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Honigsüßer Tod

Honigsüßer Tod

Titel: Honigsüßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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die ein oder andere Zusatzinformation zur Sekte
liefern.
    Gebannt starrte Riesle auf die Fassadenmalerei über der Eingangstür.
Auch wenn er kein Kenner der Bibel war – an diese Szene erinnerte er sich noch
gut aus dem Religionsunterricht. Die Israeliten, verfolgt von den Ägyptern,
zogen durch eine aufgerissene Schneise des Roten Meers in Richtung Gelobtes
Land. Ein Motiv aus dem Alten Testament und etwas zu gewaltig für einen
Schwarzwaldhof wie diesen.
    »Grüß Gott, Herr Brändle«, wählte Riesle eine für ihn ungewöhnliche,
aber den Umständen angepasste Begrüßung.
    »Grüß Gott.« Brändle hatte tiefe Sorgenfalten im Gesicht. Offenbar
setzte ihm der Mobilfunk-Streit wirklich zu.
    »Haben Sie vielleicht ein Telefon, das ich wohl mal benutzen
könnte?« Dass der Grund seiner Bitte der fehlende Handy-Empfang war, verschwieg
er lieber. Das Thema war zu heikel.
    Der Bauer sagte nichts, ging einfach ins Haus. Klaus deutete die
Körpersprache des knorrigen, alten Mannes richtig. Einfach folgen, »nit lang
schwätze«, wie die Schwarzwälder zu sagen pflegten. Aber einen Satz sagte er
doch noch, als er im Gang neben einer Marienstatue und dem grauen Telefon Marke
»Wählscheibe antiquiert« Aufstellung nahm: »Aber nit ins Ausland und nit
stunde’lang!«
    »Nein, nur nach Villingen.«
    Schweigend ging Brändle in die Wohnstube. Die Tür zum Gang ließ er
einen Spalt weit geöffnet.
    »Was redest du denn da wieder, Klaus? Elke ist kerngesund. Die hat
doch keinen Krebs«, gab sich Hummel völlig ungläubig. Das war offenbar der
Abend der durchdrehenden Freunde. Vorher hatte Hubertus versucht, Burgbacher
endlich zurückzurufen, war aber nur auf dessen Anrufbeantworter gestoßen, den
er ganz offensichtlich neu besprochen hatte: »Edelbert Burgbacher ist nicht da.
Edelbert Burgbacher hat sich wahrscheinlich schon erschossen«, hatte die Ansage
gelautet. Und zum Schluss: »Wenn du es bist, Alberto: Du bist ein Schwein.«
    »Wenn ich es dir doch sage. Der Empfang war zwar nicht ganz optimal.
Sie hat aber deutlich das Wort ›Krebs‹ erwähnt und die Tatsache, dass sie sich
Heilung von Lucidus verspricht.«
    »Hm.«
    »Wenn du mir nicht glaubst, komm doch her und hör dir die
Tonbandaufzeichnung selber an. Ich denke, wir sollten rasch handeln.«
    »Kannst du sie mir nicht einfach übers Telefon vorspielen?« Hummel
glaubte ihm immer noch nicht. Und er hatte Martina versprochen, sich heute
Abend um den Enkel und das Zu-Bett-Geh-Ritual zu kümmern. Bei seiner Tochter
und Maxi hatte er wegen seiner Liaison mit Carolin offenbar ohnehin einiges
gutzumachen.
    »Nein, ich kann dir das Band nicht vorspielen. Wie du vielleicht
weißt, haben die hier einen kolossal schlechten Handyempfang. Und ich sehe es
beim besten Willen nicht ein, das Gerät bis ans Telefon des Bauern Brändle zu
schleppen. Von dem aus rufe ich dich nämlich gerade an. Also, was ist nun,
kommst du?«
    »Nein, Klaus. Elke hat keinen Krebs. Und ich kann hier wirklich
nicht weg. Martina und Maxi brauchen …«
    »Hör mal, Hummel. Was Martina und Maxi noch mehr brauchen, ist eine
gesunde Elke. Und die wiederum braucht dringend eine anständige
schulmedizinische Behandlung.« Riesle redete sich in eine richtiggehende
Hysterie hinein. »Hummel, du bist das Familienoberhaupt. Also beweg deinen
dicken Hintern, und komm jetzt her.«
    Er war noch nicht fertig: »Im Übrigen liegt auch mir etwas an Elke.
Und wenn du jetzt nicht auf der Stelle kommst, dann hole ich sie da alleine
raus und kündige dir definitiv die Freundschaft.«
    Es war vermutlich die Erregung in Klaus’ Stimme, die Hummel
letztlich zur Überzeugung führte, dass es nicht eine der ihm so verhassten
Übertreibungen oder Wichtigtuereien des Freundes war. Klaus schien es wirklich
aus tiefster Seele ernst. Was, wenn Elke also wirklich krank war?
    Martina weihte er lieber nicht ein, sondern sagte nur, dass Klaus in
argen Problemen stecke, und nahm dafür sogar in Kauf, dass seine Tochter ihm
wutentbrannt vorwarf, er wolle sich nur wieder mit »dieser hässlichen Lehrerin«
treffen.
    Für seine Verhältnisse und seinen sonstigen »Opa-Fahrstil«, wie
Riesle zu lästern pflegte, war Hummel mit seinem Astra rasend schnell bei
Brändles Hof, den er sogar auf Anhieb fand.
    Klaus war in der letzten guten halben Stunde nicht untätig
geblieben. Mit ein paar Infos über die Sekte und die bevorstehende Offenbarung
hatte er die Gesprächsatmosphäre mit dem wenig kommunikativen Bauern etwas
gelöst.
    »Und Sie

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