Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition)
dich endlich erhört. Erhört und erkannt und dudeldiedei. Du weißt, was ich meine. Doch jetzt dudelt er.«
Will spürte die Kälte, die in ihn zurückfloss. Er spürte den Wind. Der kühlte den Kopf und sein pochendes Herz. Er schwächte die Zweifel und sein schlechtes Gewissen und den Rest erledigte Gagga.
»Selbst bei deiner Beerdigung hat diese Hexe von Hannah bereits gelogen. Selbst da war sie schon mit Nat verschworen. Erinnerst du dich? Sie hatte eine Hand auf dem Rücken versteckt, und du weißt, warum ein Pirat das tut, wenn er etwas verspricht. Und während sie dir die Treue versprach, über den Tod hinaus und bis zum Jüngsten Gericht, hat sie nur in Nats Augen geschaut.«
»Bist du endlich bereit?«, fragte Eulenfels trocken.
»Ja«, sagte Will. »So bereit wie noch nie!«
Seine Stimme war leise, aber er war zu allem entschlossen. Er suchte die Augen des Höllenkriegers und die Haifischkälte tat ihm gut.
»Selbst wenn Nat mich nicht verraten hätte. Selbst wenn ich mit Hannah hierhergekommen wäre und anstelle von Nat dieses Versteck gebaut hätte, hätte sie mich am Ende verraten. Und so etwas soll nie wieder geschehen. Das gelobe ich hier und dafür werde ich töten.«
Er verneigte sich vor dem Fliegenden Krieger, vor Eulenfels und dem Schwarzen Baron – der wieder strahlte – und trat auf die Stelle am Strand, die er sich ausgesucht hatte, um Nat zu erwarten. Das Gras wich dort einem glatten Felsen, den der Wind kühlte und den kleine Risse für seine nackten Zehen angenehm weich und griffig machten.
»Sieht er nicht aus wie ein richtiger Held?«, hörte er Gagga hinter sich rufen. »Ein Held, der für das Leben tötet. Ja, und die Liebe, die Liebe, oje, die hätt ich doch beinahe noch vergessen. Haha und hihi. Doch was machen wir eigentlich, wenn er verliert?«
Gagga setzte sich vor Eulenfels auf den Boden und schielte listig zum Freiherrn hinauf.
»Lassen wir sie wirklich leben? Sind wir deshalb hier? Oder warum, Eure freiherrliche Fulminanz, habt Ihr Eurer herrschaftlichen Fülle diese Strapazen angetan? Da ist doch definitiv ein logischer Haken irgendwo in der Mitte versteckt!«, kicherte Gagga und kniff dabei ein unterwürfig-schelmisches Auge zu.
Eulenfels hüstelte verlegen. Er warf einen Blick auf Talleyrand, dann hinüber zum Fliegenden Krieger, und Gagga hakte gierig nach.
»Ich meine, die Idee, der wir alle dienen und der wir unseren Gehorsam schulden, sagt doch, dass wir die Guten sind. Und die Piraten sind böse. So böse, dass sie nur gut werden können, wenn man sie tötet. Nur ein toter Pirat ist ein guter Pirat. Haha. Das klingt gut. Aber was machen wir, wenn Will verliert und sie am Leben bleiben müssen?«
»Er wird nicht verlieren«, fiel ihm Talleyrand ins Wort.
»Aha, ich verstehe«, gluckste der Prinz. »Er kann gar nicht verlieren, selbst wenn er verliert oder Nat ihn tötet? Oho, ich liebe solche Spiele! Ich meine, die Spiele, von denen ich schon am Anfang weiß, dass ich am Ende der Sieger bin. Hey, Nat!«, rief er zum Krater hinauf. »Wir warten auf dich. Also lass dich gefälligst endlich hier …«
Er wollte gerade »blicken« sagen, da erschien Nat auf dem Kraterrand.
»Uh, wenn man vom Teufel spricht, dann kommt er ganz flink. Und er bringt sogar seine Teufelin mit.«
Hannah trat neben Nat und sie blickten gemeinsam zu ihren Feinden hinab. Will stand auf dem Felsen in der Nähe des Zelts, in dem Gagga zu Eulenfels’ Füßen hockte.
»Der Mistkerl scheint Wort zu halten. Er hat nur zwanzig Soldaten bei sich.«
»Den Rest hat er auf die Schiffe beordert.« Hannah zeigte zum Rochen, auf dem die silbernen Helme der Preußen im Abendlicht funkelten.
»Und von den Fledermäusen ist nur eine im Zelt. Der Rest ist auf dem Mondscheinflamingo und hält grad ein Nickerchen.«
Hannah sah die fledermausähnlichen Wesen kopfüber in den Rahen hängen.
»Das nenn ich gelassen!«, zischte die Piratin beeindruckt. »Die scheinen nicht viel von dir zu halten, Nat. Für die ist der Kampf bereits entschieden.« Sie grinste ihn an. »Doch sie werden sich wundern. Die sind für dich.« Sie reichte ihm ihre Samuraischwerter. »Die hab ich selbst in Japan geschmiedet. Das ist wirklich wahr. Das ist keine Lüge. Und außer den Schwertern von Blind Black Soul Whistle hält ihnen keine Klinge stand. Auf jeden Fall keine, die ich kenne.«
»Aber die Schwerter von Whistle hat doch Will.«
»Nein, er hat sie gehabt.« Hannah grinste noch einmal. »Sie liegen zusammen mit
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