Hongkong 02 - Noble House Hongkong
hin: »Da haben Sie mein Telefon. Scheuen Sie sich nicht, mich anzurufen!«
»Danke. Und wegen Ihres Honorars …«
»Darüber machen Sie sich bloß keine Gedanken, Mr. Marlowe! Vor allem müssen Sie beide wieder gesund werden.« Der Arzt blickte zur Tür. Er zögerte, die Wohnung zu verlassen. »Waren Sie bei der Infanterie?«
»Nein. Luftwaffe.«
»Ah ja? Auch mein Bruder war einer der Auserlesenen. Damals …« Er unterbrach sich. Fleur Marlowe rief mit schwacher Stimme durch die Tür. »Herr Doktor … könnten … könnten Sie … bitte …«
Tooley ging zur Tür, öffnete sie und schloß sie hinter sich.
Ein süßlich scharfer Geruch füllte das winzige Badezimmer.
»Ist ja schon gut«, beruhigte er sie und half ihr, ihre gepeinigten Bauchmuskeln zu stärken, indem er eine Hand auf ihren Rücken, die andere auf ihren Magen legte und sie sanft und gekonnt massierte. »Sehen Sie! Entspannen Sie sich! Ich halte Sie.«
Er fühlte die Knoten unter seinen Fingern und bemühte sich, ihr von seiner Wärme und seiner Kraft zu geben. »Sie sind etwa so alt wie meine jüngste Tochter. Ich habe drei, und die älteste hat zwei Kinder. Nur schön entspannen, denken Sie nicht an die Schmerzen …« Nach einer kleinen Weile lösten sich die Krämpfe.
»Ich bin jetzt wieder in Ordnung«, sagte sie. »Danke.«
Aber er wußte, daß das nicht stimmte. Der Schweiß strömte ihr über den Körper.
Mit einem Schwamm wusch er ihr das Gesicht und trocknete sie ab. Unter freundlichem Zureden half er ihr aufstehen, stützte sie und säuberte sie. Weder auf dem Papier noch im Klosettbecken konnte er Blutspuren entdecken, und er atmete erleichtert auf. »Sie sind bald wieder auf dem Damm«, sagte er. »Sie sind eine tapfere junge Frau. Bald werden Sie sich wieder pudelwohl fühlen. Können wir?« Er öffnete die Tür, Peter Marlowe kam zu Hilfe geeilt. Zusammen brachten sie Fleur zum Bett, und erschöpft lag sie da, ein paar feuchte Härchen auf der Stirn. Dr. Tooley wischte sie fort und betrachtete nachdenklich seine Patientin. »Ich denke, wir werden Sie für ein, zwei Tage in ein Privatsanatorium legen.«
»Ja, aber … aber …«
»Es besteht kein Grund zur Sorge, aber wir sollten auch an das kommende Baby denken, meinen Sie nicht? Noch dazu mit zwei Kleinkindern im Haus. Wenn Sie sich zwei Tage richtig ausruhen können, wird das genügen.« Seine rauhe Stimme beruhigte sie. »Ich werde alles Nötige in die Wege leiten.« Er lächelte. »Die Klinik ist in Kowloon; so ersparen wir uns die lange Fahrt auf die Insel hinüber.« Er schrieb Marlowe Adresse und Telefonnummer auf. »So ist es am besten, junge Frau, und Sie brauchen sich nicht um die Kinder zu kümmern. Ich weiß, was für eine Plage sie sein können, wenn man krank ist.« Er nickte zufrieden. »Und machen Sie sich keine Sorgen, Mr. Marlowe! Ich werde mit Ihrem Hausboy reden und ihn bitten, daß er die Wohnung in Ordnung hält. Und wegen des Geldes …« Die Fältchen rund um seine Augen vertieften sich. »Das geht schon in Ordnung.«
Er verließ die Wohnung, Peter Marlowe setzte sich aufs Bett.
»Ich hoffe, die Kinder sind gut in die Schule gekommen«, bangte sie.
»Aber sicher. Auf Ah Sop ist Verlaß.«
Sie stützte sich auf eine Hand und blickte in den Regen hinaus und auf das flache graue Dach des Hotels auf der anderen Seite der schmalen Straße. »Ich … ich hoffe, es wird … es wird nicht zuviel kosten«, sagte sie mit schwacher Stimme.
»Zerbrich dir darüber nicht den Kopf, Fleur! Der Autorenverband wird zahlen.«
»Du meinst? Ich wette, sie zahlen nicht, oder zumindest nicht rechtzeitig. Zu dumm! Wo es doch mit unseren Finanzen schon jetzt nicht gerade rosig aussieht.«
»Ich kann mir immer etwas auf die nächste Annuität leihen.«
»Nein, nein, das machen wir nicht! Das haben wir abgemacht! Sonst … sitzt du wieder in der Falle.«
»Es wird sich schon wieder etwas finden«, antwortete er zuversichtlich. »Nächsten Monat gibt es wieder einen Freitag, der auf den Dreizehnten fällt, und so ein Tag hat uns schon immer Glück gebracht.« Als sie vor drei Jahren einen finanziellen Engpaß durchmachten, hatte ihm der Verkauf eines Drehbuchs – an einem Dreizehnten – genügend eingebracht, um wieder hochzukommen. Seinen ersten Auftrag, Regie zu führen, hatte er an einem Dreizehnten erhalten. Und Freitag, den 13. April des Vorjahres, hatte ihm ein Studio in Hollywood für 157.000 Dollar die Filmrechte für seinen Roman
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