Hongkong 02 - Noble House Hongkong
zu meinem nächsten Termin, Miss Tcholok. Darf ich Sie auf einen Drink einladen?«
»Gern, danke«, willigte sie lächelnd ein. »Ich hole mir nur meine Post, okay?« Sie ging zur Rezeption. Ein Stoß Telex-Nachrichten erwarteten sie, und Jannelli, Steigler und Forrester baten um Rückruf. Eine handgeschriebene Botschaft von Bartlett mit Routineinstruktionen bezüglich Par-Con und dem Ersuchen, sich zu vergewissern, daß das Flugzeug Sonntag ohne Schwierigkeiten starten konnte. Die Botschaft endete: »Wir schließen mit Rothwell-Gornt ab, Casey. Treffen wir uns morgen um neun zum Frühstück in meiner Suite! Bis dann.«
Sie ging zu Rosemont zurück. »Würden Sie mir Ihre Einladung für ein andermal gutschreiben?«
»Schlechte Nachrichten?«
»Ach nein, nur ein Haufen Arbeit.«
»Selbstverständlich. Aber vielleicht können wir nächste Woche einmal zu Abend essen, Mr. Bartlett und Sie. Ich möchte, daß Sie Athena kennenlernen. Sie wird Sie anrufen, um etwas auszumachen, okay?«
»Danke, das wäre nett.« Ihr ganzes Sinnen auf den Kurs gerichtet, für den sie sich entschieden hatte, ging sie zum Aufzug.
Rosemont bestellte sich einen Cutty Sark mit Soda und hing seinen Gedanken nach.
Wieviel Geld hat Banastasio in Par-Con, und was bekommt er dafür? Par-Con ist stark in Rüstung und Raumfahrt engagiert. Was sucht dieser Ganove hier? Robert Armstrong trat auf ihn zu.
»Mensch, Robert, du siehst ja schrecklich aus«, begrüßte ihn der Amerikaner. »Du solltest mal Urlaub machen oder dich zumindest einmal gründlich ausschlafen – ohne Damenbegleitung.«
»Laß dich ausstopfen! Bist du soweit? Können wir gehen?«
»Du hast noch Zeit für ein Gläschen. Der Termin in der Bank wurde ja um eine Stunde verschoben.«
»Ja, aber ich möchte mich nicht verspäten. Der Gouverneur erwartet uns in seinem Büro.«
»Okay.« Rosemont leerte sein Glas, zahlte, und gemeinsam wanderten sie zur Fährenstation zurück. »Was macht die Operation Übungsschießen?« erkundigte sich Armstrong.
»Sie zeigen immer noch Flagge. Wie es aussieht, ist die Revolution in Aserbeidschan im Sande verlaufen.« Armstrongs Niedergeschlagenheit war dem Amerikaner nicht entgangen. »Was ist dir über die Leber gelaufen, Robert?«
»Manchmal hasse ich meinen Beruf, das ist alles.« Armstrong nahm eine Zigarette heraus und zündete sie an.
»Ich dachte, du hast das Rauchen aufgegeben?«
»Habe ich auch. Stanley, alter Freund, ich glaube, ich muß dich warnen. Du sitzt ganz schön in der Scheiße. Crosse ist wütend.«
»Na und? Schließlich war es Ed Langan, der euch erst die Nase auf die AMG-Berichte stoßen mußte. Verdammt noch mal, wir sind doch Verbündete?«
»Richtig«, versetzte Armstrong säuerlich. »Aber das gibt dir noch lange nicht das Recht, eine von niemandem autorisierte Razzia auf eine völlig saubere Wohnung durchzuführen, die der völlig sauberen Telefongesellschaft gehört.«
»Wer, ich?« konterte Rosemont mit gequältem Gesichtsausdruck. »Welche Wohnung?«
»Apartment 32, Sinclair Towers. Du und deine Gorillas traten mitten in der Nacht die Tür ein. Zu welchem Behufe, wenn ich fragen darf?«
»Woher soll ich das wissen?« Rosemont wußte, daß er sich durchbluffen mußte, aber er war immer noch wütend, daß, wer immer sich in der Wohnung aufgehalten hatte, unerkannt verschwinden konnte. Sein Ärger über den Spion auf dem Flugzeugträger, das ganze Sevrin-Schlamassel und Crosses Perfidie hatten ihn veranlaßt, die Razzia anzuordnen. Einer seiner chinesischen Informanten hatte ein Gerücht aufgeschnappt, wonach die Wohnung zwar meistens leerstand, gelegentlich aber von kommunistischen Agenten besucht wurde und daß für heute ein Treffen angesagt war. Connochie, einer seiner besten Leute, hatte die beiden Männer, die durch die Hintertür entkommen waren, nur flüchtig zu sehen bekommen. Trotz eifrigen Suchens waren sie verschwunden, und außer zwei halbvollen Gläsern – eines mit, das andere ohne Fingerabdrücke – hatte er nichts in der Wohnung gefunden. »Ich war noch nie im Apartment 32 in den Sinclair Towers, verdammt noch mal!«
»Das kann schon sein, aber deine Witzfiguren von Bullen waren da. Mehrere Hausbewohner berichten von vier großgewachsenen, fettärschigen Europäern, die die Treppe hinauf und herunter gerast sind. Das müssen deine Nußknacker gewesen sein.«
»Meine nicht, ausgeschlossen!«
»O doch! Und dieser Fehlschlag wird Folgen haben. Crosse hat schon zwei übellaunige
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