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Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Titel: Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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bemerken konnte, wie vergeblich seine Hoffnungen sind. Womöglich hätte er uns am Ende noch verraten.«
    An seiner Betonung des ›uns‹ war etwas, das Marrou einen Schauder über den Rücken laufen ließ. Seltman fuhr fort:
    »Unsere Verbündeten sähen es gar nicht gern, wenn die Verschwörung aufflöge. Statt die Königin verwundbar zu machen, würde die Erkenntnis, dass König Roger ermordet wurde, ihr nur umso solidere Unterstützung sichern – besonders im Unterhaus. Die normalen Sterblichen lieben es einfach, wenn sie einen Grund erhalten, ihr Königsgeschlecht wegen seiner Bürde zu bemitleiden.«
    Gwinner lachte auf. »Wohl wahr. Auf Busfahrer oder Fabrikarbeiter verübt niemand einen Anschlag. Wenn Dover tatsächlich tot ist, dann sind wir sicher. Von den anderen wird keiner etwas sagen – sie haben zu viel zu verlieren.«
    »Das hoffe ich«, sagte Seltman. »Earl Howell ist nun von unschätzbarem Wert – besonders, wenn er einen Sitz im Regentschaftsrat erhält. Ich mache mir eher Sorgen, wie Jean reagiert, wenn sie jemals erfährt, welchen Anteil wir an König Rogers Erkrankung vor einigen Jahren hatten …«
    »Wie sollte sie?«, fragte Gwinner spöttisch.
    »An der Art, wie sie mit Datenmustern spielt, ist etwas Gespenstisches«, erwiderte Seltman. »Wir sollten sie keine Sekunde lang unterschätzen.«
    »Brauchen wir sie wirklich?«
    Mit angehaltenem Atem wartete Marrou auf die Antwort.
    »Ja«, sagte Seltman langsam, »besonders am Anfang. Ihre Beliebtheit im Unterhaus macht sie zum idealen Strohmann, um eine politische Atmosphäre zu schaffen, in der man sich nicht allzu sehr gegen die Übernahme wehrt.«
    Gwinner klirrte mit dem Eis. »In ihren Ansichten ist sie sehr progressiv – mit einer Freiheitlerin kämen wir besser zurecht. Die Progressiven haben genug Verstand, um Haven als Bedrohung zu begreifen.«
    Marrou biss sich auf die Lippe, damit sie nicht unversehens aufkeuchte. Sie unterdrückte den Impuls, kehrtzumachen und zu fliehen, und blieb stehen wie eine Salzsäule.
    »Wir müssen eine Atmosphäre erzeugen«, rief Seltman Gwinner ins Gedächtnis, »die die manticoranische Aufrüstung verlangsamt. Eine Progressive ist dazu ebenso sehr in der Lage wie ein Freiheitler. Denken Sie daran, Jean möchte unbedingt, dass unser System ein abgeschiedenes kleines Archipel im Kosmos bleibt. Dieser Drang nährt gewiss die Eloquenz, mit der sie unsere Sache vorantreibt.«
    Obwohl sie nur noch fliehen wollte, wusste Jean Marrou, wie dumm sie dann gewesen wäre. Erschien sie nicht zum vereinbarten Treffen, würden die anderen misstrauisch werden. Sie musste eintreten und bleiben, gelassen über die Sachlage sprechen; erst, wenn sie in Sicherheit war, durfte sie darüber nachdenken, welche Schritte als nächstes anstanden.
    Durfte sie Howell vertrauen? Wohl kaum. Er würde in Panik geraten und irgendetwas Dummes tun, mit dem er sie beide zum Tod verurteilte. Auf keinen Fall wollte sie die beiden Haven-Sympathisanten erpressen – selbst wenn ihre Treue gegenüber dem Sternenkönigreich ihr so etwas gestattet hätte.
    Sie biss sich auf die Lippe und tastete hinter sich. Sie zog die Tür auf und ließ sie ins Schloss fallen.
    »Schon jemand da?«, rief sie.
     
    Earl Howell war gar nicht glücklich über Marrous Ankündigung, dass Herzogin Winton-Henke als Regentin nominiert würde, und doch zweifelte er genauso wenig an ihr, wie ein Primitiver an seinem Medizinmann gezweifelt hätte. Er hatte davon geträumt, Regent zu werden, die junge Königin zu leiten, ihr Favorit zu werden und über Jahrhunderte seinen Einfluss auszuüben. Für solche Träume war ein Sitz im Regentschaftsrat nicht groß genug.
    Er hatte die drei anderen lange bei sich behalten und Möglichkeiten, Taktiken und Pläne diskutiert, um die Nominierung Winton-Henkes ebenfalls abzuwenden. Marrou hatte mit den anderen geplant und überlegt, denn sie wusste nun, wovon ihre Sicherheit abhing: dass Gwinner und Seltman sie für nützlich hielten.
    Dann, als es so spät wurde, dass selbst Howells Antrieb erlahmte, war sie aufgebrochen. Zuerst ging sie für den Fall, dass jemand ihr folgte, ins Hotel. Nach einigen Stunden begab sie sich in den Mount Royal Palace. Kurz vor Morgengrauen traf sie ein.
    »Ich muss Ihre Majestät sprechen«, sagte sie dem erstaunten Wachposten.
    »Ihre Majestät pflegen ihren dringend benötigten Schlaf«, entgegnete der Gardist. »Sie können eine Nachricht hinterlassen, und wenn Ihre Majestät es einrichten

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