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Honigsüßer Tod

Honigsüßer Tod

Titel: Honigsüßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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am Steuer weg hatte«, ergänzte Hummel.
    »Und hat etwas Interessantes herausgefunden. Beispielsweise, dass
selbst der Mobilfunk-freundliche Wirt glaubt, dass dieser Handymasten-Berater
alles andere als objektiv war. Aber zurück zu meiner Spur: Wo also war
Mellitus?«
    Hummel musste passen.
    »In der Kirche.« Riesle lachte. »In der Kirche.« Er schlug Hummel
auf den Oberschenkel. »Verstehst du, Alter?«
    Hummel verstand nicht. »Was macht denn ein ›Kind der Sonne‹ in der
Kirche?«
    Riesle lächelte triumphierend: »Wusste ich doch, dass dich das
interessiert.«
    Hummel dachte nach. »Da gibt’s doch nur die eine Kirche – und das
ist eine katholische. War der Pfarrer gestern Abend auch wieder im Gasthof?«
    Riesle schüttelte den Kopf. »Leider nicht. Den knöpfe ich mir aber
nachher noch vor.«
    »Vielleicht war es was wegen des Mobilfunks?«, schlug Hubertus vor.
»Eventuell hofft die Sekte ja, mit der Kirchengemeinde eine Art Aktionsbündnis
hinzubekommen – falls die auch dagegen ist.«
    »Überzeugt mich nicht«, meinte Riesle – und Hummel musste ihm recht
geben. Er kannte seinen Freund und diesen leicht triumphierenden
Gesichtsausdruck aber gut genug, um zu wissen, dass der noch ein Ass im Ärmel
hatte.
    »Du weißt doch noch was, Klaus. Oder nicht?«
    »Allerdings«, sagte dieser genüsslich. »Der Wirt ging Mellitus
nämlich nach, als er sah, wie dieser die Kirchenpforte öffnete. Und dann …«
    »Und dann?«, fragte Hummel gespannt.
    »Ging Mellitus in den Beichtstuhl.«
    »In den Beichtstuhl?«, fragte Hummel fassungslos. »Zum Beichten?«
    Riesle nickte wieder. »Der Wirt hat bestätigt, dass montags von 15 bis 16 Uhr Beichte ist.
     Und es war 15 Uhr 45.«
    Hummel sagte gar nichts mehr.
    Und Riesle nichts Wichtiges. Lediglich: »Ein Sonnenkind beim
Beichten. Das haut doch den stärksten Pfarrer um …«
    Um 11 Uhr sollte das »Grüne
Klassenzimmer« beginnen. Dank Riesles skrupellosem Fahrstil waren sie annähernd
pünktlich, obwohl sie noch einen ordentlichen Weg zu Fuß zurücklegen mussten.
Die Industriebrache rund um den Schwenninger Bahnhof hatten die Landesgartenschau-Verantwortlichen
in einen Park von beachtlicher Größe verwandelt. Hummel und Riesle hatten indes
weder Zeit für die Ausstellung des Landesfischereiverbandes noch für den
Naturspielplatz am Neckarufer, der Maximilian sicher gefallen hätte. Auch
Sonnenblumen, Begonien und Fleißige Lieschen in der Sommerblumenausstellung
blieben vorerst unbestaunt.
    Schon aus einigem Abstand sahen sie, dass die Bienen-Veranstaltung
nicht ausgefallen war. Eine in Weiß gekleidete Person hantierte etwas
ungeschickt mit einem Gegenstand herum. Sie hatte einen Imkerhut nebst Schleier
auf dem Kopf und war deshalb zunächst nicht zu identifizieren. Etwa 25 Kinder und Jugendliche standen um einige Bienenkästen
herum. Die meisten gespannt, andere ein bisschen ängstlich, obwohl auch sie
eigens angefertigte kleine Imkerhüte trugen, die mit lächelnden Biene Majas
verziert waren.
    Hummel bekam derweil von einem älteren Mann einen Werbezettel in die
Hand gedrückt. Als der ihm auch noch wortreich etwas erklären wollte, näherte
sich Hubertus schnell den Bienenkästen und ließ den Verteiler einfach stehen.
    Der Imker stellte eine Art Blasebalg an, der daraufhin Qualm
erzeugte. Dies sei ein »Smoker«, erläuterte er. »Ich tue den Bienen nichts«,
sagte die Person leise. Nun erkannten Hummel und Riesle den Mann: es war Sanus,
Mellitus’ Assistent. Er bewegte sich zwar unsicher, doch sie bemerkten nach und
nach, dass er durchaus etwas von seinem Metier verstand. »Ich bringe die Bienen
dazu, sich in ihre Waben zu verkriechen, um ihre Honigblase vollzusaugen«,
erläuterte Sanus. »So kommt man als Imker besser an den Honig.«
    Ein Kind nach dem anderen durfte nun den »Smoker« betätigen. Etliche
gehörten der Aufschrift auf ihrem T -Shirt nach zum
»Jugend-Rotkreuz Rottweil«.
    Einige erwachsene Besucher der Landesgartenschau verfolgten
ebenfalls interessiert die Vorführung.
    Sanus wechselte nun an einen anderen Stand, wo die Kinder fertigen
Honig probieren durften.
    »Ausgezeichneter Honig vom Sonnenhof« prangte auf einem Schild. Am
Stand kredenzten zwei milde lächelnde Sektenmitglieder den Kindern Honig auf
kleinen Probierlöffeln. Denen schmeckte es, allerdings blutete bald darauf
eines aus der Nase. Die älteren Jugend-Rotkreuzler waren in ihrem Element und
beratschlagten. »Hast du gebohrt?«, fragte einer. »Vermutlich

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