Hongkong 02 - Noble House Hongkong
ein paar Flugzeugladungen mit Pfund Sterling kommen zu lassen, um auszahlen zu können.«
»Das könnte den Hongkong-Dollar auch nicht stabiler machen.«
»Unsere Bankleute wissen das. Aber wir haben einfach nicht genug Hongkong-Dollar, um alle Einleger zu befriedigen.«
Das Schweigen verdichtete sich. Dunross wartete. Johnjohn hatte ihm gesagt, daß die Bank of China seines Wissens aufgrund der britischen Devisenbeschränkungen über keine großen Pfundreserven verfügte, wohl aber über beträchtliche Mengen an Hongkong-Dollars.
»Eine Schwächung des Hongkong-Dollars wäre gar nicht gut«, sagte Tip Tok-toh und schneuzte sich geräuschvoll. »Nicht gut für Hongkong.«
»Mhm.«
Tip Tok-tohs Augen wurden hart, und er beugte sich vor. »Trifft es zu, Tai-Pan, daß die Orlin Merchant Bank ihren Revolving Fonds nicht erneuern wird?«
Dunross’ Herz schlug schneller. »Ja, das trifft zu.«
»Und trifft es zu, daß Ihre ehrenwerte Bank nicht bereit ist, Ihnen genügend Mittel zur Verfügung zu stellen, um es Ihnen möglich zu machen, den Angriff von Rothwell-Gornt abzuwehren?«
»Das trifft zu.« Dunross war sehr erfreut zu hören, wie ruhig seine Stimme klang.
»Und ist es richtig, daß viele alte Freunde Ihnen Hilfe verweigert haben?«
»Das ist richtig.«
»Und stimmt es, daß dieser … dieser Hiro Toda heute nachmittag hier eintrifft, um die Zahlung für Schiffe einzufordern, die vor kurzem in seiner japanischen Werft in Auftrag gegeben wurden?«
»Das stimmt.«
»Und entspricht es der Wahrheit, daß Mata, Tung und ihre in Macao registrierte Great Good Luck Company ihre normale Bestellung von Goldbarren verdreifacht haben, Sie aber nicht unterstützen wollen?«
»Ja.« Dunross lauschte mit konzentrierter Aufmerksamkeit.
»Und ist es richtig, daß diese Hunde von Sowjetimperialisten wieder einmal auf das schamloseste um eine Bankkonzession für Hongkong nachgesucht haben?«
»Soviel ich weiß, ja. Johnjohn hat mich davon in Kenntnis gesetzt. Ich bin nicht sicher, aber ich glaube nicht, daß er mir eine Unwahrheit auftischt.«
»Was hat er Ihnen gesagt?«
Dunross wiederholte Johnjohns Hinweis wörtlich und fügte hinzu: »Das Nachsuchen würde zweifellos von mir und den Vorständen aller britischen Banken, von allen Tai-Panen und vom Gouverneur abgelehnt werden. Wie Johnjohn sagt, hatten die Sowjetimperialisten die Kühnheit, ihm beträchtliche und jederzeit abrufbare Beträge von Hongkong-Dollars anzubieten, um ihm aus der gegenwärtigen Klemme zu helfen.«
Tip Tok-toh trank seinen Kaffee aus. »Noch ein Täßchen?«
»Gern.« Dunross registrierte, daß L’eung einschenkte, und hatte das Gefühl, ein gutes Stück weitergekommen zu sein. Als er Philip Tschen gegenüber gestern abend die Moskauer Bank erwähnt hatte, zweifelte er nicht daran, daß Philip wußte, wie er diese Information weitergeben mußte, die einem so cleveren Mann wie Tiptop den wahren Grund für das dringende Ersuchen um eine Unterredung zeigen würde. Er hätte dann Zeit, den Entscheidungsbefugten zu kontaktieren, dem es letztendlich oblag, die Bedeutung dieser Mitteilung zu bewerten und einzuwilligen oder nicht.
»Schrecklich, schrecklich«, sagte Tiptop nachdenklich. »Schreckliche Zeiten! Alte Freunde, die alte Freunde im Stich lassen und Feinde willkommen heißen … Übrigens, Tai-Pan: Einer unserer alten Freunde möchte wissen, ob Sie ihm eine Schiffsladung beschaffen könnten. Soviel ich weiß, handelt es sich um Thoriumoxid.«
Es kostete Dunross große Mühe, keine Miene zu verziehen. Thoriumoxid war eine seltene Erde, die immer noch in erheblichen Mengen zur Erzeugung von Glühstrümpfen verwendet wurde. Voriges Jahr hatte er zufällig erfahren, daß Hongkong nach den Vereinigten Staaten der größte Abnehmer geworden war. Seine Neugier wurde dadurch gereizt, daß Struan’s an diesem offenbar gewinnträchtigen Handel nicht beteiligt war. Er hatte sehr bald herausgefunden, daß es relativ leicht war, an das Material heranzukommen, und daß es viele kleine Importeure gab, die sich über ihre Geschäfte beharrlich ausschwiegen. Aus Thorium, das in der Natur in verschiedenen radioaktiven Isotopen vorkam, konnte in einem Brüterreaktor das spaltbare Uraniumisotop 233 gewonnen werden, das als Brennstoff für Atomkernreaktoren geeignet ist. Natürlich unterlag der Handel mit diesen und vielen anderen Thoriumverbindungen als strategischem Material gewissen Beschränkungen, aber er hatte überrascht festgestellt, daß
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