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Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition)

Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition)

Titel: Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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gebunden, an dem er jetzt wie ein Toter lehnte.
    »Doch, er hat es mir übel genommen!«, flüsterte Jo. Eine Träne kullerte aus seinen großen Augen heraus und fiel auf die Wange. »Wie konnte ich annehmen, dass er auf mich hört.«
    Er suchte den Blick von Nat und Wolfsherz.
    »Sind sie alle tot?«
    »Ja, tot und im Himmel!«, seufzte Ratten-Eis-Fuß und schmiegte sich enger an die beiden Damen. »Und ihr seid meine Engelchen.«
    Er küsste Ophelia ungeschickt auf die Nase. Dabei kitzelten seine waagerecht aus dem Gesicht wachsenden Barthaare die Dame im Ohr und Ophelia stöhnte leise auf. Sie schnupperte neugierig und etwas verwundert, warf Nase und Stirn dann in gekräuselte Fältchen und schlug entsetzt die Augen auf.
    »Nein, du bist in der Hölle, Ratten-Eis-Fuß, und wenn du dich nicht augenblicklich verdrückst, ramm ich dir deinen hübschen Haken, den du in meinen Popo pikst, in deine nicht mehr vorhandenen Ohren.«
    Ratten-Eis-Fuß erschrak zu Tode. Er gehorchte sofort. Er zog die Hakenprothese, die er anstelle einer Hand am rechten Arm trug, unter Ophelia heraus und sprang zu Cutter auf dem Anker.
    »Oh, nein, die ist echt. Cutter, du musst mich beschützen. Ich hab einen Engel aus meinem Traum mitgebracht und der verwandelt sich gerade in ein Monster.«
    »Und ich bin ihr Freund!«, zischte der lange Pirat. »Wenn du nicht gleich von mir runtergehst und deinen großen Zeh aus meiner schiefen Nase ziehst, dann beiß ich ihn ab.«
    Jetzt musste Jo lachen, ebenso wie Nat oder Wolfsherz und die anderen Indianer aus der Piratencrew des Bisons. Selbst Ophelia lachte, was Salome weckte. Und einen Atemzug später steckten Rachel und Sarah und die ersten der Kinder verstört ihre Köpfe aus den Luken hervor. Sie hörten das Lachen, sie spürten die Sonne und kletterten ungläubig an Deck. Das war wirklich ein Wunder. Sie lebten alle. Keiner der Roten Korsaren war verloren gegangen. Das hatten sie ganz schnell festgestellt, noch bevor der alte O’Brian als Letzter aus seiner Ohnmacht erwachte und aus dem Wirrwarr der Taurolle kroch.
    »Moses, wir leben!« Jo umarmte den Franzosen, den ältesten Freund, den er nach Will besaß. »Das ist fast wie damals. Erinnerst du dich? Als du Talleyrands Schiff in Möwenscheiße getaucht und dich danach geweigert hast, es wieder zu schrubben?«
    Dann wandte er sich an Nathaniel.
    »Ja, Nat, hat Will dir das schon erzählt, oder Hannah, verflixt! Du musst die Geschichte unbedingt …«
    ›Hören‹, wollte er sagen, doch seine Stimme versagte. Er brachte das Wörtchen nicht heraus.
    Hannah, verflixt! Wo war die Piratin? Das las er in den Augen von Nat.
    Sie war nicht da. Sie lachte nicht mit ihnen und mit dem nächsten Atemzug wurde es an Bord des Rochens still. Jeder hatte es begriffen:
    Hannah fehlte. Sie war nicht da.
    Nein, nicht auch noch sie!, durchzuckte es Jo. Zuerst Whistle, dann Will und jetzt auch noch Hannah. Die größten Piraten waren tot. Das durfte nicht sein. Der Preis war zu hoch. Selbst wenn sie dafür die fünf Monster der Hölle mit ihren grausigen Milbenhelmen besiegt und für immer im Meer versenkt hatten. Zusammen mit Talleyrands vermummten Soldaten und den Kanonenringen. Oh, den größten Kanonen, die es gab und die pausenlos schießen konnten. Nein, dieser Sieg war nicht billig gewesen. Er hatte sie Blind Black Soul Whistle, den Piratenfürsten, gekostet, und schließlich auch Will. Höllenhund Will, den neuen Peste Angelica. Doch der Preis, den Gott letztlich dafür verlangte, war viel zu hoch.
    »Hannah darf jetzt nicht sterben!«, flüsterte Jo und sah von Moses Kahiki zu Nat.
    »Du hast recht!«, nickte der Amerikaner und riss sich das braune Hemd vom Leib. Er schleuderte seine Mokassins gegen die Reling des Rochens und sprang, nur mit der grünen Leggins bekleidet, kopfüber ins Meer.
    Von dort tauchte er in die meerblaue Tiefe, als würde er durch den Himmel fliegen, und 40 Meter unter dem Rochen – das strahlende Blau war nur noch ein bläuliches Grau – sah er sie als Schatten schweben. Tücher und Haar wehten um sie herum. Er sah ihre Augen. Die schauten blicklos durch ihn hindurch. Sie waren schon glanzlos, als wäre Hannah bereits tot. Da sah er die kleinen Bläschen aus ihrem linken Nasenloch steigen. Er sah ihre Lippen, die sich öffnen wollten, und bevor sie das tödliche Wasser einsog, küsste er sie. So wie Will sie geküsst hatte im Quecksilbermeer, als er sie aus den Fängen der Schwärmer befreite. Nat küsste Hannah auf den

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