Hongkong 02 - Noble House Hongkong
Telegramme nach London geschickt. Bedauerlicherweise hast du niemanden erwischt, und jetzt kriegen wir die Schelte.«
Rosemont seufzte. »Steig mir den Buckel rauf! Ich habe was für dich.« Er erzählte Armstrong von seinem Gespräch mit Casey über Banastasio. »Ich wußte nicht, daß er morgen nach Hongkong kommt. Was hältst du davon?«
Armstrong hatte schon durch die Eintragung im Terminkalender von Fotograf Ng davon erfahren. »Interessant«, bemerkte er, ohne einen Kommentar abzugeben.
»Ich werde es dem Alten mitteilen. Inzwischen leg dir eine gute Antwort zurecht, wenn er dich wegen Sinclair Towers anpfeift. Und sag nicht, daß du etwas von mir gehört hast!« Seine Müdigkeit drohte ihn zu überwältigen. Heute früh um halb sieben hatte die erste richtige Befragung Brian Kwoks begonnen.
Man hatte Brian Kwok, der noch unter Drogeneinfluß stand, aus seiner sauberen weißen Zelle geholt und nackt in ein finsteres Loch mit naßkalten Wänden und einer stinkenden dünnen Matratze auf dem modrigen Boden geworfen. Zehn Minuten, nachdem die Weckspritze ihn in ein quälendes Bewußtsein zurückgerufen hatte, war plötzlich helles Licht aufgeflammt und Armstrong hereingestürmt. »Verdammt noch mal«, hatte er den Gefangenenwärter angefahren. »Was machen Sie denn da mit Inspektor Kwok? Sind Sie verrückt geworden?«
»Oberinspektor Crosse hat es so angeordnet, Sir. Der Gefangene …«
»Das muß ein Irrtum sein! Ist mir scheißegal, was Crosse angeordnet hat!« Er hatte den Mann hinausgeworfen und seinem Freund seine volle, liebevolle Aufmerksamkeit geschenkt. »Hier, alter Kumpel, möchtest du eine Zigarette?«
»O Gott. Danke … danke! Robert, was zum Teufel geht hier vor?«
»Ich weiß es nicht. Ich habe es eben erst erfahren, darum bin ich hier. Man hatte mir gesagt, du hättest ein paar Tage Urlaub gemacht. Crosse muß verrückt geworden sein. Er behauptet, du seiest ein kommunistischer Spion.«
»Ich? Um Gottes willen … der wievielte ist heute?«
»Freitag, der 30.«, hatte er rasch geantwortet und sieben Tage dazugeschlagen. Er hatte die Frage erwartet.
»Wer hat das fünfte Rennen gewonnen?«
»Butterscotch Lass«, hatte er geantwortet; er war überrascht, daß Brian Kwoks Denkapparat noch so gut funktionierte. »Warum willst du das wissen?«
»Ach, nur so … Hör mal, Robert, das ist ein schrecklicher Irrtum. Du mußt mir helfen. Verstehst du denn …«
Wie auf ein Stichwort war Crosse, einem Racheengel gleich, hereingestürmt. »Hör zu, du Spion, ich will Namen und Adressen deiner Kontaktmänner, und zwar jetzt gleich! Wer ist dein Führungsoffizier?«
Mühsam hatte Brian Kwok sich aufgerichtet. »Das ist alles ein Irrtum, Sir. Es gibt keinen Führungsoffizier, und ich bin kein Spion …«
Crosse hatte ihm die Vergrößerungen der Fotografien vor die Nase gehalten. »Dann erkläre mir bitte, wie es kommt, daß du zusammen mit deiner Mutter Fang-ling Wu vor der Apotheke deiner Familie in Ningtok fotografiert wurdest? Erklär mir, wie es kommt, daß du richtig Tschutoy Wu heißt und der zweite Sohn deiner Eltern Tok-ting Wu und Fang-ling Wu bist!«
Den Augenblick des Schocks in Brian Kwoks Gesicht hatten beide gesehen.
»Lügen«, hatte er gemurmelt, »Lügen, ich bin Brian Karshun Kwok, und ich bin …«
» Du bist ein Lügner!« hatte Crosse gebrüllt. »Wir haben Zeugen! Wir haben Beweise. Du wurdest von deiner gan sun, Ah Tarn, identifiziert!«
»Ich … ich habe keine gan sun dieses Namens. Ich habe …«
»Wenn du uns nicht alles sagst, wirst du den Rest deines Lebens in dieser Zelle verbringen. In einer Woche komme ich wieder. Und wenn du dann meine Fragen nicht wahrheitsgemäß beantwortest, lasse ich dich in Eisen legen! Und Sie, Robert!« Crosse hatte ihn fixiert. »Ich verbiete Ihnen, ohne meine Erlaubnis diesen Raum zu betreten!« Mit diesen Worten war er gegangen.
»Mensch, Brian«, hatte Armstrong, angewidert von seiner eigenen Scheinheiligkeit, das Spiel fortgesetzt, »was ist dir da nur eingefallen?«
»Eingefallen?« hatte Brian Kwok ihm trotzig entgegnet. »Du kannst mir nichts vormachen – oder mich reinlegen, Robert … Und es können keine sieben Tage vergangen sein. Ich bin unschuldig.«
»Und die Fotografien?«
»Gefälscht, von Crosse gefälscht.« Verzweiflung im Blick, hatte Brian Kwok seinen Arm umklammert und heiser geflüstert: »Ich habe es dir gesagt, in Wirklichkeit ist Crosse der Maulwurf. Er ist der Maulwurf, Robert … er ist
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