Hongkong 02 - Noble House Hongkong
Neues?«
»Da ist ein langer Artikel über den Iran«, antwortete Brian. »Es heißt hier: ›Einvernehmlich mit dem persischen Tyrannen haben kapitalistische SIA-Faschisten eine revolutionäre Bewegung in Aserbeidschan niedergeschlagen. Tausende Tote!‹ Und so weiter. Ich glaube das nicht alles, aber es sieht ganz so aus, als ob die CIA und die 92. Luftlandedivision die Lage dort entschärft hätten.«
»Was uns das schon groß helfen wird!«
Brian Kwok sah auf. Sein Lächeln erlosch. »Was ist denn los?«
»Ich fühle mich elend.« Armstrong zögerte. »Ich habe uns Bier bestellt, dann können wir essen gehen. Wie wäre es mit einem Reisragout? Einverstanden?«
»Einverstanden, aber wenn du dich elend fühlst, können wir das Essen auch lassen.«
»Das hat nichts damit zu tun. Ich … ich hasse diese ›Verhöre in Weiß‹ … ich kann sie nicht ausstehen. Aber Crosse wollte es so haben. Dieser Saukerl!«
Brian Kwok legte die Zeitung nieder. »Ja, das ist er wirklich, und ich bin ganz sicher, daß ich mit meiner Vermutung recht habe.«
»Nicht jetzt, Brian. Beim Essen vielleicht, aber nicht jetzt. Mein Gott, hab ich einen Durst! Dieser verdammte Crosse, dieser verdammte SI! Ich gehöre nicht dazu, aber er tut, als ob ich einer von seinen Leuten wäre!«
»Ach ja? Aber du kommst doch zum 16/2 heute abend? Soviel ich weiß, wurdest du dazu abkommandiert?«
»Verdammt will ich sein, wenn ich mich abkommandieren lasse«, sagte Armstrong grimmig – obwohl er genau wußte, daß er, wenn Crosse es so haben wollte, nichts dagegen tun konnte. »Hat die aufgefangene Meldung etwas mit Sevrin zu tun?«
»Ich weiß es nicht. Ich hoffe es.« Brian Kwok musterte ihn und lächelte. »Kopf hoch, Robert, ich habe eine interessante Neuigkeit für dich!« Er schmunzelte. Wieder einmal stellte Armstrong fest, was für ein gutaussehender Mann sein Freund war.
»Was für eine gute Neuigkeit ist das wohl? Hast du Freund Einfuß im Para-Restaurant die Hölle heiß gemacht, und hat er dir die ersten vier Gewinner für Sonnabend verraten?«
»Was denn noch alles? Nein, es handelt sich um diese Akten, die du gestern bei Raffzahn Lo kassiert und an die Wirtschaftspolizei weitergegeben hast. Vom Fotografen Ng.«
»Ach ja.«
»Wie es aussieht, ist unser liebenswerter Gast chinesisch-amerikanischer Herkunft, Mr. Thomas K. K. Lim, der sich irgendwo in Brasilien aufhält, ein wahres Original. Seine Akten sind eine Fundgrube. Und alles in Englisch, was der Wirtschaftspolizei die Arbeit besonders leicht gemacht hat.«
»Besteht eine Verbindung zu Tsuyan?« fragte Armstrong, dessen Gedanken sofort eine andere Richtung nahmen.
»Jawohl. Und zu einer Menge anderer Leute. Sehr prominente Persönlichkeiten …«
»Banastasio?«
Brian Kwok lächelte. »Vinzenco Banastasio in Person. Damit ist ein Zusammenhang zwischen John Tschen, den Waffen, Tsuyan, Banastasio und Peter Marlowes Theorie hergestellt.«
»Bartlett?«
»Noch nicht. Aber Marlowe kennt jemanden, der zuviel weiß, was wir nicht wissen. Ich finde, wir sollten ihn auf den Zahn fühlen. Machst du mit?«
»Aber ja! Was habt ihr sonst noch herausgefunden?«
»Thomas K. K. Lim ist Katholik, Chinesisch-Amerikaner der dritten Generation und ein Plappermaul. Außerdem sammelt er alle möglichen herzerfrischenden Schriftstücke, Briefe, Aufzeichnungen, Notizen etc.« Wieder verzog er das Gesicht zu einem humorlosen Lächeln. »Unsere Yankee-Freunde sind nachlässiger, als wir dachten.«
»Beispiele?«
»Ein Beispiel: Gemeinsam mit gewissen Generälen, amerikanischen und vietnamesischen, widmete sich eine gewisse weithin bekannte, über ausgezeichnete Verbindungen verfügende, in Neuengland beheimatete Familie dem für sie sehr gewinnbringenden Bau mehrerer sehr großer und völlig unnötiger Stützpunkte der US-Luftwaffe in Vietnam.«
»Halleluja! Namen?«
»Namen, Dienstgrade, Lieferverträge. Wenn die Betroffenen wüßten, daß Freund Thomas imstande ist, alles mit Dokumenten zu belegen, lähmendes Entsetzen würde die Kameraden in der Ruhmeshalle, im Pentagon und in den Rauchsalons verschiedener exklusiver Klubs befallen.«
»Ist er der Mittelsmann?«
»Entrepreneur nennt er sich. Oh, er unterhält ausgezeichnete Beziehungen zu einem Haufen Prominenter. Zu Amerikanern, Italienern, Vietnamesen, Chinesen von beiden Seiten der Grenze. Bei einem zweiten ›Projekt‹ geht es darum, weitere Millionen für ein ebenso dubioses ›Hilfsprogramm‹ für Vietnam abzuzweigen.
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