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Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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nur ein schwankendes Rohr.
    Mit hoher Geschwindigkeit lief die Dschunke auf Abfangkurs, während die finstere Nacht nur durch das spärliche Mondlicht erhellt wurde, das durch die Wolkendecke drang. Auf Steuerbord zuhaltend, näherte sie sich rasch dem Frachter. Es war ein kleines, langsames, schon recht altes Schiff. »Ein Küstenfrachter«, belehrte Poon unaufgefordert Paul Tschoy. »Wir nennen sie Thai-Trawler. Von diesen Scheißkähnen gibt es Hunderte in allen asiatischen Gewässern. Es sind die Läuse des Meeres, Profitmacher Tschoy, Kapitäne und Mannschaften sind der letzte Dreck. Außerdem lecken sie wie Hummerkörbe. Die meisten verkehren auf der Bangkok-Singapur-Manila-Hongkong-Route. Ich möchte nicht für alles Geld der Welt mit so einem Seelenverkäufer fahren …«
    Er unterbrach sich. Wieder ein kurzes Lichtzeichen, das Wu beantwortete. Dann sahen alle an Steuerbord das Aufspritzen, als etwas Schweres über Bord ging. Sofort signalisierte Wu »Alle Maschinen stop!« Die plötzliche Stille war betäubend. Die Auslugposten am Bug starrten ins Dunkel.
    Ein Ausguck signalisierte mit einer Flagge. Wu fuhr langsam an. Noch ein stummes Signal, eine Richtungsänderung, und dann eine lebhaftere, schnellere Bewegung der Flagge.
    Sofort drehte Wu bei, und die Dschunke näherte sich der auf- und abhüpfenden Bojenleine. Der knorrige alte Mann schien ein Teil des Schiffes zu sein, als er jetzt die schwere Dschunke geschickt in Stellung brachte. Wenige Augenblicke später beugte sich ein Matrose mit einem langen Bootshaken vom Hauptdeck aus über die Reling und zog die Bojenleine heran, die mit Hilfe anderer Matrosen rasch festgemacht wurde. Mit geübter Fertigkeit schnitt der Bootsmann die Bojen ab und warf sie über Bord, während einige seiner Kameraden sich vergewisserten, daß die Ballen am anderen Ende der Leine unter der Wasseroberfläche sicher befestigt waren. Paul Tschoy konnte die Ballen jetzt deutlich sehen, es waren zwei, jeder sechs mal drei mal drei Fuß, unter Wasser mit Stricken festgezurrt; ihr Gewicht hielt die Leine straff gespannt. Sobald die Fracht längsseits der Dschunke in fünf oder sechs Fuß Tiefe gesichert war, signalisierte Vierfinger: Alle Kraft voraus!
    Die ganze Operation war völlig lautlos und in Sekunden durchgeführt worden. Wenige Augenblicke später verschwanden die schwachen Ankerlichter des Thai-Trawlers in der Dunkelheit, und sie waren wieder allein auf dem Meer.
    Wu und Gutwetter Poon zündeten sich Zigaretten an. »Gut gegangen«, sagte Poon.
    Wu blieb stumm. Seine Ohren lauschten dem gleichmäßigen Surren der Motoren.
    Alles in Ordnung, dachte er. Seine Nase sog den Wind ein. Nichts zu befürchten.
    Seine Augen durchdrangen die Dunkelheit. Auch da nichts, sagte er sich. Warum bist du dann so unruhig?
    Paul Tschoy beobachtete die Ballen, die eine kleine Blasenspur hinterließen. »Warum holst du sie nicht an Bord, Vater? Wir könnten sie verlieren.«
    Wu bedeutete Poon zu antworten. »Wenn es nicht völlig sicher ist, die Ladung an Land zu bringen, empfiehlt es sich, das im Meer Geerntete im Meer zu belassen, Profitmacher Tschoy.«
    »Ich heiße Paul, nicht Profitmacher.« Der junge Mann streifte seinen Vater mit einem Blick und fröstelte. »Es war nicht nötig, diesen Hurenbock zu ermorden!«
    »Das hat der Kapitän ja auch nicht getan«, grinste Poon. »Das hast du gemacht, Profitmacher Tschoy. Du hast ihn über Bord geworfen. Ich habe es deutlich gesehen. Ich stand kaum einen Schritt von dir entfernt.«
    »Du lügst! Ich habe versucht, ihn aufs Deck zurückzuziehen. Und außerdem hat er es mir befohlen. Er hat mir gedroht.«
    Der alte Seemann zuckte die Achseln. »Erzähl das nur so einem fremden Teufel von Richter, Profitmacher Tschoy!«
    »Ich heiße nicht Prof …«
    »Der Kapitän der Flotte hat dich Profitmacher getauft, und, bei allen Göttern, jetzt heißt du für immer Profitmacher, heya ?« fügte er hinzu und grinste Vierfinger an.
    Der Alte blieb stumm. Er lächelte nur und ließ seine wenigen abgebrochenen Zähne sehen, und dadurch wurde die Grimasse seines verwitterten Gesichtes noch furchterregender. Sein kahler Kopf nickte. Dann richtete er den Blick auf seinen Sohn.
    »Ich werde dein Geheimnis hüten, mein Sohn. Keine Angst! Auf diesem Schiff hat keiner etwas gesehen. Habe ich recht, Gutwetter?«
    »Bei allen Göttern! Keiner hat etwas gesehen.«
    Trotzig begegnete Paul Tschoy seinem Blick. »Man kann Papier nicht in Feuer wickeln.«
    Gutwetter

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