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Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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ging hinaus. Die anderen folgten ihm.
    Da es nun getan war, empfand Robert Armstrong weder Schock noch Gewissensbisse noch Zorn. Nichts. Sein Verstand sagte ihm, daß er keinen Fehler gemacht hatte; aber er sagte ihm gleichzeitig, daß dieser Mann, der seit zwanzig Jahren sein Freund war, unmöglich ein Maulwurf der Volksrepublik China sein konnte. Aber er war es.
    Das gefundene Material bewies über jeden Zweifel hinaus, daß Brian Kwok der Sohn von Fang-ling Wu, Ah Tams Herrin, war; wollte man aber seinem Geburtsschein und anderen Personaldokumenten Glauben schenken, führten seine Eltern den Familiennamen Kwok und wurden 1943 in Kanton von Kommunisten ermordet. Auf einer der Fotografien stand Brian Kwok neben einer zierlichen chinesischen Dame vor einer Apotheke an der Wegkreuzung in einem Dorf. Die Qualität des Bildes ließ zu wünschen übrig, war aber mehr als gut genug, um die Schriftzeichen auf dem Ladenschild lesen und ein Gesicht erkennen zu können, sein Gesicht.
    Im Hintergrund war ein altertümliches Auto zu sehen. Dahinter wartete ein Europäer, das Gesicht halb abgewendet. Augenglas Wu hatte die Apotheke an der Wegkreuzung von Ningtok, Eigentum der Familie Tokling Wu, wiedererkannt. Ah Tam hatte die Dame als ihre Herrin identifiziert.
    »Und der Mann? Wer ist der Mann neben ihr?«
    »Ach, das ist ihr Sohn, Herr, das habe ich dir ja schon gesagt. Ihr zweiter Sohn Tschutoy, jetzt lebt er mit den fremden Teufeln im Norden des Landes der Goldenen Berge«, hatte die alte Frau gewimmert. »Er ist ihr zweiter Sohn und wurde in Ningtok geboren, und mit meinen eigenen beiden Händen habe ich bei der Entbindung geholfen. Er war Mutters zweiter Sohn und ging schon als Kind fort …«
    »Er ging fort? Wohin?«
    »Ins … ins Regenland, und dann ins Land der Goldenen Berge. Jetzt hat er ein Restaurant und zwei Söhne … Er ist dort Geschäftsmann und kam, um Vater zu besuchen … Vater lag im Sterben, und er kam, wie es einem guten Sohn geziemt, doch dann ging er wieder fort, und Mutter weinte und weinte …«
    »Wie oft hat er seine Eltern besucht?«
    »Ach, nur dieses eine Mal, Herr. Jetzt wohnt er so weit weg, daß er nur als gehorsamer Sohn zurückkam, und dann fuhr er gleich wieder fort. Ich bekam ihn nur ganz zufällig zu Gesicht. Mutter hatte mich ins nächste Dorf geschickt, Verwandte zu besuchen, aber ich fühlte mich einsam und kam schon früher zurück und sah ihn … Das war kurz bevor er wieder abfuhr. Er setzte sich in einen Wagen, wie ihn die fremden Teufel fahren …«
    »Wo hatte er das Auto her? Gehörte es ihm?«
    »Ich weiß es nicht, Herr. In Ningtok gab es kein Auto. Nicht einmal der Dorfausschuß hatte eines, nicht einmal Vater, wo er doch Apotheker war. Sie haben uns in Frieden gelassen, Maos Leute …, weil Vater ein gebildeter Mann war, ein Apotheker, und insgeheim, aber das wußte ich nicht, ein Anhänger Maos. Nein, das wußte ich nicht, das schwöre ich.«
    »Und wie hieß er also wirklich, der Sohn deiner Herrin? Der Mann auf dem Bild?« versuchte er sie unsicher zu machen.
    »Tschutoy Wu, Herr, er war ihr zweiter Sohn … Ich erinnere mich noch, wie er nach … nach diesem scheußlichen Ort, diesem Duftigen Hafen, geschickt wurde.
    Er war fünf oder sechs Jahre alt und hatte hier einen Onkel, und dann …«
    »Wie hieß der Onkel?«
    »Das weiß ich nicht, Herr, man hat es mir nie gesagt. Ich weiß nur noch, daß Mutter weinte und weinte, als Vater ihn fortschickte. Er sollte eine Schule besuchen … Kann ich jetzt heimgehen, bitte, ich bin müde …«
    »Er wurde nach Hongkong an eine Schule geschickt? An welche?«
    »Das weiß ich nicht, Herr, meine Herrin hat es mir nie gesagt. Und dann verbannte sie ihn aus ihren Gedanken, und ich auch, und das war gut so, denn er ging für immer fort. Du weißt ja, daß Zweitgeborene fortgehen müssen …«
    »Wann ist Tschutoy Wu nach Ningtok zurückgekehrt?«
    »Das war vor einigen Jahren, als Vater im Sterben lag. Und von damals ist das Bild. Mutter wollte es unbedingt haben, sie weinte und flehte ihn an, sich mit ihr fotografieren zu lassen … Vater war heimgegangen, und sie war ganz allein … Oh, sie weinte so sehr, und Tschutoy erfüllte ihr schließlich ihre Bitte …«
    »Und wer ist der Barbar auf dem Bild?« Den Kopf halb zur Seite gedreht, stand der Mann neben dem Auto. Es war ein Europäer, von kräftiger Statur, seine Kleidung farblos und zerknittert.
    »Ich weiß es nicht, Herr. Er war der Chauffeur und fuhr

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