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Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Tschutoy, aber der Dorfausschuß und auch Tschutoy selbst verneigten sich mehrmals vor ihm, und es hieß, er ist eine bedeutende Persönlichkeit.«
    »Und die Leute auf dem anderen Bild? Wer sind sie?«
    Es war eine alte Fotografie, fast schon sepiabraun, und zeigte ein Paar, das sich in seiner Hochzeitskleidung sichtlich unbehaglich fühlte und krampfhaft lächelnd in die Kamera blickte.
    »Das sind Vater und Mutter, Herr, habe ich das nicht schon gesagt? Er hieß Ting-top Wu und seine taitai, meine Herrin, Fang-ling …«
    »Und der Zeitungsausschnitt?«
    »Er klebte an dem einen Bild, und darum ließ ich ihn dran. Was sollte ich denn mit dem Unsinn sonst anfangen?«
    Robert Armstrong holte tief Atem. Der vergilbte Ausschnitt war aus einer in Hongkong erscheinenden chinesischen Zeitung vom 16. Juli 1937 und berichtete über drei junge Chinesen, die ihre Abschlußprüfung so erfolgreich bestanden hatten, daß die Regierung von Hongkong sie mit einem Stipendium an eine Public School in England schickte. Einer von ihnen hieß Karshun Kwok. Karshun war Brian Kwoks offizieller chinesischer Name.
    »Sie haben sich bestens bewährt, Robert«, sagte Crosse.
    »Habe ich das?« antwortete Armstrong niedergeschlagen.
    »Ja, bestens. Sie sind mit dem Beweismaterial gleich zu mir gekommen, und Sie haben meine Anweisungen strikt befolgt.« Crosse setzte sich an den Schreibtisch. »Ich bin nur froh, daß Sie das richtige Bier getrunken haben. Hat er etwas gemerkt?«
    »Nein, ich glaube nicht.« Armstrong bemühte sich, seine Fassung zu bewahren.
    »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, Sir. Ich … ich fühle mich unrein. Ich … ich muß unter die Dusche. Entschuldigen Sie mich!«
    »Bitte setzen Sie sich einen Augenblick! Ja, Sie müssen müde sein. Solche Sachen nehmen einen ganz schön mit.«
    Herrgott, hätte Armstrong herausschreien wollen, das ist doch nicht möglich! Unmöglich, daß Brian ein Geheimagent ist, aber es paßt alles zusammen. Warum sonst sollte er sich einen anderen Namen, eine andere Geburtsurkunde zugelegt haben? Wozu sonst ein so sorgfältig ausgeklügeltes Märchen – daß seine Eltern während des Krieges in Kanton von Kommunisten ermordet wurden? Und wenn sein Vater nicht wirklich im Sterben gelegen hatte, warum sonst hätte er sich heimlich nach Ningtok zurückgeschlichen und damit riskiert, alles zu verlieren, was er in dreißig Jahren so zielstrebig aufgebaut hatte? Wenn diese Fakten stimmen, ergeben sich logische Folgerungen: Um von der schweren Krankheit seines Vaters zu erfahren, mußte er ständigen Kontakt zum Festland gehabt haben; als Inspektor der Hongkonger Polizei mußte er in der Volksrepublik persona grata gewesen sein – andernfalls hätte man ihn nicht heimlich einreisen und ebenso heimlich wieder ausreisen lassen.
    Und wenn er persona grata war, mußte er einer von ihnen und schon vor Jahren angeworben worden sein. »Mein Gott«, murmelte er, »er hätte Assistant Commissioner werden können, vielleicht sogar Commissioner …!«
    »Was schlagen Sie vor, Robert?« fragte Crosse mit sanfter Stimme.
    Armstrong kehrte in die Gegenwart zurück; seine Selbstbeherrschung bezwang seine Seelenqual. »Die Entwicklung zurückverfolgen. Wir finden das fehlende Glied. Sein Vater war ein winziges kommunistisches Rädchen, und die Vermutung liegt nahe, daß auch der Verwandte in Hongkong dazugehörte. Anzunehmen, daß sie Brian scharf an der Kandare gehalten haben.«
    »Sie haben völlig recht, Robert. Aber zuerst verhören Sie ihn!«
    Eisiges Entsetzen durchzuckte Armstrong. »Nein«, sagte er.
    »Doch. Sie werden das Verhör leiten. Es werden keine Chinesen daran teilnehmen, nur ranghohe britische Agenten. Ausgenommen Wu, Augenglas Wu. Ja, der wird Ihnen eine Hilfe sein.«
    »Ich kann nicht … ich will nicht.«
    Crosse öffnete den großen Umschlag aus Manila-Papier, den er mitgebracht hatte.
    »Was halten Sie davon?«
    Armstrong betrachtete das Bild. Es war die Vergrößerung eines kleinen Teils der zweiten Fotografie, der Kopf des Europäers neben dem Auto. Das Gesicht des Mannes war halb zur Seite gedreht. »Ich würde sagen, daß er sich umdrehte, um nicht fotografiert zu werden.«
    »Das war auch mein Eindruck. Erkennen Sie ihn wieder?«
    Armstrong sah sich die Vergrößerung genau an. »Nein.«
    »Vielleicht Dunross? Ian Dunross?«
    Kopfschüttelnd ging Armstrong damit ans Fenster. »Möglich, aber … unwahrscheinlich. Wenn … wenn es Dunross ist, dann … Sie meinen, er

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