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Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Hausfrauenleben hat, zumindest jetzt noch nicht. Orlanda ist weich und anschmiegsam, eine phantastische Köchin, sagt er, eine richtige Frau, tolle Gestalt, lange Beine, ausgezeichneter Geschmack, zur Bettgefährtin wie geschaffen. Und mit keinem Gedanken in ihrem gottverdammten Schädel als dem, sich einen reichen Mann zu kapern. Die Französin hatte recht: Auf so einen Gimpel wie Linc warten sie schon, diese nichtsnutzigen asiatischen Flittchen, und Orlanda ist ein Prachtexemplar dieser Gattung.
    Scheiße!
    Aber da kann sich Linc den Mund fusselig reden, ich schätze sie und Gornt richtig ein.
    Oder doch nicht?
    Sei doch ehrlich: Außer Gerüchten und meiner eigenen Intuition habe ich nichts, worauf ich meine Meinung stützen kann. Es war ein großer Fehler, daß ich mich vor Linc so habe gehenlassen. Ich muß immer an seine Worte denken, als er aus dem Zimmer stürmte: »Von jetzt an halte dich gefälligst aus meinem Privatleben heraus!«
    O Gott!
    Ein kühler Wind wehte, während die Fähre mit stampfendem Motor über das Wasser glitt. Sampane und andere Boote wichen geschickt aus. Ein bedeckter, brütender Himmel wölbte sich über dem Hafen. Automatisch tupfte sie sich die Tränen weg, nahm ihren Spiegel heraus und vergewisserte sich, daß ihre Wimperntusche nicht zerlaufen war. »Nimm dich zusammen«, murmelte sie ihrem Spiegelbild zu, »du siehst ja aus wie vierzig.« Die angekrampten Holzbänke waren voll besetzt mit Passagieren, zumeist Chinesen, vereinzelt aber auch mit kamerabewehrten Touristen und anderen Europäern. Die Gänge waren verstopft, und schon drängten sich Haufen von Passagieren vor den Heckpforten beider Decks. Die Chinesen neben ihr lasen ihre Zeitung, wie das Leute in jedem Verkehrsmittel tun, nur daß sie sich hier von Zeit zu Zeit geräuschvoll räusperten, um den Schleim auszuhusten. Einer spuckte. Auf dem Schott unmittelbar vor ihm befand sich ein großes Schild mit der Aufschrift in Chinesisch und Englisch: Spucken verboten – 20 Dollar Strafe. Wieder räusperte er sich, und Casey hätte ihm am liebsten mit seiner Zeitung eins über den Schädel gegeben. Sie mußte an eine Bemerkung des Tai-Pan denken: »Seit mehr als hundertzwanzig Jahren bemühen wir uns, sie zu ändern, doch Chinesen ändern sich nicht so leicht.«
    Aber es sind ja nicht nur sie, dachte Casey, es sind alle in dieser Männerwelt. Der Tai-Pan hat recht. Was soll ich also tun? Wie soll ich mich Linc gegenüber verhalten? Soll ich die Regeln brechen?
    Ach, ich habe sie ja schon gebrochen. Mit dieser Rettungsaktion habe ich über seinen Kopf hinweg entschieden. Soll ich es ihm sagen oder nicht? Dunross wird mich nicht verraten, und wenn die First Central mitspielt, wird man es Murdagh als Verdienst anrechnen. Aber irgendeinmal werde ich es Linc sagen müssen.
    Doch ob mein Plan jetzt funktioniert oder nicht, wie steht es mit Linc und mir? Die Fähre näherte sich der Station von Kowloon. Zwei andere Fähren tuckerten aus dem Weg, um der ankommenden Platz zu machen. Die Passagiere drängten rempelnd und stoßend auf die Heckpforten zu. Aus dem Gleichgewicht gebracht, fing das Schiff an, leicht zu krängen. O Jesus, dachte sie, jäh aus ihren Tagträumereien gerissen, das sind ja gut fünfhundert Menschen auf jedem Deck! Sie zuckte zusammen, als eine ungeduldige ältere Chinesin sich an ihr vorbeizwängte und ihr dabei unbekümmert auf den Fuß trat. Casey hatte nicht übel Lust, ihr mit dem Schirm auf den Kopf zu hauen.
    »Sie sind eben anders als wir«, sagte der Amerikaner hinter ihr gutgelaunt.
    »Bitte? Ach ja, ja … anders als wir, zumindest einige.« Menschen umringten sie, preßten sich zu eng an sie. Fast wäre ihr übel geworden. Der Mann merkte es und gebrauchte seine Körperfülle, um sie ein wenig abzuschirmen. »Danke«, sagte sie erleichtert.
    »Ich bin Rosemont, Stanley Rosemont. Ich wurde Ihnen beim Tai-Pan vorgestellt.«
    Verdutzt drehte sie sich um. »Ach, entschuldigen Sie, ich … ich war mit meinen Gedanken ganz woanders … Tut mir leid. Wie geht es Ihnen?« fragte sie, ohne sich an ihn erinnern zu können.
    »Immer gleich.« Rosemont blickte auf sie herab. »Aber Sie sehen ein wenig angegriffen aus«, bemerkte er freundlich.
    »Oh, mir geht’s gut.« Verlegen wandte sie sich ab. Matrosen begannen, Taue über Bord zu werfen, die aufgefangen und um die Poller gelegt wurden. Die dicken Seile knarrten unter der Spannung. Während die Fähre langsam ihren Landeplatz anlief, senkten sich die

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