Hongkong 02 - Noble House Hongkong
um ein paar Minuten verspäten, Andrew. Mach für mich die Honneurs. Ich komme dann zusammen mit Bartlett.«
»Okay.«
» Tsaw an « , meldete er sich im Mandarin-Dialekt – »Wie geht es Ihnen?« Er sprach gern mit Wei-weis Onkel, General Jen Tang-wa, dem stellvertretenden Leiter der illegalen Geheimpolizei, der Kuomintang in Hongkong.
» Shey-shey « , und dann englisch: »Was gibt es, Tai-Pan?«
»Ich dachte, Sie sollten wissen …« Dunross unterrichtete ihn in kurzen Worten über die Gewehre und Bartlett, sagte aber nichts von Tsuyan oder John Tschen.
»Das ist aber höchst sonderbar. Sind Sie überzeugt, daß es nicht Bartlett ist?«
»Ja. Welchen Grund sollte er haben? Es wäre doch dumm, mit dem eigenen Flugzeug … Bartlett ist nicht dumm. Wer könnte diese Art von Waffen hier brauchen?«
Es entstand eine Pause. »Kriminelle.«
»Triaden?«
»Ich werde sehen, was ich erfahren kann. Ich bin sicher, daß es nichts mit uns zu tun hat. Bleibt es bei Sonntag?«
»Ja.«
»Gut. Drinks um sechs?«
»Wie wäre es um acht? Haben Sie Tsuyan schon gesehen?«
»Ich dachte, er sollte erst zum Wochenende kommen?«
»Ich habe gehört, daß er heute eine Frühmaschine genommen hat.« Dunross bemühte sich, seine Stimme ruhig klingen zu lassen.
»Er wird sich sicher melden. Soll er zurückrufen?«
»Ja. Jederzeit. Es ist nichts Wichtiges. Auf Wiedersehen.«
»Ja, und danke für Ihre Informationen. Wenn ich etwas erfahre, hören Sie sofort von mir. Wiedersehen!«
Dunross legte den Hörer auf. Er hatte aufmerksam auf den Tonfall geachtet, in dem der General sprach, aber nichts Auffallendes feststellen können. Wo, zum Teufel, steckte Tsuyan? Es klopfte an der Tür.
»Herein.« Er stand auf und ging Bartlett entgegen. »Guten Tag.« Lächelnd streckte er ihm die Hand entgegen. »Ich bin Ian Dunross.«
»Linc Bartlett.« Sie schüttelten einander die Hände. »Komme ich zu früh?«
»Genau richtig. Sie müssen wissen, daß ich Pünktlichkeit über alles schätze.« Dunross lachte. »Wie ich höre, ist die Besprechung gut gelaufen.«
»Fein«, erwiderte Bartlett, der sich fragte, ob sich Dunross auf das Treffen mit Gornt bezog. »Casey hat ihre Fakten und Zahlen im Kopf.«
»Meine Herren waren sehr beeindruckt. Sie sagte, sie könne die Dinge selbst zu Ende führen. Kann sie das, Mr. Bartlett?«
»Sie ist befugt zu verhandeln und Abschlüsse bis zu zwanzig Millionen zu tätigen. Warum fragen Sie?«
»Nur so. Bitte, nehmen Sie Platz! Wir haben noch Zeit. Der Lunch beginnt nicht vor 12 Uhr 40. Sieht so aus, als hätten wir ein gewinnbringendes Unternehmen vor uns.«
»Das hoffe ich. Sobald ich mich mit Miss Tcholok abgestimmt habe, können wir beide uns vielleicht zusammensetzen?«
Dunross warf einen Blick auf seinen Terminkalender. »Morgen um zehn. Hier?«
»Einverstanden.«
Dunross lehnte sich zurück. »Bevor wir zum Lunch gehen, gäbe es da noch eine Kleinigkeit. Ich fliege Sonntag nach Taipeh, komme Dienstag noch rechtzeitig zum Abendessen zurück und möchte, daß Sie mit von der Partie sind. Es gibt da ein paar Leute, die Sie kennenlernen sollten, und eine Partie Golf würde Ihnen sicher Spaß machen. Wir könnten gemütlich plaudern; Sie würden sich die Örtlichkeiten ansehen können, wo die Fabriken stehen sollen. Ich habe alle Vorbereitungen getroffen, aber es ist leider nicht möglich, Miss Tcholok mitzunehmen.«
Bartlett runzelte die Stirn und fragte sich, ob es nur Zufall war, daß der Rückflug für Dienstag vorgesehen war. »Auf Anordnung von Inspektor Armstrong darf ich die Stadt nicht verlassen.«
»Das läßt sich sicher ändern.«
»Dann wissen Sie also auch schon von den Gewehren?« fragte Bartlett und hätte sich wegen seines Schnitzers auf die Zunge beißen mögen, aber es gelang ihm, einen ruhigen Eindruck zu bewahren.
»Aber ja! Hat Sie auch jemand anderer darauf angesprochen?« fragte Dunross und fixierte ihn.
»Die Polizei hat sogar Miss Tcholok verhört! Mein Flugzeug ist in gerichtliche Verwahrung genommen, wir stehen alle unter Verdacht, und ich weiß überhaupt nichts von den Gewehren!«
»Kein Grund, sich Sorgen zu machen, Mr. Bartlett.«
»Ich mache mir keine Sorgen, ich habe nur eine Stinkwut.«
»Das ist verständlich«, sagte Dunross und war froh, daß er mit Armstrong ein vertrauliches Gespräch geführt hatte.
Mensch, dachte er, und es war ihm gar nicht wohl dabei, wenn John Tschen und Tsuyan etwas mit der Sache zu tun haben, dann wird Bartlett noch
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