Honigtot (German Edition)
Ordnung. Priester wären 24 Stunden im Gottes-Einsatz. Pater von Stetten hat zugesagt, dich in Rom vom Flughafen abzuholen. Er wird dich bei deiner Suche unterstützen.“
„Danke, ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll. Du beschämst mich. Du bist so ein Schatz und ich …“ Sie führte den Satz nicht zu Ende. Im Grunde war alles gesagt und es gab nichts, was sie noch hätte hinzufügen können, um es einfacher für sie beide zu machen. Stattdessen hob sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. „Grüß Fred von mir.“ Richard hielt sie einen Moment fest und drückte sie an sich. Dann ließ er sie abrupt los. „Viel Glück, und melde dich, ja?“
„Natürlich.“ Sie ging. Dann drehte sie sich nochmals um. „Wie erkenne ich Pater von Stetten?“
„Ganz einfach“, Richard grinste. „Halte einfach nach dem attraktivsten Mann weit und breit Ausschau.“
Kapitel 2
ROM, Italien
Zwölf Stunden später landete das Flugzeug in Fiumicino.
Es war früher Vormittag und Italien zeigte sich von seiner besten Seite: Die Sonne strahlte und der Himmel leuchtete postkartenblau.
Da Felicity nur mit Handgepäck reiste, verließ sie die Gepäckhalle als eine der Ersten. Der Airbus war ausgebucht gewesen und eine große Menschenmenge erwartete die Passagiere hinter der Absperrung im Ankunftsterminal. Felicity suchte die Gesichter der männlichen Wartenden ab. Die einzig gut Aussehenden waren zu jung, und eine Soutane trug auch niemand. Ihr fiel ein, dass sie Richards Bruder Fred selten in seiner Soutane gesehen hatten. Trugen Jesuiten in Rom eine Soutane? Sie wusste es nicht. Warum hatte sie nicht gefragt?
Dann sah sie doch noch einen sehr gut aussehenden jungen Mann, der sich durch die Menge nach vorne drängte. Doch dann entdeckte sie, dass er rechts und links jeweils ein kleines Kind an der Hand hielt. Ihm auf dem Fuße folgte ein dicker Mann in schreiend bunter Kleidung. Felicity musste beim Anblick seiner grünen Shorts und des rosa Hemdes spontan an Richards letztes Halloween-Kostüm denken. Er hatte sich als Wassermelone verkleidet. Hör endlich auf, ständig an Richard zu denken!, ermahnte sie sich selbst.
Sie angelte nach dem Zettel mit der Telefonnummer, den er ihr gegeben hatte. Sie würde noch ein wenig warten und Pater von Stetten dann anrufen. Sicher war er aufgehalten worden. Plötzlich bemerkte sie, dass der Wassermelonen-Mann versuchte, ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Er winkte mit einem Taschentuch, mit dem er sich eben noch über die Stirn gewischt hatte. Felicity sah sich um, ob er auch wirklich sie meinte. Er winkte wieder. Ohne Zweifel, er meinte sie. Sie ging auf ihn zu.
„Sind Sie Signora Felicity Benedict?“, fragte er in etwas unsicherem Englisch.
„Äh, ja? Sind Sie Pater von Stetten?“ Sie starrte in sein rotes Gesicht. Da hatte sich Richard aber einen netten Scherz mit ihr erlaubt.
„Leider nein. Pater von Stetten wurde heute Morgen in einer dringenden Angelegenheit vom Bischof nach Bamberg beordert. Aber er hat mich stattdessen geschickt. Ich bin Pater Simone Olivieri. Willkommen in Rom, Signora Benedict.“ Er streckte ihr die Hand entgegen.
Felicity ergriff verwirrt seine verschwitzte Rechte. „Vielen Dank. Aber woher wussten Sie, dass ich es bin?“
„Pater Lukas meinte, Ihr Verlobter hätte Sie ihm sehr prosaisch beschrieben, mit anderen Worten: Ich solle nach der schönsten Frau am Flughafen Ausschau halten. Sie sehen, kein Hexenwerk.“ Pater Simone lächelte sie verschmitzt an.
Felicity lächelte zurück. Ihr gefiel der dicke Pater. „Das ist wirklich nett von Ihnen, dass Sie mich abholen.“
„Aber gerne. Ist das alles an Gepäck, was Sie haben?“ Er sah erstaunt auf ihren kleinen Rollkoffer hinab. Offenbar hatte er noch nie eine reisende Frau mit so wenig Gepäck gesehen. Felicity konnte nicht ahnen, dass der Pater mit fünf Schwestern gesegnet war, deren Gepäckumfang bei ihren Besuchen in Rom einem mittleren Umzug gleichkam.
„Ja, ich hoffe darauf, meine Mutter bald zu finden. Wenn ich mehr benötigen sollte, kann ich immer noch etwas besorgen.“
„Gut, dann fahren wir zunächst zu Ihrem Hotel, damit Sie einchecken können. Haben Sie sich schon überlegt, was Sie als Erstes unternehmen möchten?“, fragte er, während sie das Terminal verließen und in die warme Maisonne hinaustraten.
„Ja, ich dachte, ich könnte bei der Polizei vorsprechen. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, eine Anfrage in den
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