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Honigsüßer Tod

Honigsüßer Tod

Titel: Honigsüßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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bemühte, die Sanftmut von
Lucidus zu ironisieren. »Nur d’ Körper, nit die Seele. Mir zählet immer nur d’
Körper.« Gott, ging ihm dieser aufgeblasene Wichtigtuer auf den Geist.
    Thomsen wunderte sich über Winterhalters Unprofessionalität. Da
hatten sie doch wahrlich schon mit unangenehmeren Typen zu tun gehabt. Und mit
ungewascheneren.
    »Ich verspreche Ihnen, dass Sie eine Liste mit sämtlichen Mitbrüdern
und -schwestern erhalten – und die dazugehörigen DNA -Proben
bekommen Sie auch. Ich darf Sie im Gegenzug nochmals um Diskretion gegenüber
meinen Sonnenkindern bitten.«
    Thomsen überlegte. Konnte er das vor der Polizeichefin vertreten?
Welches Risiko bestand? Freiwillige DNA -Vergleichsproben
konnte man sehr schnell nehmen – und das war wichtig. Er würde das nachher bei
der Soko-Sitzung den Kollegen erklären. Erhärteten sich in ein paar Tagen
Verdachtsmomente gegen ein Sektenmitglied, wäre der Mord ohnehin nicht mehr
geheimzuhalten. Bis dahin – warum nicht? Wahrscheinlich erleichterte es auch
die Ermittlungen, wenn nicht jedes Sonnenkind Bescheid wusste. »Gut,
vorläufig«, sagte er dann. »Es dürfte also in Ihrem wie in meinem Interesse
sein, dass die Mitglieder Ihrer Gemeinschaft vorläufig möglichst hier
zusammenbleiben.«
    Lucidus nickte.
    »Hielten sich denn zur Tatzeit Gäste auf Ihrem Anwesen auf?
Vielleicht Angehörige, die zu Besuch waren?«, fragte Thomsen. »Oder haben Sie
Angestellte, die nicht zu den ›Kindern der Sonne‹ gehören?«
    Lucidus strich mit den Fingerspitzen über die farbigen Halsketten.
»Wir haben natürlich immer Gäste – alleine schon wegen unseres berühmten Honigs
und unseres Restaurants. Und es gibt immer mehr Menschen, die in unserem Laden
etwas kaufen – und dort Genaueres über unsere Lehre und unseren spirituellen
Weg erfahren möchten …«
    Winterhalter winkte ab. Geschenkt.
    »Außerdem haben wir derzeit zwei potenzielle neue Schwestern, die
vielleicht bald Novizinnen werden wollen«, lächelte Lucidus. »Sie sind noch
Sonnenkinder auf Zeit und wohnen bei uns. Externe Angestellte gibt es nicht:
Wir sind völlig autark.«
    »41 plus drei Novizen plus zwei zur
Probe, macht 46«, rechnete Winterhalter aus. »46 Körper, die wir überprüfen sollten.«
    »Was werden Sie denn Ihren Mitgliedern sagen, warum wir die Proben
brauchen?«, überging Thomsen die kleine Spitze. »Und warum so ein großer
Medienauflauf herrscht? Denn das dürfte man auch innerhalb dieser Mauern
mitbekommen.«
    Mit den Medien wollte sich Thomsen generell nicht abgeben. Es
genügte ihm, wenn er den Fall gelöst hatte. Für sich. Dann hatte er im Duell
mit dem Mörder gesiegt. Was andere Menschen von ihm dachten, war ihm weniger
wichtig. Zumindest solange er sich nicht in der Nähe einer Leiche übergeben
musste …
    »Darum kümmere ich mich«, sagte Lucidus. Seine Stimme blieb immer
gleich sanft. Thomsen war fasziniert zu sehen, wie sehr dieser Mann tatsächlich
in sich zu ruhen schien.
    »Ich würde unser Restaurant ›Ahimsa‹ gerne für ein paar Tage
schließen«, schlug der Sektenchef vor. »Wenn Sie einverstanden sind, möchte ich
unseren Informations- und Lebensmittelladen aber geöffnet lassen. Ihn führen
zwei langjährige Schwestern, die ich in die tragischen Ereignisse einweihen
werde. Wir sollten all den Suchenden weiterhin die Möglichkeit geben, sich über
unseren Orden zu informieren.«
    Würde dieser Lucidus das durch den Mord erzeugte Aufsehen zur
Rekrutierung neuer Mitglieder nutzen? Winterhalter überlegte sich das. Und war
es wirklich denkbar, dass er deshalb ein Verbrechen inszenierte? Nur um
Medienresonanz zu erzielen? Wohl kaum. Schließlich würde der Mord trotz aller
Abschottung irgendwann zu sämtlichen »Kindern der Sonne« durchsickern und
vermutlich für erhebliche Unruhe sorgen.
    »Werden Sie denn auch die Leute aus dem Dorf mittels DNA -Abgleich überprüfen?«, fragte Lucidus jetzt.
    »Haben Sie einen bestimmten Verdacht?«, mischte sich Winterhalter
ein.
    »Wie ich Ihnen schon letzte Nacht sagte: Wir verdächtigen niemanden.
Und wir wissen, dass die Feindseligkeit, die der eine oder andere uns
entgegenbringt, diesem selbst schadet, nicht uns. Negative Gedanken greifen vor
allem das eigene Karma an.«
    »Aber es ist doch wohl klar, dass Sie im Dorf nicht gerade wohl
gelitten sind«, meinte Winterhalter.
    »Sehen Sie, Herr Kommissar, die einen mögen uns nicht, weil wir
unsere eigenen spirituellen Wege gehen. Die anderen, weil wir in unserem

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