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Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Titel: Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Canmorer indes verhielten sich weniger offen. Bisher hatten Fernando und sie Glück gehabt. Sollte es nun damit vorbei sein?
    »Ich breche unsere Übereinkunft, die Arbeit in diesem Zimmer beiseite zu lassen, nur sehr ungern«, sagte Chung, »aber wir haben ein Problem.« Sein Tonfall verriet unmissverständlich, dass er mit ›wir‹ die beiden Beraterteams der Republik Canmore meinte, und nicht Fernando und Shuna, das inbrünstige Liebespaar.
    »Die Havies?« Ryder sah sich im Zimmer um und klimperte für den Fall, dass doch jemand eine Videowanze untergebracht hatte, verführerisch mit den Wimpern.
    »Sozusagen«, antwortete Chung. Er stocherte mit dem Fuß unter dem Bett herum und schob etwas hin und her. Es klang, als sei es in Plastik gehüllt und recht schwer; Ryder begriff, dass er vermutlich einen Scrambler mitgebracht hatte, der etwaige Wanzen stören sollte. Das Gerät wäre gewiss von höchster Güte, denn die erewhonische Botschaft verfügte über neueste Technik aus der Solaren Liga.
    Die Haveniten leider auch.
    Ryder stöhnte, doch niemand hätte diesen Laut für einen Aufschrei der Ekstase gehalten.
    »Es ist nicht nur ein Problem, sondern auch eine Gelegenheit«, sagte Chung, erneuerte den Handtuchknoten und setzte sich aufs Bett. Er hatte sich noch nicht gänzlich abgetrocknet, und Ryder fürchtete, er würde das Bett selbst dann durchnässen, wenn sie sich beeilten.
    »Das ist ein sehr alter Spruch, und ich habe ihn schon wenigstens fünfzigmal gehört«, sagte Ryder.
    »Von mir nicht.«
    »Nein, aber mein Taktiklehrer auf der Kriegsschule benutzte ihn dauernd.«
    »Aha, er wusste also die Weisheit der alten Chinesen zu schätzen.«
    »Wenn du mir nicht bald sagst, was los ist, oder wenn du nicht bald das Handtuch abnimmst, dann werde ich einen gewissen chinesisch-lateinamerikanischen Erewhoner fürchterlich entstellen. Nicht mal deine eigene Mutter würde dich wiedererkennen.«
    »Durch Gewalt verlierst du bei ihr nur dein Gesicht«, sagte Chung. »Ansonsten würdest du ihr bestimmt gefallen, und wenn auch nur deswegen, weil ich endlich nicht mehr wie ein Eunuch lebe …«
    »Das ließe sich aber arrangieren«, erwiderte Ryder. Sie setzte sich auf, und als Chung ihre Miene sah, sprang er hastig auf und wich von dem Bett zurück.
    »Ich bitte um Verzeihung, verehrte Dame«, sagte er. »Ich werde mich kurz fassen. Die Privatarmee des havenitischen Kriegsherrn ist auf dem Marsch. Das schwere Gerät kommt nach Buwayjon, zumindest gestern traf eine Schiffsladung ein. Es wird nun von Euvinophans Feldpolizei bewacht.«
    »Nicht von der Infanterie?«
    Chung blickte sie in einer Weise an, in der vermutlich eine Baumkatze einen neuen Wurf gesunder Junge betrachtete. »Nein. Die mechanisierte Infanterie ist noch immer in der Hauptstadt.«
    Ryder benötigte einen Moment, um diese Information zu verarbeiten. »Und bewacht den Weißen Elefanten?«
    »Ich glaube nicht, dass Seine Majestät es dulden würde, wenn Euvinophans Schläger dem Elefantentempel näher kämen als zehn Kilometer«, sagte Chung. »Ich habe eine andere Theorie.«
    »Dass er es auf die heimliche Tour versucht und die Teile seiner Streitmacht getrennt hält, sodass wir sie nicht identifizieren können, bis es zu spät ist?«
    »Bravo!« Er beugte sich vor und küsste sie. Ryder fühlte sich versucht, nach dem Handtuch zu greifen, aber sie hielt sich zurück. Sie hatte das Gefühl, dass er noch nicht alles gesagt hatte.
    »Mein Taktiklehrer hat mir mehr beigebracht als altchinesische Weisheiten«, entgegnete sie in scharfem Ton. Dann fügte sie bedächtiger hinzu: »Jetzt verstehe ich, was du mit Gelegenheit meinst. Ohne Schutz durch die Infanterie …«
    »… ist das schwere Gerät sehr verwundbar gegenüber einem Angriff, wie deine Sea Fencibles ihn landen könnten.«
    »Das sind nicht meine Sea Fencibles. Wenn sie jemand anderem gehören sollten als der Republik, dann gehören sie dir genauso sehr wie mir. Oder war es jemand anderes gleichen Namens, der die Umbaumethode entwickelte, um ihre Sturmgewehre auf den neusten Stand zu bringen – zumindest auf den neusten Stand für Patronenwaffen?«
    »Schuldig im Sinne der Anklage«, antwortete Chung. »Also, wenn du nichts dagegen hast, im Bett taktische Planung zu betreiben …«
    Gewöhnlich hatte Ryder in der Tat etwas dagegen. Doch irgendwann während der vergangenen Minuten war ihr der Gedanke gekommen, dass sie und Chung vielleicht nie wieder zusammenkommen würden. Beide gehörten sie

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