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Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Titel: Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Courvosier, der auf der Akademie Honors Mentor gewesen war, und Tammerlane hatte bereits angedeutet, ihren Ruf als begeisterte Pilotin zu kennen. Was der Kommandant glaubte, war seine Sache; tatsächlich ging Honor aus einem völlig anderen Grund an Bord der Pinasse.
    Sie verzog das Gesicht, weil sie sich ihr Motiv erst jetzt eingestand, und ein leiser Laut drang ihr ins Ohr, den man fast als Schelten hätte verstehen können. Honor drehte den Kopf, und ihre während der Dienststunden gewöhnlich leidenschaftslose Miene erweichte zu einem lausbübischen Grinsen. Nimitz, der auf der Rückenlehne der Liege hockte, neigte den Kopf. Er wartete, bis er sich ihrer Aufmerksamkeit sicher sein konnte, dann streckte er eine Echthand vor, die täuschend grazil wirkte, und strich ihr sanft über die Wange.
    »Ist schon gut, Stinker«, sagte sie. Im Moment waren sie noch allein im Cockpit und warteten auf den Piloten der Pinasse. Honor hob die Hand und erwiderte seine Liebkosung.
    Der ‘Kater keckerte und schüttelte den Kopf, eine Geste, mit der er unmissverständlich ihre Unschuld bestritt. Sie grinste schief. Noch nie hatte sie es geschafft, Nimitz zu täuschen. Seit mehr als zwanzig T-Jahren waren sie zusammen, und sie setzte den empathischen ‘Kater zur Bewertung von Charakter und Stimmung anderer Menschen ein, ein Barometer, von dessen Existenz die meisten Leute nichts ahnten. Trotzdem gab es Momente, in denen die Adoption ihr als Nachteil erschien. Nein, Augenblick – nicht als Nachteil . Das niemals! Aber manchmal konnte die Verbundenheit mit Nimitz … unbequeme Folgen haben, wie hier zum Beispiel. Nimitz wusste nur zu gut, was sie von Anthony Agursky hielt. Leider kannte der ‘Kater auch die Gründe dafür – und wusste, weshalb Novaya Tyumen Honor Harrington hasste.
    Nimitz äußerte sich noch einmal, viel leiser diesmal, aber mit einem finsteren, drohenden Unterton. Honor hatte noch nie sagen können, wie tief sein Blick wirklich in ihre Gemütszustände drang. Sie hegte zwar den Verdacht, dass seine Empfänglichkeit umfassender sei, als die meisten selbst ernannten ›Baumkatzenexperten‹ annahmen, und zuweilen glaubte sie sogar, dass nur noch eine ganz dünne Wand sie davon trenne, eine Antwort von ihm zu spüren. Dazu aber war es noch nie gekommen, denn kein Mensch besaß die empathischen Talente einer Baumkatze, nicht einmal die wenigen Glücklichen, die wie Honor von einer ‘Katz als Gefährte akzeptiert und adoptiert worden waren. Immerhin spürten manche Adoptierte die Existenz eines telempathischen Bandes, und zu ihnen gehörte Honor. Sie konnte dieses Gefühl mit keinem Wort benennen – was nicht weiter verwunderlich war, denn es sprach keinen der Sinne an, denen Menschen je einen Namen gegeben haben –, doch sie konnte zum Beispiel stets in die Richtung deuten, in der Nimitz sich befand, ob sie ihn nun sah oder nicht, und dabei war ihr noch nie ein Fehler unterlaufen. In Bezug auf die Entfernung konnte sie sich irren, aber nicht in der Richtung.
    Andererseits entsprach sie selbst unter Adoptierten nicht dem Regelfall. Zunächst einmal war es höchst unüblich, dass man schon als Kind adoptiert wurde, und außerdem reichte die Beziehung ihrer Familie zu den Baumkatzen buchstäblich bis zur allerersten Adoption zurück. Honors zweiter Vorname erinnerte an die erste adoptierte Harrington, die zugleich als erster Mensch die Existenz der Baumkatzen auch nur vermutet hatte. Damit nicht genug, hatte Stephanie Harrington die Sphinxianische Forstbehörde von Grund auf neu organisiert und den Neunten Zusatzartikel zur manticoranischen Verfassung geschrieben (ebenfalls buchstäblich; Honor hatte den handgeschriebenen ersten Entwurf mit eigenen Augen gesehen). Durch diesen Verfassungszusatz wurden die Baumkatzen als einheimische Intelligenz von Sphinx anerkannt und erhielten als Körperschaft ein Drittel der Planetenoberfläche zu unveräußerlichem Besitz. Honors Ahnin hatte lange, beharrlich und siegreich dafür gekämpft, dass der Zusatzartikel erlassen wurde, und den Rest ihres Lebens damit verbracht, ihn durchzusetzen. Der ausgedehnte Harrington-Clan, der ihr entsprang, durfte sich von allen Familien auf Sphinx der höchsten Adoptionsrate rühmen.
    Ein entsetzlich großer Anteil dieser Adoptierten hatte geradezu zwanghaft Tagebuch geführt, und Honor verschlang schon früh jeden Fetzen Information, der von irgendeinem ihrer Vorfahren über seine Beziehung zu den ‘Katzen niedergelegt worden war. Weil sie

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