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Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Titel: Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Lebensdauer angeführt wurde. Dank seiner bürgerlichen Herkunft betrachtete Justin den Adel als Außenstehender. Der Gedanke, dass einige hochgradig bornierte Angehörige dieser Klasse ihren Einfluss jahrhundertelang ausüben könnten, ließ ihn erschauern. Und womit würden ihre Kinder sich die Zeit vertreiben, während sie darauf warteten, endlich ihr Erbe antreten zu können?
    König Roger hatte befürchtet, dass die manticoranische Gesellschaft an Stagnation zugrunde gehen könnte. Aus diesem Grunde hatte er Prinz Michael gegen dessen Willen zum Eintritt in die Navy gedrängt. Ob andere aristokratische Eltern ebenso weitsichtig waren? Im Stillen fasste Justin den Vorsatz, dass seine Kinder nicht durch die Langlebigkeit ihrer Eltern zur Untätigkeit verurteilt sein sollten.
    Daniel Chou unterbrach seine Besinnlichkeit.
    »Worüber denken Sie gerade nach?«
    »Veränderung«, antwortete Justin aufrichtig, »und davon, dass Ihre Majestät durch König Rogers Tod durchaus für die nächsten Jahrhunderte Königin sein könnte. Ein eigenartiger Gedanke, dass sie wegen ihrer Jugend und dem Prolong fast genauso lange herrschen könnte wie das Sternenkönigreich insgesamt besteht.«
    »Eine gelinde Übertreibung«, sagte Chou, »aber keine sehr große. Das ist sicherlich ein Grund, aus dem sie solch einen wertvollen Bauern abgeben würde.«
    »Bauern?« Beim Gedanken an seine willensstarke, energische Verlobte musste Justin lachen. »Aber Elizabeth doch nicht.«
    »Vielleicht nicht«, gab Chou ihm Recht, »aber Sie dürfen nicht vergessen, dass der Rest des Königreichs unsere neue Königin längst nicht so gut kennt wie Sie. Die höfliche Zurückhaltung der Presse gegenüber dem Privatleben des Monarchen hatte zur Folge, dass die Thronfolgerin zwar häufig in der Öffentlichkeit zu sehen war, aber nur zu offiziellen und niemals zu privaten Anlässen.«
    »Ich verstehe, was Sie meinen«, sagte Justin, »und ich begreife allmählich auch, worauf Sie hinauswollen.«
    »Wenn wir wirklich einen Mord annehmen wollen«, sagte Chou, »dann müssen wir nach einem Motiv Ausschau halten. Natürlich hat Seine Majestät sich Feinde geschaffen, aber sein Tod kommt mir nicht wie ein Verbrechen aus Leidenschaft vor.«
    »Wenn es denn ein Mord war«, schränkte Justin ein.
    »Nehmen wir einfach einmal an, es war Mord.« Das spitzbübische Grinsen in Chous wettergegerbtem Gesicht verlieh dem Gespräch den Anstrich eines Spiels, mit dem man sich auf einer Party belustigt.
    »Also gut«, willigte Justin widerstrebend ein.
    »König Roger III. war sehr beliebt, aber seine Entscheidungen fanden nicht immer breite Zustimmung. Richtig?«
    »Richtig – besonders, was die Außenpolitik anging.«
    »Nun, was, wenn Ihnen die Politik Seiner Majestät gar nicht liegt? Was würden Sie dann davon halten, dass seine Herrschaft noch endlos anhalten kann? Bedenken Sie, er ist der erste Monarch, der Prolong erhalten hat.«
    »Ich wäre entsetzt«, gab Justin zu. Allmählich fühlte er sich in das Spiel ein. »Durch Prolong wäre König Roger in der Lage, seine Politik noch wenigstens zweihundert Jahre fortzusetzen.«
    »Und würde dadurch seine Erbin gewiss stark prägen«, sagte Chou. »Also muss Seine Majestät beseitigt werden.«
    »Sie sind eiskalt!«, protestierte Justin.
    »Nur praktisch veranlagt und paranoid. Wäre ich anders, könnte ich meinen Job nicht machen.«
    »Dann bitte weiter.«
    »Wenn der Königsmord irgendeinen Sinn haben soll, dann muss er innerhalb eines bestimmten, sehr kurzen Zeitraums ausgeführt werden.«
    Chou verstummte; Justin sollte den Faden aufnehmen.
    »Elizabeth«, folgerte der zukünftige Prinzgemahl langsam, »müsste noch jung genug sein, dass sie einen Regenten benötigen würde, aber nicht so jung, dass der Regent effektiv an ihrer Stelle regiert.«
    »Ganz genau.« Chou applaudierte ihm. »Und sie müsste den Regenten noch einige Jahre lang benötigen, so viele Jahre, dass ihre politische Sicht währenddessen nachhaltig beeinflusst werden kann.«
    »Wenn Sie die Situation so betrachten«, entgegnete Justin angewidert und zugleich fasziniert, »dann ist König Rogers Tod plötzlich kein zufälliges Unglück mehr – und auch kein Attentat, das verübt wurde, weil die Gelegenheit günstig war –, sondern ein eiskalt geplantes Verbrechen. Trotzdem bin ich mir nicht sicher, ob wir nicht doch zu paranoid denken.«
    »Also gut«, lenkte Chou ein, »ändern wir unseren Blickpunkt ein wenig. Wann wären Ihrer Meinung

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