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Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Titel: Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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fiel Ryder darauf keine Entgegnung ein. Das lag natürlich vor allem daran, dass es keine passende Antwort gab.
     

6
     
    Die vier verbliebenen Frachter schossen in solch niedriger Höhe mit derart hoher Geschwindigkeit dahin, dass die See für Ryder, die im Cockpit von Claymore-1 stand, nur als graues Schemen zu sehen war. Die anderen Frachter erzeugten sichtbares Kielwasser, und eine flinke Baumkatze hätte vermutlich von Meereshöhe in die offene Luke eines dieser Frachter springen können – wenn es denn jemand gewagt hätte, bei diesem Tempo eine Luke zu öffnen.
    Von Claymore-3 hatten sie noch immer nichts gehört, und das konnte zweierlei bedeuten: eine Katastrophe oder mustergültige Funkstille. Ryder wettete auf die zweite Möglichkeit, und das nicht allein, um die Moral aufrechtzuerhalten. Sie hatten recht viel Funkverkehr abgehört, das meiste gewerblich und einiges in minderwertiger havenitischer Verschlüsselung, die der Computer des Frachters mühelos gebrochen hatte. Nichts darin deutete darauf hin, dass jemand von Claymore-3 wusste, von der Nautilus oder den vier grimmig-grauen Pfeilen, die über die See auf Buwayjon zuschossen.
    Ryder wandte sich von der Frontscheibe ab und begann mit dem Auftragen ihrer Tarncreme. Die Creme war Chungs Idee gewesen; er hatte darauf hingewiesen, Kriegsbemalung sei so alt wie der Krieg, gut für die eigene Moral und schlecht für die des Gegners. Selbst in den post-industriellen Kriegen auf Alterde habe es eine Kriegerbande gegeben, die als die ›Teufel mit den grünen Gesichtern‹ bekannt gewesen sei.
    Leider hatte Ryder beim Schminken stets mindestens drei Anläufe gebraucht, und darum war sie immer sehr dankbar über die Vorschrift gewesen, die Makeup bei weiblichen Offizieren im Dienst stark beschränkte. Sie hatte es gerade geschafft, ihr Gesicht in eine wahrhaft furchterregende Fratze zu verwandeln, als jemand von hinten sanft ihre Wangen berührte.
    Diese öffentliche Berührung war ihr selbst bei Chung fast zu viel, trotzdem sah sie davon ab, ihm den Ellbogen in den Bauch zu rammen. Stattdessen seufzte sie, und es war ihr egal, ob er eventuell glaubte, sie seufze vor Vergnügen. Einen Moment später ging ihr auf, dass ihr Seufzer tatsächlich der Wonne entsprungen war. Chung strich ihr nicht nur die Tarncreme glatt, seine Berührung löste auch ihre Anspannung ein wenig.
    »Ich übe nur für die Sonnenmilch«, wisperte er ihr zu, als er fertig war.
    Bevor sie sich umdrehen und ihm danken konnte, war er fort, und der Pilot verlangte nach ihrer Aufmerksamkeit.
    »Wir haben ein deutliches Signal aufgefasst, Ma’am, und es trägt ein havenitisches Rufzeichen. Das Signal meldet, dass die Havies in südlicher Richtung fliegen, um einen möglichen Sabotageakt bei Point Luchuin zu untersuchen.«
    Das Kartendisplay stammte zwar aus der Jungsteinzeit, aber wenigstens ließ sich davon die Entfernung ablesen. »Das könnte Claymore-Drei gewesen sein«, sagte sie. »Halten Sie passiv Ausschau nach der Pinasse. Wenn sie in der Luft unterwegs ist, müssen wir womöglich sehr plötzlich ausweichen.«
    Die Pilotenkünste der Haveniten würden es ihnen vermutlich gestatten, auf niedriger Höhe auszuweichen, die Pinasse jedoch trug vermutlich vor allem Luft-Luft-Raketen, weniger Luft-Boden- und wohl gar keine Luft-Schiff-Raketen. Trotzdem konnte das Kommandounternehmen in einem Desaster enden: wenn die Republik Canmore den ersten Schuss in einem Krieg abfeuerte, ohne irgendetwas dabei zu gewinnen.
    Dann endlich schoben sich die weißen Klippen nördlich von Buwayjon über den Horizont. Fischerboote in allen Farben und Größen peitschten auf beiden Seiten vorüber. Ryder bedeutete dem Piloten, ein wenig aufzusteigen, damit sie nicht von einem Mast aufgespießt würden.
    Rechts ein schwarzer Rumpf mit schmutziggelben Aufbauten und einem weißen Schornstein – die Nautilus ! Der Pilot zuckte zusammen, als Ryder ihm den Namen triumphierend ins Ohr brüllte.
    »Bleiben Sie bloß ganz ruhig, Ma’am, in einer Minute haben wir Sie am Boden.«
    Die Minute schien für Ryder ein Jahrtausend zu dauern. Es trug nicht gerade zu ihrer Beruhigung bei, dass die Pinasse zwar auf Zerhacker umschaltete, aber trotzdem weitersendete. Ganz offensichtlich war sie etwas auf der Spur, das ihre Insassen sehr aufregte. Ryder nahm sich dreißig Sekunden, um ihr Sturmgepäck zu überprüfen und das Sturmgewehr zu laden, dann setzten sie über den Hafendamm, wobei sie tiefer flogen als der Leuchtturm

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