. »Man hat seine Freunde unter Leuten von hohem Stand. Keine Sorge, alter Knabe, Ihre Achillesferse ist bei mir gut aufgehoben!«
»Wir … wir befinden uns nicht in Gefahr.«
»Natürlich nicht.« Wieder richtete Gornt das Glas auf sein Pferd. »Übrigens, Dunstan, es könnte sein, daß ich bei der nächsten Vorstandssitzung der Bank Ihre Stimme brauche.«
»Wofür?«
»Weiß ich noch nicht.« Gornt blickte auf ihn hinab. »Ich möchte nur wissen, ob ich mit Ihnen rechnen kann.«
»Ja, ja natürlich.« Barre rätselte nervös, was Gornt vorhatte und wo die undichte Stelle war. »Ich bin Ihnen gern behilflich, alter Knabe.«
»Danke. Fixen Sie Ho-Pak?«
»Selbstverständlich. Seit gestern habe ich mein ganzes Geld draußen. Gott sei Dank. Warum fragen Sie?«
»Wie ich höre, wird Dunross’ Geschäft mit Par-Con nicht zustande kommen.«
»So? Der Abschluß kommt nicht zustande? Warum nicht?«
Gornt lächelte sardonisch. »Weil, mein lieber Dunstan …«
»Hallo, Quillan, Dunstan, tut mir leid, daß ich Sie unterbrechen muß«, machte sich Donald McBride geschäftig, mit zwei Herren im Schlepp, an sie heran. »Darf ich Sie bekanntmachen: Mr. Charles Biltzmann, Vizepräsident von American Superfoods. Er ist der neue Spitzenmann der Fusion General Stores – Superfoods und wird von jetzt an seinen Sitz in der Kolonie haben. Mr. Gornt und Sir Dunstan Barre.«
Der großgewachsene, aschblonde Amerikaner trug einen grauen Anzug, eine graue Krawatte und eine randlose Brille. Leutselig streckte er seine Hand aus. »Freue mich, Sie kennenzulernen. Nette kleine Rennbahn haben Sie da.«
Nicht eben begeistert schüttelte Gornt ihm die Hand. Neben Biltzmann stand Richard Hamilton Pugmire, der gegenwärtige Tai-Pan von H. K. General Stores, Steward des Jockey-Clubs, ein arroganter kleiner Mann Ende Vierzig, der das Stigma seiner kleinen Statur als ständige Herausforderung empfand. »Hallo, ihr
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