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Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Titel: Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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keine Geschwister hatte, verbrachte sie in ihrer Kindheit außerordentlich viel Zeit allein mit Nimitz. Ihre Eltern wussten keineswegs von jeder Bredouille, in die die beiden zusammen geraten waren, und ahnten nicht einmal ansatzweise, dass Honor wiederholt Nimitz nach Hause zu seinem Clan begleitet hatte. Vermutlich wusste sie daher besser über die Baumkatzen Bescheid als irgendjemand im ganzen Sternenkönigreich – zumindest, was die praktischen Aspekte anbetraf. Wie die Empathie der ‘Katzen aber funktionierte oder wie und warum sie Menschen adoptierten, vermochte sie genauso wenig zu erklären, wie sie fliegen konnte. Auch wusste sie nicht, warum sie sich nur bestimmte Menschen aussuchten oder wie Nimitz ihr half, mit Stress und Furcht fertig zu werden.
    All das brauchte sie auch nicht erklären zu können, um zu begreifen, weshalb der ‘Kater Novaya Tyumen so sehr hasste. Baumkatzen waren direkte, unkomplizierte Gemüter, und deshalb verzeichnete Honor es als großen Triumph, dass sie Nimitz hatte bewegen können, den Commander weder anzufauchen noch vor ihm die Zähne zu fletschen. Sie wusste nämlich sehr gut, dass der Baumkater ihm am liebsten das farblose, hochnäsige Gesicht mit den Klauen zerschlitzt hätte. Wenn sie ehrlich war, hätte sie nicht einmal etwas dagegen gehabt; andererseits wäre diese Reaktion eventuell doch etwas überzogen gewesen. Schließlich waren sie und Novaya Tyumen einander nie begegnet, bevor sie beide mit der Skyhawk-Erprobung betraut wurden.
    Schon das erste, kurze Gespräch am Tag seiner Ankunft auf der Broadsword hatte ihr verraten, dass er zu Pavel Youngs Verbündeten gehörte. Im Laufe der Jahre war Honor mehreren von Youngs Verbündeten begegnet, und in keinem Fall hatte es sich um eine angenehme Erfahrung gehandelt. So wenig Young ihr jemals verzeihen würde, dass sie ihn im Duschraum der Akademie halb zu Brei geschlagen hatte, würde sie ihm den Versuch vergeben, sie an jenem entsetzlichen Abend zu vergewaltigen. Leider war Young der älteste Sohn und Erbe des mächtigen Earls von North Hollow. Honor hatte genau gewusst, wie unwahrscheinlich es war, dass jemand mit solchem Einfluss im Rücken jemals die Folgen seines Tuns zu spüren bekäme. Mit jedem Versuch, ihn seiner Strafe zuzuführen, hätte sie lediglich für einen Skandal gesorgt, den die Akademie nicht gebrauchen konnte, und darum hatte sie sich eingeredet, ihn mit der blutigen Abreibung genügend bestraft zu haben. Schon damals fragte sie sich, ob sie sich da etwas einzureden versuchte, das eigentlich gar nicht stimmte, weil sie keiner Menschenseele offenbaren wollte, was sich im Duschraum abgespielt hatte. Bis auf den heutigen Tag war sie der Lösung kein Stückchen näher gekommen. Youngs Tat jedenfalls blieb straffrei, sah man von einer gehörigen Demütigung ab. Mehr hatte sie nicht erwartet, und es war ihr – in gewisser Weise wenigstens – gelungen, dieses Ergebnis als Beispiel dafür hinzunehmen, welch furchtbare Ungerechtigkeiten man in einem unvollkommenen Universum hinnehmen muss. Doch damit war die Angelegenheit nicht beigelegt. Youngs späteres Verhalten hatte Honor unzweifelhaft klar gemacht, dass er beabsichtige, seine Beziehungen und vor allem die seiner Familie sowohl in der Navy als auch außerhalb spielen zu lassen, um Honors Karriere in jeder denkbaren Weise zu schaden – und Anthony Agursky war sein Cousin zweiten Grades.
    Novaya Tyumen konnte es nicht gleichgültiger sein, was zum bösen Blut zwischen Honor und seinem Vetter geführt hatte. Wie die Youngs gehörten auch die Agurskys der zum Glück kleinen Gruppe innerhalb des manticoranischen Hochadels an, die Macht und Einfluss mit arroganter Selbstherrlichkeit einsetzte, um zu erlangen, was immer sie wünschte, und keine Rücksicht auf andere nahm. Beide Familien hatten außerdem schon so lange und so oft untereinander geheiratet, dass es einem Außenstehenden manchmal schwer fiel festzustellen, wer nun enger zu welcher Familie gehörte. Novaya Tyumen war eindeutig bereit, Young dabei zu helfen, die aufmüpfige Bürgerliche zu zerquetschen, die es gewagt hatte, sich den Begierden seines Cousins zu widersetzen.
    Kleinlich, abstoßend und gemein war diese Kampagne, doch Honor hatte gelernt, damit zurechtzukommen. Eigentlich hätte sie sich dergleichen nicht gefallen lassen müssen, und keineswegs genoss sie es, regelmäßig zu erleben, in welche Niederungen Young und seine Verbündeten sich hinabließen. Im Laufe acht langer

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