Hongkong 02 - Noble House Hongkong
für ein paar Kröten bereit erklärt habe, meine einzige jungfräuliche Tochter Ihres Sohnes Hure und only love werden zu lassen.« Seine Tochter Lily hatte ihm die englischen Worte stundenlang eingetrichtert. »Bei allen Göttern, wir haben Ihren ehrenwerten Namen geschützt, ohne etwas dafür zu verlangen. Als wir die Leiche meiner armen Tochter abholen gingen, sagten wir der Polizei nichts, obwohl sie wissen wollten, wer der Schreiber war, um die Werwölfe zu fangen. Alle Götter mögen diese Hurensöhne strafen! Haben nicht schon vier chinesische Zeitungen Belohnungen für den Namen des Schreibers ausgesetzt, heya ? Es ist doch nur korrekt von mir, daß ich die Briefe zuerst Ihnen anbiete, bevor ich die Belohnungen der Zeitungen kassiere, heya ?«
Geduldig hatte er die Flut von Schmähreden über sich ergehen lassen, mit der die Verhandlungen begannen. Mehrmals hatten beide Teile so getan, als würden sie den Hörer auflegen, aber keiner brach das Gespräch ab. Am Ende einigten sie sich darauf, daß Noble House Tschen die Fotokopie eines Briefes erhalten solle – als Beweis dafür, daß es keine Fälschungen waren. »In diesem Fall, Ehrenwerter Su, könnte es sein, daß uns die Briefe eine sehr bescheidene Menge von duftender Schmiere wert wären.«
Neunkarat Tschu ließ ein gurgelndes Lachen hören. O ja, dachte er zufrieden, Noble House Tschen wird ein hübsches Sümmchen zahlen, ganz besonders, nachdem er die Stellen gelesen hat, die ihn betreffen. Wenn man das abdruckt, wird es ihn in ganz Hongkong lächerlich machen, und sein Gesicht wäre er für alle Zeiten los. Also mit wieviel soll ich mich zufriedengeben …
Ein brausender Lärm schloß ihn ein, und fast wäre er gestürzt. Sein Herz begann zu hämmern, er rang nach Atem. Er hielt sich am Geländer fest. »Wer … wer hat gewonnen?« Er kreischte und zupfte seinen Nachbarn am Ärmel. »Die Nummern, sagen Sie mir die Nummern!«
»Gewonnen hat die Acht, Buccaneer, der Wallach von Noble House. Sehen Sie nicht, wie der Tai-Pan ihn in den Führring bringt? Buccaneer zahlt sieben zu eins.«
»Und das zweite? Welches war das zweite Pferd?«
»Nummer fünf, Winsome Lady. Drei zu eins auf Platz … Was haben Sie denn, alter Mann, Sie zittern ja?«
»Nichts … nichts …« Mühsam schleppte sich Neunkarat Tschu davon. Nach einer Weile fand er ein freies Plätzchen, breitete seine Rennzeitung auf dem Beton aus und hockte sich nieder. Den Kopf auf Knie und Arme gestützt, gab er sich seiner Freude hin, die erste Hälfte gewonnen zu haben. Oh, oh, oh! Und jetzt aufgepaßt, ihr Götter! Daß ich die erste Hälfte gewonnen habe, verdanke ich meiner eigenen Schlauheit. Bitte konzentriert euch auf das fünfte Rennen! Sieben und eins! O ihr Götter …
Im Führring standen Rennleitung und Besitzer in Gruppen zusammen. Dunross war seinem Pferd entgegengegangen und hatte seinen Jockey beglückwünscht. Buccaneer war ein schönes Rennen gelaufen, und als Dunross jetzt den Wallach unter neuerlichen Beifallsrufen und Glückwünschen in den Führring brachte, stellte er bewußt eine sprudelnde Laune zur Schau. Er war sich der Tatsache wohl bewußt, daß dieser Sieg ein kolossales Omen darstellte, das über das bloße Gewinnen weit hinausging. Es mußte sich verdoppeln und verdreifachen, wenn er auch mit Noble Star gewann. Zwei Pferde in der Doppelwette würden Gornt und seine Freunde in die Defensive drängen. Wenn jetzt Murdagh sein Wunder wirkte oder Tiptop zu seinem Wort stand, als Gegenleistung für Brian Kwoks Freilassung der Victoria das Geld zu überlassen, oder wenn Knauser Tung oder Lando Mata oder Vierfinger Wu …
»Ich gratuliere, Mr. Dunross, Sir!«
Dunross warf einen Blick auf die Menge an der Barriere. »Oh, guten Tag, Mr. Tschoy«, sagte er zu Vierfingers Siebentem Sohn und vorgeblichem Neffen. Er ging näher heran und schüttelte ihm die Hand. »Haben Sie auf das richtige Pferd gesetzt?«
»Na klar, Sir! Ich stehe rückhaltlos hinter Noble House. Wir spielen die Doppelwette, mein Onkel und ich. Jetzt haben wir die erste Hälfte schon gewonnen, fünf und acht, und im fünften haben wir auf sieben und acht gesetzt. Er hat zehntausend investiert, und ich einen ganzen Wochenlohn.«
»Dann wollen wir hoffen, daß wir gewinnen, Mr. Tschoy.«
»Da sind wir uns ja wieder mal einig, Tai-Pan«, erwiderte der junge Mann in seiner saloppen amerikanischen Art.
Dunross lächelte und ging zu Travkin hinüber. »Sind Sie sicher, daß Johnny Moore
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