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Honigsüßer Tod

Honigsüßer Tod

Titel: Honigsüßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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Begleitung dreier Anhänger
    das Zimmer. Er war etwa 1,85 Meter groß, hatte dichtes, schwarzgelocktes Haar, das weich auf seine Schultern
fiel, und trug eine randlose Brille. Auch er war ganz in Weiß gekleidet. Der
einzige Unterschied zu seinen Jüngern: er trug mehr bunte Ketten.
    Lucidus sprach mit weicher, verbindlicher Stimme.
    Besonders fasziniert war Thomsen von seinen Augen, die von einem
sehr klaren Blau waren und einen schon fast bohrend fixierten.
    Gefärbte Kontaktlinsen, vermutete Winterhalter und schaltete das
Diktiergerät ein.
    »Sind die Herren Kommissare in ihren Ermittlungen schon
weitergekommen?«, fragte Lucidus freundlich.
    Thomsen nickte. Winterhalter schaute unschlüssig.
    »Ich bin sicher, dass ich mit meiner Bitte um Diskretion bei Ihnen
auf offene Ohren gestoßen bin«, fuhr Lucidus fort.
    Sie saßen jetzt in weichen weißen Stühlen, und eine aparte junge
Frau im hier üblichen weißen Gewand brachte Tee. Die drei Jünger zogen sich
zurück.
    »Für uns ist die Ruhe, die Entspannung wichtig«, betonte der
Sektenchef. »Wir brauchen die Segnungen der Information und Technik von draußen
nicht. Wir meditieren, bereiten uns vor …«
    »Auf de’ Weltuntergang?«, entfuhr es Winterhalter, der beschlossen
hatte, Lucidus nicht zu mögen.
    »Ich würde mich sehr freuen, wenn wir auch darüber bald einmal
miteinander reden könnten«, sagte der höflich und wandte sich wieder an
Thomsen. »Herr Kommissar, es ist mein dringlichster Wunsch, dass Sie dieses
Geschehen baldmöglichst klären können.« Er fixierte ihn durch seine randlosen
Brillengläser mit seinen tiefblauen Augen.
    Winterhalter war überzeugt davon, dass Lucidus seine Macht über die
Sektenmitglieder schonungslos ausnützte.
    »Uns ›Kindern der Sonne‹ hat der Täter nicht nur einen unserer
Liebsten genommen, er hat auch sich selbst in seiner Entwicklung weit
zurückgeworfen. Das Karma …«
    »Ja, ja, schon«, mischte sich Winterhalter ein, »aber wir hier in
der REALEN Welt …«
    »Herr Kommissar«, wandte sich Lucidus ungerührt weiter an Thomsen.
»Sie sprachen von einer Spur …«
    »Wir haben möglicherweise die DNA des
Mörders«, sagte der Hauptkommissar. »Sie wissen, was eine DNA ist?«
    Lucidus lächelte, nahm seine Brille ab und nickte.
    »Herr Kommissar«, sagte er dann mit seiner weichen Stimme. »Ich
sorge dafür, dass jedes Kind der Sonne seine DNA -Probe
bei Ihnen abgibt – auch wenn ich sicher bin, dass keines davon sich schuldig
gemacht hat. Und wissen Sie, warum ich das weiß?«
    Thomsen schaute ihn fragend an. Winterhalter reagierte gar nicht.
    »Weil ich es meinen Kindern ansehen würde. Heute Morgen beim
Sankirtan …«
    »Wer ist das?«, fragte Thomsen, der endlich etwas in sein Notizbuch
schreiben wollte.
    »Das ist keine Person, sondern das gemeinsame Singen von
Sanskrit-Mantras«, erläuterte Lucidus geduldig. »Wir loben das Göttliche.
Dieser Teil unserer Spiritualität stammt aus dem Hinduismus. Wir haben keine
Berührungsängste – und sind davon überzeugt, dass in diesem neuen Zeitalter
eine große, universelle Spiritualität geboren wird.«
    Winterhalter wurde allmählich unruhig.
    »Spätestens beim Sankirtan also wäre mir das aufgefallen. Derjenige
wäre verändert gewesen. Aber es war niemand verändert, abgesehen von Sanus – unserem jungen Bruder, der gestern die sterbliche Hülle von Mellitus gefunden
hat.«
    »Dann könnte dieser Sanus … ?«, wollte Thomsen wissen.
    »Sanus war nicht verändert, weil er schuldig geworden wäre, sondern
weil er erstmals einen Menschen in diesem Zustand gesehen hat. Sanus ist frei
von jeder Schuld. Ich habe ihn um Stillschweigen über die Ereignisse gebeten,
noch bevor ich Sie gestern anrief.«
    »Waren denn alle ›Kinder der Sonne‹ heute Morgen bei diesem
Singen?«, fragte Thomsen weiter.
    Lucidus nickte etwas selbstgerecht.
    »Herr … Lucidus: Wie viele Mitglieder hat Ihr Orden derzeit?«
    »Insgesamt 150.«
    Thomsen erschrak. »150 Leute hier auf
dem Sonnenhof?« Da würden sie mit dem DNA -Vergleichstest
aber ordentlich zu tun haben. Inklusive bürokratischer Schwierigkeiten.
    »Nein«, beruhigte Lucidus. »Weltweit. Hier sind wir 42 – und drei Novizen.« Er rieb sich mit Daumen und
Zeigefinger der rechten Hand die Nasenwurzel und setzte nach einer kurzen Pause
die Brille wieder auf. »Entschuldigen Sie: 41. Ich
zähle Mellitus mit, aber Sie meinen sicher Körper, nicht Seelen.«
    »Genau«, sagte nun Winterhalter, der sich

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