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Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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informieren. Für den Fall des Falles …
    »Tut mir leid, daß ich Sie warten ließ, Tai-Pan.«
    Dunross erhob sich und schüttelte die Hand, die ihm geboten wurde. »Es ist sehr freundlich von Ihnen, mich zu empfangen, Mr. Tip. Ich habe mit Bedauern von Ihrer Erkältung gehört.«
    Tip Tok-toh war ein Mann Mitte Sechzig mit einem runden, freundlichen Gesicht.
    Er trug einen Schlafrock. Seine Augen waren rot, seine Nase verstopft, seine Stimme heiser. »Es ist dieses verdammte Klima. Vorige Woche war ich mit Shiteh Ttschung segeln, und dabei muß ich mich verkühlt haben.« Sein englischer Akzent war ein wenig amerikanisch, vielleicht kanadisch. Weder Dunross noch Alastair Struan war es je gelungen, ihm etwas über seine Vergangenheit zu entlocken, und auch Johnjohn wußte nichts von seiner Tätigkeit als Bankier im nationalistischen China vor 1949. Nicht einmal Shiteh Ttschung oder Philip Tschen, die ihn großzügig bewirteten, brachten etwas aus ihm heraus. Die Chinesen hatten ihn mit dem Spitznamen ›Die Auster‹ bedacht.
    »Das Wetter war scheußlich«, bemerkte Dunross liebenswürdig.
    Tiptop deutete auf den Mann neben ihm. »Das ist Mr. L’eung, ein Mitarbeiter.«
    Es war ein farbloser Mann. Er trug eine Mao-Jacke und eine graubraune Hose. Er nickte, und Dunross nickte zurück. ›Mitarbeiter‹ konnte alles bedeuten: vom Chef bis zum Dolmetscher, vom Kommissar bis zum Wächter.
    »Darf ich Ihnen Kaffee anbieten?«
    »Vielen Dank. Haben Sie schon Vitamin C gegen Ihre Erkältung versucht?« Geduldig begann Dunross das formale Geplauder, das dem wahren Grund seines Besuches vorausgehen mußte. In der Quance-Bar sitzend, wo er auf Brian Kwok gewartet hatte, war ihm eingefallen, daß es der Mühe wert sein konnte, Johnjohns Vorschlag näherzutreten. Er hatte Philip Tschen angerufen und ihn ersucht, Tiptop für ihn um eine Unterredung heute vormittag zu bitten. Es wäre genauso leicht gewesen, Tiptop direkt anzurufen, aber das hätte nicht dem korrekten chinesischen Protokoll entsprochen. Solche Dinge erledigte man über einen mit beiden Teilen befreundeten Mittelsmann.
    Er machte höfliche Konversation und hörte nur mit halbem Ohr zu. Es wunderte ihn, daß sie sich immer noch auf Englisch unterhielten. Das konnte nur heißen, daß L’eung ebenfalls perfekt Englisch sprach, oder aber weder Kantonesisch noch Schanghaiisch verstand, beides Dialekte, die sowohl Dunross wie Tiptop beherrschten. Dann kam Tiptops Eröffnungszug.
    »Ihr Kursverlust an der Börse macht Ihnen sicher große Sorgen, Tai-Pan.«
    »Da haben Sie wohl recht, Mr. Tip, aber es ist kein ›Krach‹, eher eine Neuorientierung.«
    »Und Mr. Gornt?«
    »Quillan Gornt ist Quillan Gornt, der es sich zur Gewohnheit gemacht hat, nach uns zu schnappen. Unter dem Himmelszelt sind alle Raben schwarz.« Dunross blieb sachlich und fragte sich, wieviel der Mann wußte.
    »Und die Ho-Pak-Pleite? Ist das auch eine Neuorientierung?«
    »Nein. Das ist eine schlimme Sache. Der Ho-Pak war das Glück nicht hold.«
    »Mag sein, Mr. Dunross. Aber das Glück hat nicht viel damit zu tun. Es ist das kapitalistische System und die Unfähigkeit von Mr. Kwang.«
    Dunross’ Augen streiften L’eung, der steif, unbeweglich und sehr aufmerksam dasaß. »Ich habe mit Mr. Kwangs Geschäften nichts zu tun, Mr. Tip. Bedauerlicherweise hat der Run auf die Ho-Pak auch andere Banken in Mitleidenschaft gezogen; das ist sehr schlecht für Hongkong und, so will mir scheinen, schlecht für die Volksrepublik China.«
    »Doch nicht für die Volksrepublik China! Wie sollte das schlecht für uns sein?«
    »China ist China, das Reich der Mitte. Wir von Noble House haben in China immer die Mutter und den Vater unseres Hauses gesehen. Unsere Basis in Hongkong muß einer an sich bedeutungslosen Belagerung standhalten – einem vorübergehenden Mangel an Vertrauen und Bargeld. Unsere Banken haben die Stärke, das Vermögen und die Reserven, die sie brauchen, um allen Freunden und allen Kunden zu Diensten zu sein.«
    »Wenn die Währung so hart ist, warum drucken Sie nicht einfach mehr Banknoten?«
    »Das ist eine Zeitfrage, Mr. Tip. Das Münzamt ist nicht imstande, genügend Hongkong-Dollar zu drucken.« Geduldig beantwortete Dunross diese und andere Fragen, wohl wissend, daß sie aus Rücksichtnahme auf L’eung gestellt wurden – was darauf schließen ließ, daß L’eung eine höhere Stellung in der Partei einnahm und kein Bankmann war. »Unsere Lösung bestünde darin, unverzüglich

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