Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Titel: Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
dünner war als Fängt-gewandts Krallen. Wie hatte das Zwei-Bein eine Schnur derart dünn flechten können? Und welche Pflanzenfaser glänzte, ohne eine Farbe zu besitzen?
    Während Fängt-gewandt noch gebannt die Gestalt betrachtete, bewegte sie die Hand (die so gefleckt war wie ihr Gesicht) und berührte etwas an der Seite des Stabes; sogleich schoss die Leine so rasch, dass sie verschwamm, zurück zur stark zitternden Rutenspitze. Mit einer raschen Bewegung des Handgelenks schleuderte das Zwei-Bein die Leine wieder singend durch die Luft, und ein glitzerndes, pelzig aussehendes Etwas an ihrem Ende platschte hinter einem Stein ins Wasser. Das Zwei-Bein hatte perfekt gezielt, aber solch ein Wurf musste sehr schwierig auszuführen sein. Fängt-gewandt bezweifelte, ob er eine Schnur an einer Stange in solch einen kleinen Tümpel hätte schleudern können, ohne es zuvor viele Stunden geübt zu haben; er hätte wohl eher die Steine getroffen oder die Leine in den dichten Büschen verheddert … oder er hätte zusehen müssen, wie das Etwas vom rauschenden Fluss davongerissen wurde, der sich wie aus Wut weiß schäumend über die aus dem Wasser ragenden Steine ergoss.
    Fängt-gewandt streckte sich bequem auf dem Ast aus und achtete nicht mehr darauf, dass sein eigener Fang ihm das Fell durchnässte. Das Kinn auf die Echthände gestützt, wartete er gebannt. Wurf um Wurf schoss über das brüllende Wasser und landete platschend in den dunkelgrünen Tiefen. Nachdem Fängt-gewandt das eigenartige Ritual mehrere Male beobachtet hatte, begriff er, dass das seltsame Etwas am Ende der Leine wie ein dicker Käfer aussah, der ins Wasser gefallen war. Fängt-gewandts Ohren stellten sich auf. Er hatte schon gesehen, wie Fische, die in der finsteren Wassertiefe lebten, an die Oberfläche stiegen und nach solchen strampelnden Leckerbissen schnappten. Ein Fischer überlistete seine Beute, indem er ihr einen falschen Käfer vorhielt – bei diesem Gedanken zitterten Fängt-gewandt die Schnurrhaare.
    Erneut sirrte die Schnur durch die Luft, und der falsche Käfer platschte in stilles, tiefes Wasser – das augenblicklich aufschäumte, als etwas Großes nach oben schoss. Im Geistesleuchten des Zwei-Beins flackerte Aufregung auf und traf Fängt-gewandt wie ein Freudenausbruch. Seine Krallen traten hervor und bohrten sich in den Ast, als hätte er sie in den zuckenden Fisch geschlagen. Die Leine sang, und die Rute bog sich stark durch, bis ihre Spitze fast die Wasserfläche berührte. Ein riesiger Fisch, größer als Fängt-gewandt, brach aus dem Wasser hervor; das Ende der Schnur hing an ihm fest. Fängt-gewandts Puls raste. Er stellte fest, dass er unbewusst ans Ende des Astes gekrochen war und sich vor Erregung auf Handpfoten und Echtpfoten aufgerichtet hatte. Der gewaltige Fisch warf sich herum; mit Kräften, wie sie ein vor Wut rasender Todesrachen aufbringt, kämpfte er, um sich von der Schnur zu befreien. Im hohen Bogen spritzte das Wasser umher. Wie konnte diese dünne Leine dem Zerren und Schlagen dieses rasenden Monstrums widerstehen? Plötzlich bewegte das Zwei-Bein sich blitzschnell: Er gab seinen Schattenplatz auf dem großen Stein auf und platschte in den Fluss. Schon im nächsten Augenblick war seine merkwürdige Körperdecke durchtränkt, aber es gelang ihm, die Spitze seiner Rute über der Wasserfläche zu halten. Gleichzeitig rollte er langsam, aber unerbittlich die Leine ein und zog den zappelnden, schweren Fisch zu sich.
    Die Füße des Zwei-Beins rutschten und glitten über die versenkten Felsblöcke. Es kämpfte um seine Beute und keuchte sichtbar vergnügt. Seine Augen leuchteten wie Sonnenlicht auf einem tiefblauen See, und die goldfleckige Haut war in einem rötlichen Ton angelaufen, der zuvor nicht da gewesen war, als das Zwei-Bein noch reglos am Ufer gestanden und so geduldig gewartet hatte, wie auch Fängt-gewandt zu warten wusste. Schließlich, nach einem Kampf, der Fängt-gewandt völlig erschöpft hätte, holte das Zwei-Bein die täuschend schwach ausschauende Schnur so weit ein, dass der große Fisch aus dem Wasser gerissen wurde. Das Zwei-Bein gab einen unerwarteten, deutlichen Laut von sich, der perfekt zu dem wilden Leuchten seines Geistes passte. Der tröpfelnde Fisch war länger als der Arm des Zwei-Beins und der Arm des Zwei-Beins länger als Fängt-gewandts Leib. Dennoch hievte das Zwei-Bein den Fisch so mühelos hoch, dass Fängt-gewandt vor Staunen aufkeuchte. Viele Jäger des Clans wären nötig

Weitere Kostenlose Bücher