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Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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schrecklich leid.«
    »Schon recht, Casey. Fleur kommt schon wieder in Ordnung.« Seine Stimme klang ruhig. »Die … die Japaner glauben, daß bis dreißig Tage nach der Geburt nichts, äh, nichts feststeht. Dreißig Tage bei einem Jungen, einunddreißig bei einem Mädchen, es ist noch keine Seele da, keine Persönlichkeit … es ist noch kein Mensch.« Er stand in der winzigen Küche und setzte das Teewasser auf. »Nicht schlecht, wenn man das glauben kann, nicht wahr? Wie sollte es denn auch etwas anderes sein als ein Es? Für die Mutter ist es furchtbar, aber … Tut mir leid, ich rede Unsinn.«
    »Aber nein. Ich hoffe nur, daß sie bald wieder in Ordnung kommt«, sagte Casey, hätte ihn berühren wollen und wußte nicht, ob sie es tun sollte. Er sah so würdevoll aus in seinem Kummer und war für sie doch nur ein kleiner Junge.
    »Chinesen und Japaner sind eigentlich recht vernünftige Leute. Mit ihrem Aberglauben machen sie sich das Leben einfach. Vielleicht war früher die Kindersterblichkeit so hoch, daß irgendein kluger Vater diese Weisheit erdachte, um den Schmerz einer Mutter zu lindern. Oder, was noch wahrscheinlicher ist, es war vielleicht eine kluge Mutter, die auf diese Weise ihren verzweifelten Gatten trösten wollte?«
    »Wahrscheinlich«, sagte sie, weil sie dazu keine Meinung hatte. Sie sah ihm beim Teekochen zu. »Tut mir leid, daß wir keine Teebeutel haben«, entschuldigte er sich.
    »Ich kann mich nicht daran gewöhnen, obwohl Fleur meint, der Tee sei genauso gut und macht weniger Arbeit.« Er brachte das Tablett ins Wohnzimmer. »Milch und Zucker?« fragte er.
    »Bitte«, antwortete sie, obwohl sie den Tee ohne lieber hatte. Sie tranken schweigend. »Ausgezeichnet!«
    Sie sah, daß sein Blick auf das offene Buch fiel. »Oh!«
    »Was ich bis jetzt gelesen habe, gefällt mir. Ist das alles wahr?«
    Zerstreut goß er sich eine zweite Tasse ein. »So wahr, wie etwas sein kann, wenn man es fünfzehn Jahre, nachdem es passiert ist, erzählt. Soweit ich mich erinnern kann, entsprechen die Ereignisse, die ich schildere, der Wahrheit. Die Personen in dem Buch hat es nicht gegeben, wohl aber Leute, die wie sie gesprochen und gehandelt haben.«
    »Es ist unglaublich. Unglaublich, daß Menschen, junge Menschen das überleben konnten. Wie alt waren Sie damals?«
    »Ich kam mit achtzehn nach Changi und war einundzwanzig, als ich befreit wurde.«
    »Wer sind Sie in dem Buch?«
    »Vielleicht bin ich gar nicht drin.«
    Casey beschloß, nicht weiterzuforschen. Jetzt nicht. »Ich werde jetzt gehen. Sie müssen ja fertig sein.«
    »Nein, bin ich nicht. Ich muß mir noch ein paar Notizen machen. Ich schlafe, wenn die Kinder in der Schule sind. Aber Sie, Sie sind sicher todmüde. Ich kann Ihnen gar nicht genug danken, Casey. Ich schulde Ihnen einen Gefallen.«
    Sie schüttelte lächelnd den Kopf, doch dann sagte sie: »Sie kennen doch Hongkong schon so gut, Peter. Für wen würden Sie sich entscheiden, für Dunross oder für Gornt?«
    »Wenn es um ein Geschäft geht, für Gornt. Wenn es um die Zukunft geht, für Dunross – sofern es ihm gelingt, den Sturm abzuschlagen. Was ich so höre, ist das allerdings nicht sehr wahrscheinlich.«
    »Warum Dunross, wenn es um die Zukunft geht?«
    »Gesicht. Gornt hat nicht die Statur für den Tai-Pan – und auch nicht den Background.«
    »Ist denn das so wichtig?«
    »Hier unbedingt. Wenn Par-Con hundert Jahre Wachstum anstrebt, Dunross. Wenn Sie nur auf einen Spekulationserfolg aus sind, Gornt.«
    Nachdenklich leerte sie ihre Tasse. »Was wissen Sie über Orlanda?«
    »Eine ganze Menge«, antwortete er rasch. »Aber Skandalgeschichten oder Klatsch über einen lebenden Menschen, das ist nicht dasselbe wie die Fama aus alten Zeiten. Habe ich recht?«
    Sie musterte ihn. »Und wenn ich Sie um einen Gefallen bäte?«
    »Das wäre etwas anderes. Bitten Sie mich um einen Gefallen?«
    Sie stellte ihre Tasse nieder und schüttelte den Kopf. »Nein, Peter, jetzt nicht. Vielleicht später einmal, aber jetzt nicht.« Sie sah, daß sich eine Furche in seine Stirn grub. »Was haben Sie?« fragte sie.
    »Ich habe mich gefragt, wieso Orlanda eine Bedrohung für Sie darstellt. Und wieso gerade heute nacht? Die Antwort auf diese Frage führt geradewegs zu Mr. Bartlett. Und daß sie mit ihm ausgegangen ist. Und das erklärt, warum Sie so schroff am Telefon waren, als ich anrief.«
    »War ich das?«
    »Ja. Es ist mir natürlich aufgefallen, wie er sie in Aberdeen angesehen hat und sie

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