Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition)

Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition)

Titel: Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
Vom Netzwerk:
fraß sich Wills Waffe tiefer in die Schwerter von Nat.
    »Komm schon, greif ihn an!«, rief Hannah entsetzt. »Es genügt nicht, immer nur zu parieren. Das halten die Klingen nicht lange aus. Aber du hast zwei Schwerter, Nat, und er hat nur eines.«
    »Du musst nur erst einmal Zeit dazu haben, beide Schwerter zu benutzen!«, antwortete Will und deckte den Amerikaner mit einer nächsten Schlagsalve ein. Und der Säbel war schnell. Als wäre er verhext. Will kam aus dem Staunen nicht heraus. Es war so, als führte die Waffe ihn. Oder, nein, besser, sie war ein Teil seines Arms oder er wurde zum Teil dieses chinesischen Säbels. Und so trieb er Nat ohne Unterlass vor sich her, den Hang hinauf Richtung Kraterrand, wo die anderen Verräter standen. Ja, sie sollten sehen, wie ihr Anführer starb. Wie Will ihn bestrafte. Ja, Jo sollte es sehen, und Moses und Hannah, wenn Nat vor ihren Füßen krepierte, weil Will ihm den Säbel in den Brustkorb rammte.
    Die Metallsplitter platzten aus den Klingen der Samuraischwerter und rissen tiefe Scharten in sie hinein.
    »Jetzt wehr dich doch, Nat!«, rief Hannah verzweifelt. »Du musst etwas tun, sonst hast du verloren.«
    »Aber er kann nicht gewinnen!«, sang Gagga vergnügt. »Er kann nicht. Er kann nicht.« Er schielte zu Eulenfels: »Und falls Nat es kann, darf ich dann derjenige sein, der ihm beweist, dass er sich irrt?« Er rollte die Augen, japste und hob seine Hände dabei wie ein hechelndes Hündchen vor die Brust.
    »Jetzt tu was, zum Teufel!« Hannah platzte der Kragen. »So kannst du dich doch nicht vorführen lassen.«
    »Oh, ich danke dir, Schatz, für die Aufmunterung.« Nat versuchte zu lachen, was ihm auch gelang. »Und für die Art, in der du mir zeigst, wie sehr du mich selbst jetzt noch liebst. Wenn ich ganz offenbar verliere.«
    Er lachte noch einmal und registrierte zufrieden, wie sich Wills Augen zornig verengten.
    »Hey, Will, weißt du was? In den nächsten zehn Jahren werde ich jedes Jahr mit Hannah auf diesem Hang tanzen. Ich werde meinem Sohn hier das Fechten beibringen und meine Töchter, die natürlich so aussehen werden wie kleine Honky Tonk Hannahs, werde ich bei den Händen nehmen und sie genau hier um mich herumwirbeln lassen. Im Frühsommer, Will, wenn der Blütenstaub fliegt. Kannst du dir vorstellen, wie schön das aussieht? Hörst du ihr Lachen? Siehst du das Glück in ihren Augen, Will?«
    »Nein!«, zischte Will. »Ich kann es nicht sehen, weil es nicht passieren wird. Ein Toter kann keine Kinder kriegen.«
    Er verdoppelte die Kraft in seinen Schlägen, und er hörte die Schreie der Damen und Kinder, als seine Klinge zum ersten Mal Nats Deckung durchbrach und seinen Oberarm streifte. Das Blut vermischte sich mit dem Funkenregen, in dem die Metallsplitter in der Luft verbrannten. Dann traf er Nats Oberschenkel und brachte dem Muskel eine tiefe Wunde bei. Der Amerikaner taumelte. Er stolperte rückwärts. Hannah wollte etwas rufen. Sie hielt es nicht aus. Sie hätte am liebsten selber gekämpft. Doch Moses bedeutete ihr zu schweigen.
    »Nicht jetzt«, sagte er. »Er weiß, was er tut.«
    Da traf der Säbel Nats rechte Schulter.
    »Ein Toter kann keine Kinder kriegen!«, triumphierte Will wieder, doch in Wirklichkeit hatte er nichts anderes als dieses verfluchte Bild vor Augen.
    Er sah Nat und Hannah mit ihren Kindern und das trieb ihm die Tränen in die Augen. Was nutzte Nats Tod? Welchen Sinn hatte seine Rache, wenn er diese Bilder niemals vergaß? Für die nächsten zehn Jahre oder sein ganzes Leben. Tränen verschleierten seinen Blick und brachen die Strahlen der untergehenden Sonne in unendlich viele Lichtblitze auf. Will sah nur noch unscharf. Er konnte lediglich Farben und Punkte erkennen. Er spürte, wie seine Schläge ungenau wurden, und dann verhakte sich sein Säbel.
    Nat hatte es geschafft. Er hatte beide Schwerter gekreuzt unter Wills Klinge gebracht, und als Will sich mit dem Unterarm über die Augen wischte, sah er in Nats verzerrtes Gesicht. Die Klinge des Säbels berührte das Ohr des Amerikaners. Will bemerkte, dass Blut daraus tropfte, und im Gegenzug schnitten sich die zerfetzten Schneiden von Nats Samuraischwertern langsam in die Haut von Wills Wangen hinein.
    »Fühlst du das, Will! Diese Welt ist nicht groß genug für uns beide!« Nat grinste ihn an und dann stieß er ihn weg. Will fiel rücklings nach hinten und rollte den Hang hinunter.
    »Oh, jetzt verliert er!«, Gagga sprang auf. » Komm, zeig es ihm, Nat. Denn wenn

Weitere Kostenlose Bücher