Hongkong 02 - Noble House Hongkong
Acht Millionen, um genau zu sein – die erste wurde schon eingezahlt.«
»Ob wir eine Anklage durchdrücken könnten?«
»Aber sicher, wenn wir Thomas K. K. Lim in die Hand bekommen. Ich habe Crosse gefragt, aber er hat nur die Achseln gezuckt und gemeint, das wäre nicht unser Bier, und wenn die Yankees ihre Regierung bescheißen wollten, ginge das nur sie etwas an.« Brian Kwok lächelte, aber seine Augen blieben ernst. »Diese Information hat’s in sich, Robert. Wenn nur ein Teil an die Öffentlichkeit gelangte, gäbe es einen Skandal, der sich gewaschen hat.«
»Besteht irgendeine Verbindung zwischen Lim und den anderen Gaunern? Ich meine, Raffzahn Lo und seinen Kumpeln? Haben sie CARE-Gelder auf die Seite gebracht?«
»Vermutlich ja, aber ihre Aufzeichnungen sind alle auf Chinesisch, und da braucht es länger, sie festzunageln.« Brian Kwok fügte hinzu: »Sonderbar, daß Crosse gerade diese eine Geschichte ausgeschnüffelt hat. So als wüßte er, daß da ein Zusammenhang besteht.«
»Was für eine Geschichte?«
»Du kennst doch diesen amerikanischen Vizekonsul – der Homo, der Visa verkauft?«
»Was ist mit ihm?«
»Vergangenen Monat aß Crosse mit ihm zu Abend. In seiner Wohnung.«
Nervös rieb sich Armstrong das Gesicht. »Das beweist gar nichts. Hör mal, morgen, morgen bekommen wir die AMG-Berichte. Morgen kommt Sin …«
Ein Klopfen unterbrach ihn. Die Tür ging auf. Mit zwei Seideln kaltem Bier auf einem Tablett trat ein chinesischer Kellner ein und grinste freundlich. »Guten Tag, Sir«, grüßte er und reichte ein Glas Brian Kwok, das andere Armstrong und ging wieder.
»Sehr zum Wohle«, sagte Armstrong – und verabscheute sich. Er nahm einen kräftigen Schluck und ging dann zu seinem Safe, um das Band wegzuschließen.
Brian Kwok musterte ihn. »Fehlt dir auch nichts, altes Haus?«
»Nein, nein.«
»Was hat die Alte erzählt?«
»Anfangs nichts als Lügen. Und dann die Wahrheit. Die ganze Wahrheit. Ich erzähle es dir beim Essen. Du weißt ja, wie das geht – früher oder später kommt man auf alle Lügen, man muß nur ein bißchen Geduld haben. Ich habe von Lügen die Nase voll.«
Er trank sein Bier aus. »Das hat geschmeckt!«
»Willst du auch meines haben? Hier!«
»Nein, danke. Ich brauche jetzt einen Whisky-Soda vor dem Ragout. Trink aus, und seilen wir uns ab!«
Brian Kwok stellte sein noch halb volles Bierglas ab. »Das ist genug für mich.« Er zündete sich eine Zigarette an. »Wie geht es dem Anti-Raucher?«
»Es ist hart. Was Neues im Falle Woranski? Hat man die Mörder?«
»Die haben sich in Luft aufgelöst. Aber wir haben ja ihre Bilder. Wir werden sie erwischen, sofern sie nicht schon über die Grenze sind.«
»Oder in Taiwan.«
Brian Kwok nickte. »Oder in Macao oder Nordkorea, Vietnam oder sonstwo. Der Minister, die MI-6, die CIA, alle sind sie wütend auf Crosse – wegen Woranski. Die oberste Befehlsebene der CIA in London ist dem Minister aufs Dach gestiegen, und er hat die Schelte weitergegeben. Wir müssen diese Burschen fangen, sonst kommt Rosemont uns zuvor; er ist überzeugt, daß der Mord mit Sevrin und dem Flugzeugträger zusammenhängt. Höchst unklug, mit dem Schiff hier zu ankern und der Volksrepublik auf die Füße zu treten. Dieses Monstrum stellt eine offene Einladung für jeden in Asien agierenden Agenten dar.«
»Crosse hätte liebend gern einen Spitzel an Bord. Kann ich verstehen.« Armstrong sah dem Rauch nach. »Wenn ich Nationalchinese wäre, würde ich vielleicht ein paar Bomben legen und mit dem Finger auf die Volksrepublik zeigen – oder umgekehrt und Tschiang Kai-schek beschuldigen.«
»Das würde die CIA tun, um gegen die Volksrepublik Stimmung zu machen.«
»Hör doch auf, Brian!«
Brian Kwok nahm einen letzten Schluck. »Das ist genug für mich. Komm!«
»Augenblick noch!« Armstrong wählte eine Nummer. »Hier spricht Armstrong. Bereiten Sie ein zweites Verhör für V-11-3 vor. Siebzehn Uhr. Ich möchte …« Er brach ab, als er merkte, daß die Augen seines Freundes flackerten und glasig wurden. Er fing den Fallenden auf, ließ ihn in seinen Sessel zurücksinken und legte den Hörer auf. Jetzt hieß es für ihn nur noch warten.
Ich habe meine Pflicht getan, dachte er.
Die Tür ging auf. Crosse trat ein; hinter ihm kamen drei ernst blickende SI-Männer in Zivil, sie alle ranghohe Beamte, alle Engländer. Rasch stülpte einer der Männer Brian Kwok eine dicke schwarze Kapuze über den Kopf, hob ihn mühelos auf und
Weitere Kostenlose Bücher