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Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Titel: Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Anzeige, die mir mein Gerät anzeigte, war der Kontragrav nicht funktionstüchtig.«
    »Vielleicht war ihr Diagnosegerät schadhaft«, sagte Zyrr und klang geradezu erleichtert. »Entspannen Sie sich, Major. Ich will Ihnen ja nichts.«
    Aber ich will dir was , dachte Dover. Er bewegte sich, als wolle er zu seinem Stuhl zurückgehen, doch dann ließ er die Hand zum tödlichen Streich herabsausen.
    Sie traf nie ihr argloses Ziel. Mit einem unvermittelten Wutfauchen verwandelte sich das graue und cremefarbene Sofakissen in eine geschwächte, aber noch tödliche Baumkatze, die ihn angriff.
    »Monroe!«, brüllte Zyrr und sprang auf, nicht sicher, ob er sich gegen Dover oder gegen den ‘Kater wenden sollte.
    Dover versuchte sich Zyrrs Unschlüssigkeit zunutze zu machen und seinen Schlag doch noch zu landen. Der Baumkater des Königs verkrallte sich an der Uniformbrust, doch sein fortgesetztes Fasten und die allgemeine Niedergeschlagenheit hatten ihn derart ausgezehrt, dass der beabsichtigte tödliche Angriff nicht mehr anrichtete, als das schwere, schusssichere Tuch der Uniform aufzureißen.
    Zyrr überwand seine Unschlüssigkeit und wich Dovers Hieb aus, stieß dabei jedoch rücklings gegen die Sofakante. Er stürzte hintenüber.
    Mit einer Hand packte Dover den Baumkater und riss ihn sich von der Uniformbrust. Mit der anderen zückte er den Pulser aus der Gürteltasche. Zyrr zu erschießen würde den Erklärungsversuch komplizieren, aber die Suite war schallgedämmt, und Dover war sich sicher, eine überzeugende Erklärung abliefern zu können, insbesondere, nachdem der Baumkater ihm die Uniform zerfetzt hatte.
    Auf solch kurze Entfernung hätte er Zyrr nicht verfehlen dürfen, doch Zyrr trat gegen den niedrigen Couchtisch und rammte ihn Dover schmerzhaft gegen die Schienbeine. Der Schuss ging fehl und pflügte nur einen blutigen Riss über Zyrrs rechte Schulter.
    Dover taumelte einige Schritte zurück und zielte gerade erneut, als sich Monroe zum zweiten Mal auf ihn stürzte. Diesmal verzichtete der Baumkater darauf, ihn anzuspringen, sondern versenkte seine spitzen Zähne in Dovers weiche linke Kniekehle.
    Dover schrie auf und trat um sich, um den sechsbeinigen Teufel abzuschütteln, doch damit schien er ihn nur tiefer in sein Fleisch zu verankern. Blut rann ihm die Wade hinunter in den Stiefel, dann spürte Dover einen dumpfen Schmerz: Zyrr erhob sich auf die Knie und schlug ihm den Pulser aus der Hand.
    »Ergeben Sie sich, Padraic Dover«, verlangte eine gleichmütige Stimme.
    Während Dover noch immer versuchte, Monroe abzuschütteln, sah er einen dürren alten Mann mit einem herabhängenden Schnurrbart den Raum betreten. Er hielt einen Pulser in der Hand, und Dovers Magen verkrampfte sich, als er in ihm einen der ranghöchsten Mitarbeiter des Palastwachdienstes erkannte: den komisch wirkenden kleinen Mann, den jeder in der Palastgarde respektierte und zugleich fürchtete.
    Angesichts Daniel Chous gnadenlosen Blickes verließ Dover der Kampfgeist. Er ließ die Hände sinken.
    »Padraic Dover«, wiederholte Chou kühl, »ich verhafte Sie wegen Mordversuchs an Justin Zyrr, wegen Mordes an König Roger III. und wegen Hochverrats.«
    Ein Augenblick völliger Stille und Reglosigkeit folgte, in der selbst Monroes gedämpftes Knurren verstummte. Dover spürte, wie die Zähne und Krallen aus seinem Bein gezogen wurden. Langsam hob er die Hände.
    »Ich …«, begann er.
    Dann sah man nur noch ein cremefarbenes und graues Schemen, und bevor Dover die Hände wieder senken konnte, warf sich Monroe vom Couchtisch aus in Dovers ungeschütztes Gesicht.
    Padraic Dovers Welt versank in Blutrot. Blut bedeckte sein Gesicht und blendete ihn; mit seiner Kehle stimmte etwas nicht. Er konnte nicht atmen. Entsetzt bemerkte er das Röcheln und Gluckern bei jedem Versuch, Luft zu holen, und spürte, wie ihm das Blut in die Luftröhre rann und ihn erstickte.
    Ringsum wurde gebrüllt, er hörte etwas von Sanitätern. Jemand zerrte den wutkreischenden Baumkater von ihm fort. Alles erschien ihm trotzdem sehr fern. Mit dem Auge, das nicht völlig von Blut bedeckt war, sah Dover die Deckenlampe und begriff, dass er auf dem Rücken lag. Wie eigenartig. Er konnte sich nicht erinnern, gestürzt zu sein.
    Eine Stimme, eine autoritäre, unnachgiebige Stimme verlangte Antworten von ihm, befragte ihn über den Tod des Königs, wollte wissen, ob er Komplizen habe. Dover spürte, dass er zum Sprechen imstande wäre, wenn er es wirklich

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