Hongkong 02 - Noble House Hongkong
Sonntag um Mitternacht keine Hilfe seitens Vierfinger Wus, Lando Matas oder Knauser Tungs anbieten kann, ist er draußen.
»Hallo, Philip«, sagte er freundlich und begrüßte auch die anderen Gäste in der bis zum Bersten vollen Loge. »Können wir?«
»Natürlich, Tai-Pan.« Philip Tschen sah älter aus. »Ich gratuliere dir zum Sieg.«
»Ja, Tai-Pan, ein wunderbares Omen – hoffentlich geht es auch im fünften so gut«, rief Dianne mit Kevin an ihrer Seite.
»Vielen Dank«, sagte Dunross, der nicht daran zweifelte, daß Philip ihr von seinem Gespräch erzählt hatte. Sie trugeinen Hut mit Paradiesvogelfedern und zuviel Schmuck.
»Champagner, Tai-Pan?«
»Nein, danke, vielleicht später. Tut mir leid, Dianne, ich werde mir Philip kurz ausleihen müssen. Wird nicht lange dauern.«
Draußen im Gang blieb er kurz stehen. »Hast du etwas erreicht, Philip?«
»Ich … ich habe mit allen … mit allen gesprochen. Sie treten morgen vormittag zusammen.«
»Wo, in Macao?«
»Nein, hier.« Philip Tschen senkte seine Stimme. »Es tut mir so leid. Der Schaden, den mein Sohn angerichtet hat … Ja, schrecklich leid«, sagte er, und es war sein Ernst.
»Ich nehme deine Entschuldigung an. Deine Sorglosigkeit und Untreue sind daran schuld, daß wir so verwundbar geworden sind. Mein Gott, wenn Gornt unsere Bilanzen der letzten Jahre und Informationen über die Verflechtungen unseres Verwaltungsaufbaus in die Hand bekommt, sind wir geliefert.«
»Ich habe da eine Idee, Tai-Pan, wie wir … wie das Noble House aus dem Schlamassel herauskommen könnte. Nach dem Rennen könnte ich, wenn du einen Augenblick Zeit hast …«
»Du kommst doch am Abend auf einen Drink? Mit Dianne?«
»Ja, wenn … ja bitte! Darf ich Kevin mitbringen?«
Dunross lächelte in sich hinein. Der rechtmäßige Erbe. »Ja. Komm nur!«
»Um was geht es denn jetzt, Tai-Pan?«
»Du wirst schon sehen. Bitte sage nichts, tu nichts, akzeptiere nur einfach – große Zuversicht zeigend –, daß du Teil des Pakets bist! Wenn ich gehe, folgst du mir und verbreitest allenthalben frohe Kunde und gute Laune. Wenn wir kaputtgehen, geht das Haus Tschen als erstes.« Er betrat McBrides Loge, und wieder gab es Glückwünsche.
»Du lieber Himmel, Tai-Pan«, sagte McBride, »wenn Noble Star das fünfte Rennen gewinnt, wäre das nicht herrlich?«
»Pilot Fish wird Noble Star schlagen«, warf Gornt ein. Er stand mit Jason Plumm an der Bar. »Ich wette 10.000 HK, daß er vor Ihrer Stute durchs Ziel geht.«
»Die Wette gilt«, sagte Dunross, und die mehr als dreißig Gäste reagierten mit ermunternden, aber auch höhnischen Zurufen. Wieder einmal staunten Bartlett und Casey, die, wie mit Dunross abgesprochen, unter dem Vorwand hereingeschlendert kamen, Peter Marlowe einen Besuch zu machen, über die festliche Atmosphäre und Dunross’ offen zur Schau getragene Zuversicht.
»Wie geht es Ihnen, Dunstan?« Dunross achtete nicht auf Casey und Bartlett und konzentrierte sich auf den großgewachsenen, rotgesichtigen Mann.
»Ausgezeichnet, danke, Ian! Den ersten habe ich richtig getippt und Buccaneer auch, nur mit der Doppelwette war es Essig. Lucky Court hat mich im Stich gelassen.«
Die Loge war ebenso geräumig wie die von Struan’s, zwar nicht so reich ausgestattet, aber ebenso wohl gefüllt mit Persönlichkeiten der Hongkonger Elite: Lando Mata, Holdbrook – Struan’s Börsenmakler –, Sir Luis Basilio – Vorstand der Börse –, Johnjohn, Havergill, Southerby – Vorsitzender der Blacs –, Richard Kwang, Pugmire, Biltzmann, Sir Dunstan Barre, der junge Martin Haply vom China Guardian – und Gornt. Dunross fixierte ihn. »Haben Sie auch beim zweiten Rennen den Sieger richtig getippt?«
»Nein. Mir hat keines der Pferde gefallen«, sagte Gornt. »Um was geht’s denn, Ian?«
Alle merkten gespannt auf. »Sie wollten etwas bekanntgeben.«
»Ja, um der Höflichkeit Genüge zu tun, habe ich neben anderen VIPs auch Sie hierherbitten lassen.« Dunross wandte sich an Pugmire. »Pug, Noble House ficht offiziell die Übernahme Ihrer Hongkong General Stores durch American Superfoods an.«
Lähmende Stille trat ein, und alle starrten ihn an. Pugmire war blaß geworden.
»Was?«
»Wir bieten um fünf Dollar mehr pro Aktie als Superfoods, und wir verbessern das Gebot von Superfoods, indem wir dreißig Prozent in bar und siebzig in Aktien zahlen – und alles innerhalb von dreißig Tagen.«
»Sie sind verrückt geworden«, brach es aus Pugmire
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