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Honigsüßer Tod

Honigsüßer Tod

Titel: Honigsüßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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wollet wirklich mit Ihrem Freund die ganze Nacht diese
Wahnsinnige’ abhöre’?«
    »Natürlich. Die Frau meines Freundes muss befreit werden. Sie hat
vermutlich Krebs. Und diesen Typen fällt dazu nichts anderes als eine ihrer
›Wunderheilungen‹ ein. Das duldet keinen Aufschub!«
    Offenbar hatte Riesle damit den Ton getroffen. Mit Verwünschungen der
»Sonnenkinder« erreichte man im Dorf stets eine sofortige Solidarisierung. Denn
der zurückhaltende und in sich gekehrte Bauer bot ihm jetzt sogar ein
Einzelbett im Gästezimmer an.
    »Falls einer von Ihne’ beide’ sich mal hinlege’ will.« Normalerweise
vermiete er nicht an Fremde, habe allenfalls mal erschöpfte Wanderer
beherbergt, die hier vorbeigekommen seien.
    Eigentlich wollte Riesle ablehnen. Er war eher von der harten Sorte.
Und wenn man schon mal für eine Recherche eine Nacht durchmachen musste, dann richtig.
Letztlich nahm er das Angebot aber doch an. Während der eine in der
Kadett-Kommandozentrale lauschend am Empfänger saß, sollte der andere sich mal
zwei Stunden aufs Ohr legen. Wobei Hummel wahrscheinlich noch heute Nacht
versuchen würde, den Sonnenhof zu stürmen, wenn er endlich kapiert hatte, wie
es wirklich um Elke stand.
    Riesle gab – wiederum telefonisch, was erneut für
Begeisterungsstürme in der Redaktion sorgte – seinen aktuellen Bericht für den
»Kurier« durch und nahm dann das Zimmer in Augenschein. Sogar frische
Bettwäsche gab es, und das große Kruzifix mittig an der Wand. Es würde Hummel
gefallen.

26. Offenbarung
    Klaus war eifrig damit beschäftigt, das Signal aus der
großen Aula des Lichts zu empfangen. Rechtzeitig zum »Anpfiff«, wie er es im
Sportreporter-Jargon nannte. Es würde ein ganz besonderes Spiel werden. Er
drehte erneut an den Knöpfen des klobigen Empfängers. Die Sonne stand nur noch
knapp über dem Horizont. Immer wieder streckte er den Arm aus und versuchte,
den Zeigefinger zwischen Sonne und Horizont zu bekommen. Doch so sehr er seine
Augen zusammenkniff und den Finger verkrampft ruhig hielt: er konnte nicht
erkennen, ob die Sonne nun die richtige Position hatte. Pi mal Daumen musste es
aber passen.
    Es blieb keine Zeit mehr, Elkes zerhackte Sätze Hummel vorzuspielen.
Wahrscheinlich war es auch besser so. Hubertus war schon hibbelig genug und
rutschte mit seinen Sandalen auf der Fußmatte herum. Je mehr er sich bemühte,
Ordnung in sein Leben zu bringen, destso mehr schien es in Unordnung zu
geraten. Gerade hatte sich alles so scheinbar logisch neu ergeben: die Liebe zu
Carolin, die Trennung von Elke in aller Freundschaft und die davon möglichst
wenig beeinträchtigte Intensivierung seiner Beziehungen zu Tochter und Enkel.
    Nun aber Elkes Krankheit. Das stieß alles aus den Fugen.
    Selbst wenn das nichts an seinen Gefühlen für Carolin änderte. Er
konnte seine schwerkranke Frau nicht einfach so ihrem Schicksal überlassen.
Abgesehen davon, dass dies mit seinen moralischen Vorstellungen unvereinbar
war, hätte Martina vermutlich den Kontakt zu ihrem Vater abgebrochen – und
damit seinen zu Maximilian auch.
    Da hatte sein Gewissen mal ein paar Tage Ruhe gegeben, und schon
plagte es ihn wieder. Hatte Elke möglicherweise seit Längerem von der Krankheit
gewusst und ihm nichts gesagt, um kein Mitleid zu erregen? Tapfere Elke. Ein
Treppenwitz: Stets warf er ihr vor, nur um sich selbst zu kreisen, und jetzt
war er vermutlich derjenige, der nicht einmal eine Krebserkrankung bei seiner
Frau bemerkt hatte.
    »Jetzt geht’s sicher gleich los«, riss Klaus seinen Freund aus den
trüben Gedanken. Dank des Amuletts hörten sie Elke sowie andere Personen im
Hintergrund flüstern. Alle warteten anscheinend in der Aula auf die Offenbarung
des Lucidus.
    Brindur warf Fiducia alias Elke immer wieder ein
beruhigendes Lächeln zu. Sie versuchte, dieses zu erwidern – so gut das eben
ging. Ihr Herz schlug deutlich schneller als sonst. Neben ihr saß Andromeda,
der sie die zitternde Hand hielt.
    Auch Brindur musste seine gesamten seit Jahren in Meditationen
geschulten Fähigkeiten der Selbstkontrolle aufbieten, um die eigene Aufregung
zu unterdrücken. Er war auf seinem spirituellen Weg schon weit gekommen, aber
die letzten Tage hatten selbst ihm zugesetzt. Vor einer Stunde hatte dieser
Hauptkommissar angerufen und berichtet, dass der DNA -Beweis
erbracht sei: bei der verbrannten Leiche handele es sich unzweifelhaft um
Lucidus.
    Trotz allem war Brindur optimistisch. Vertrauen zu fordern, war das
eine. Aber er

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