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Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Titel: Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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darauf bestanden, dass Dover ihm die Dienste einer der berüchtigteren Kurtisanen verschaffen solle. Oder er konnte öffentlich kundtun, Zyrr habe ihm einen Antrag gemacht. Dover grinste grausam, während er sich ausmalte, wie er verfahren würde: Zunächst würde er vorgaukeln, nur ungern Einzelheiten bekannt zu geben, und dann würde er zähneknirschend Zyrrs unaussprechliche Wünsche darlegen.
    Und natürlich müsste er behaupten, dass Zyrr gewalttätig geworden war und Dover sich gezwungen gesehen habe, sich seiner Haut zu wehren – zum ersten Mal freute er sich, dass Zyrr solch ein stattlicher Bursche war; damit wäre seine Zuwendung zu äußerster Gewalt jedermann verständlich.
    Elizabeth war ein süßes, mitfühlendes Mädchen. Gewiss konnte sie dahingehende manipuliert werden, Mitleid für einen schockierten und über die eigene Tat entsetzten Angehörigen der eigenen Leibwache zu empfinden. An diesem Punkt glitten Dovers Gedanken in pure und sehr unwahrscheinliche Fantastereien ab. Gerade stellte er sich vor, wie Elizabeth unter Tränen, aber zutiefst romantisch um seine Hand anhielt, als sein Chronometer läutete und ihn erinnerte, dass sein Schicksal sich in wenigen Augenblicken ändern würde.
    Als er den Klingelknopf drückte, stellte er überrascht fest, dass Zyrr persönlich an die Tür kam. Eins der Löcher in Dovers Plan hatte darin bestanden, dass er nicht wusste, was er mit Zyrrs Kammerdiener anstellen sollte. Widerstrebend (denn zwei Tote schwächten die Glaubwürdigkeit seiner geheuchelten Empörung) war er bereits zu dem Schluss gekommen, dass auch der Diener sterben müsse.
    »Major Dover.« Zyrr nickte ihm zu und bat ihn herein.
    Bereitwillig folgte Dover ihm. Er maß sowohl seinen Gegner als auch dessen sparsam möbliertes Quartier. Nicht das geringste Geräusch verriet die Gegenwart eines anderen Menschen, und er begann zu hoffen, dass sie tatsächlich allein wären.
    »Ich habe mir die Freiheit genommen, meinem Diener frei zu geben, damit wir ungestört reden können.« Zyrr wirkte ungewöhnlich ernst. »Ich muss Sie bitten, bei unserer gemeinsamen Heimatwelt zu schwören, dass nichts von dem, was wir besprechen, die Wände dieses Raumes verlässt.«
    »Das schwöre ich«, antwortete Dover ohne zu zögern und fragte sich, ob Zyrr am Ende tatsächlich etwas Unerlaubtes von ihm wünschte.
    Ursprünglich hatte er vorgehabt, Zyrr sofort zu töten und dann die verbleibende Zeit zu nutzen, um die Szene für die ›Verführung‹ vorzubereiten. Nun aber bewegte die Neugierde ihn, den Mann zuerst anzuhören. Er ließ sich von Zyrr einen Stuhl zuweisen und beobachtete den Verlobten der Königin aufmerksam, der sich neben ein zerschlissenes und überdies recht hässliches, cremefarben-graues Sofakissen auf die Couch setzte.
    »Ich würde gern mit Ihnen über bestimmte Ereignisse am Todestag von König Roger sprechen«, begann Zyrr.
    In Dover stieg das Entsetzen auf, aber er bewahrte eine ungerührte Miene.
    »Soviel ich weiß, waren Sie Offizier vom Dienst im Chalet, als Seine Majestät sich für den Skiausflug fertig machte.« Zyrr hielt gerade so lange inne, dass Dover steif nicken konnte. »Captain Adderson, der an diesem Tag ebenfalls Dienst hatte, erinnert sich, dass Sie die Diagnosetests an dem Ski ausführten, den der König mitgebracht hatte.«
    Dovers Gedanken rasten im Kreis, als er versuchte, diese Befragung mit seinen glorreichen Fantasien von gerade eben in Einklang zu bringen. Seltman hatte ihm doch bestimmte Antworten vorgeschrieben, die er im Falle eines Verhörs geben sollte. Die Sätze waren ihm vor dem Unfall doch eingetrichtert worden, sie mussten noch da sein …
    Er hörte sich flach und hölzern sagen: »Ja, ich habe die Diagnosetests ausgeführt. Den Anzeigen zufolge war der Gravo-Ski unzuverlässig.«
    Obwohl man es als Verstoß gegen das Protokoll auslegen konnte, erhob er sich. Quer durchs Zimmer konnte er Zyrr nicht töten; der tödliche Hieb musste von Hand geführt werden, sonst würde ihm hinterher niemand glauben, dass er zu heftig reagiert hatte, als er den Angriff des körperlich überlegenen Mannes abwehrte.
    Nichts von der Gefahr ahnend, in der er schwebte, fuhr Zyrr fort: »Ich habe persönlich einen Diagnosetest am fraglichen Ski durchgeführt und nichts gefunden. Tatsächlich handelte es sich um ein fabrikneues Gerät.«
    Mit hölzerner Stimme antwortete Dover – er war nur noch wenige Schritte entfernt –: »Ich habe nur meine Pflicht getan, Sir. Nach der

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