Hongkong 02 - Noble House Hongkong
lockte ihn. Er streckte die Hand aus und berührte ihr Haar, so seidig und fein und sinnlich erregend. Eine Liebkosung. Ein sanftes Erbeben, und sie küßten sich. Ihre Lippen waren weich, und Sekunden später, willkommen heißend, ein klein wenig feucht, ohne Lippenstift, rein und süß der Geschmack.
Leidenschaft riß sie fort. Seine Hand erreichte ihre Brust, und die Hitze drang durch die Seide. Sie erschauerte und versuchte zurückzuweichen, aber er hielt sie fest und liebkoste sie. Sein Herz hämmerte, während sie ihre Hände an seine Brust legte und sie dort eine Weile beließ. Sie drückte sich an ihn, trennte aber dann ihre Lippen von den seinen, um Atem zu holen. Heiß schoß ihr das Blut durch die Adern.
»Linc … du …«
»Du bist so süß«, flüsterte er und beugte sich vor, um sie wieder zu küssen, aber sie wich ihm aus.
»Warte, Linc! Zuerst …«
Er küßte sie auf den Hals, und weil er ihr Verlangen spürte, versuchte er es noch einmal. »Zuerst ein Kuß, dann warte ich.«
Sie lachte. Die Spannung löste sich. Seine Begierde, von ihrem Verlangen angefacht, war stark. Jetzt war der Augenblick vorbei, und das Fechten und Parieren begann von neuem. Zorn stieg in ihm auf, aber nun langte sie nach oben und küßte ihn. Sogleich erlosch sein Zorn.
»Du bist zu stark für mich, Linc«, flüsterte sie mit kehliger Stimme, die Arme um seinen Hals geschlungen. »Zu stark, zu nett, zu attraktiv und … ich schulde dir ja wahrhaftig mein Leben.« Ihre Hand liebkoste seinen Hals, und er fühlte es in seinen Lenden, als sie zu ihm aufblickte.
»Zuerst reden wir«, sagte sie und löste sich von ihm, »und dann küssen wir uns vielleicht noch einmal.«
»Gut.« Wieder wollte er sich ihr nähern, aber nun waren sie beide in guter Stimmung, und sie legte einen Finger an ihre Lippen. »Mr. Bartlett! Sind alle Amerikaner wie du?«
»Nein«, gab er rasch zurück.
»Ja, ich weiß.« Ihre Stimme klang ernst. »Darüber wollte ich mit dir reden. Kaffee?«
»Gern.«
Mit Bedacht schenkte sie den Kaffee ein. Er schmeckte so gut wie der erste. Bartlett hatte sich in der Hand, obwohl der leise Schmerz andauerte.
»Gehen wir ins Wohnzimmer«, schlug sie vor. »Ich bringe dir deine Tasse.«
Er stand auf und hielt sie mit einem Arm umschlungen. Sie sträubte sich nicht, und er hatte das Gefühl, daß ihr seine Berührung angenehm war. Er setzte sich in einen der tiefen Lehnsessel. »Setz dich da her«, bat er und klopfte auf die Lehne. »Bitte!«
»Später. Zuerst möchte ich mit dir reden.« Sie lächelte ein wenig scheu und setzte sich auf das Sofa gegenüber. Es war mit blauem Samt überzogen und paßte zu dem chinesischen Teppich auf dem blanken Parkettboden. »Ich kenne dich erst ein paar Tage und ich … ich bin keine Knutsche.« Sie errötete. »Tut mir leid, aber das bin ich nun mal nicht. Ich suche kein Verhältnis. Ich brauche keinen Nahkampf, ob leidenschaftlicher oder freundschaftlicher Natur, und keinen verlegenen oder schmerzlichen Abschied. Ich habe es gelernt, ohne Liebe zu leben, und ich will das alles nicht noch einmal mitmachen. Ich habe Quillan geliebt. Ich war siebzehn, als es anfing, und jetzt bin ich fünfundzwanzig. Es sind fast drei Jahre her, daß wir Schluß gemacht haben. Ich liebe keinen, und – ich bin kein Betthäschen.«
»So habe ich dich auch nie eingeschätzt«, sagte er und wußte, daß es gelogen war. Er verwünschte sein Mißgeschick. »Zum Teufel, wofür hältst du mich?«
»Für einen feinen Kerl«, antwortete sie aufrichtig, »aber in Asien kommt ein Mädchen … jedes Mädchen … sehr bald drauf, daß Männer mit ihr schlafen wollen und weiter nichts. Tut mir leid, Linc, aber nur so zum Vergnügen mit einem Mann schlafen, das ist nichts für mich. Sicher, ich bin Eurasierin, aber keine … du verstehst, was ich sagen will?«
»Aber natürlich«, antwortete er. »Du willst mir sagen, daß du kein Freiwild bist.«
»Ja«, bestätigte sie, »das wollte ich wohl sagen.« Sie war den Tränen nahe.
»Um Himmels willen, Orlanda!« Er ging zu ihr und hielt sie fest. »Ich will dich doch zu nichts überreden, oder …«
»Ich bin ja so froh! Einen Augenblick lang dachte ich …« Sie blickte auf, und vor ihrer unschuldsvollen Miene schmolz er dahin. »Du bist mir doch nicht böse, Linc? Ich meine … du warst es, der unbedingt mitkommen wollte.«
»Ich weiß«, sagte er, hielt sie in seinen Armen und dachte, das ist die Wahrheit, aber Wahrheit ist auch, daß
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