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Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition)

Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition)

Titel: Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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Mund, verschloss ihre Lippen, umschlang ihre bereits im Todeskampf zuckenden Arme und Beine und kämpfte sich mit ihr an die Oberfläche zurück.
    Dort zogen Cutter und Moses Hannah an Bord, Finn presste das Wasser aus ihrer Brust, und die Triple Twins legten die immer noch ohnmächtige Frau in die schneeweiße, aus weicher Alpaccawolle gewebte Hängematte, die zwischen den Stümpfen der beiden Hauptmasten hing.
    Dann warteten sie alle darauf, dass Hannah erwachte. Doch gegen Mitternacht schliefen die Ersten ein, und als der nächste Morgen graute, stand nur noch einer neben ihr. Nat schien keinen Schlaf zu brauchen. Acht Tage und neun Nächte war er jetzt wach und er hatte nicht vor, jetzt schlafen zu gehen.
    »Woher nimmst du die Kraft?«, fragte Salome leise, als der Morgenwind sie weckte. Und als Nat ihr nicht antwortete, tat sie es für ihn: »Du liebst sie so sehr, mehr als dein eigenes Leben.«
    »Und ich werde alles dafür tun, dass sie glücklich wird.«
    Jetzt erwachte auch Jo, und er wurde mit Salome und allen anderen, die der Sonnenaufgang weckte, Zeuge, wie Nat sich über Hannah beugte.
    »Kannst du mich hören? Ich weiß, du willst nicht mehr leben. Aber ich bitte dich, Hannah, komm noch einmal zu uns zurück. Versuch es noch einmal und nicht wegen mir. Tu es für Libertaria. Ich weiß, wo es liegt oder liegen könnte. Und wenn du es willst, bringe ich dich dorthin. Dann kannst du mit Will in deinem Herzen vollenden, worum euch Whistle gebeten hat. Hörst du mich, Hannah?«, fragte er nochmals, und als sie noch immer nicht reagierte, als er die Angst der anderen spürte, sagte er: »Gut, dann warte ich noch. Aber ich verspreche dir, Hannah, ich werde nicht eher schlafen, bis du mir eine Antwort gibst.«
    Dann fiel er um. Sein Körper gab auf. Da konnte er noch so verzweifelt schreien. »Nein, ich werde nicht schlafen!«, schrie er die Trauer aus sich heraus und strampelte mit den Beinen. Er schlug sich, um wach zu bleiben, selbst in Gesicht. Doch die Erschöpfung war stärker.
    Nat schlief drei Tage und zwei Nächte, und als er am Abend des dritten Tages endlich erwachte, lag er allein in der Hängematte.
    »Hannah!«, rief er, als wäre überhaupt keine Zeit vergangen. »Wo haben sie dich hingebracht?«
    Er sprang auf das menschenleere Deck. »Was habt ihr alle mit Hannah gemacht?«
    »Oh, sie haben mich verbrannt, weil ich sonst nämlich längst stinken würde.«
    Nat zuckte zusammen. Er musste kurz nachdenken, woher die Stimme kam. So wie man im Schlaf nachdenkt, ob man noch träumt oder ob das, was man erlebt, schon wirklich passiert. Dann drehte er sich ganz langsam um und entdeckte Honky Tonk Hannah, die lässig an der Reling lehnte. Sie fläzte grinsend auf dem Boden.
    »Und du bist ein Lügner, Nathaniel. Du hast mir versprochen, dass du erst schlafen wirst, wenn ich aus meiner Ohnmacht erwache. Und was machst du stattdessen? Du kippst einfach aus den Latschen. Nach läppischen acht Tagen und neun Nächten beschließt du, den Löffel abzugeben, und ich, die ich so viel durchgemacht habe …« Sie gähnte und rekelte sich demonstrativ. »… Ich muss dich aufpäppeln und dir den Hintern pudern.«
    Sie grinste ihn an. »Und dann können wir noch nicht einmal feiern. Weil es nämlich nichts gibt, womit wir das, was du für mich getan hast, irgendwie feiern könnten. Es gibt an Bord keinen einzigen Tropfen verfaultes Wasser. Keinen schimmligen Krumpen Brot und kein madenzerfressenes Stückchen Fleisch. Selbst die Kakerlaken sind schon verhungert. Also, lass dir was einfallen, Käpten Nathaniel. Kümmere dich endlich um deine Freunde und bring uns gefälligst zu dieser gottverdammten Insel, die du Libertaria nennst.«
    Nat traute seinen Augen nicht. Plötzlich kamen alle an Deck. Tanja, Theres, Tabea, Tujana, Tule und Teh. Die drei Zwillingspärchen traten aus der Deckung der Masten. O’Brian kletterte aus seiner Taurolle. Finn und Moses stiegen von der Brücke. Salome und Ophelia ließen die Segel fallen, die sie versucht hatten zu flicken. Cutter und Ratte krochen aus einem Beiboot und die Kinder schlüpften aus den Luken.
    Sie alle schauten ihn an, glücklich, erwartungsvoll, und sie machten dabei trotz aller Freude darüber, dass er endlich wieder wach war, einen erbärmlich ausgehungerten Eindruck.
    Nat rührte das, was gerade passierte. Er strich sich verlegen durch seine Locken, die ihm bis auf die Schulter fielen. Er versank mit dem Blick seiner dunkelrehbraunen Augen in den dunkelrehbraunen

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