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Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Titel: Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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schmeckte seine zunehmende Eindringlichkeit auf der Zunge. Also begann er in diese Richtung zu humpeln und versuchte gleichzeitig, sich zu orientieren. Hätte er sich irgendwelche Chancen ausgerechnet, unterwegs eine Höhle zu finden, so hätte er augenblicklich mit der Suche begonnen. Aber nur sein Flugwagen versprach echten Schutz, und der stand irgendwo in der Richtung, in die ihn der Baumkater gewiesen hatte. Wenigstens glaubte er, dass die Richtung stimmen könnte. Als über ihm ein Blitz aufflammte, erblickte er endlich den Fluss, konnte aber nicht sagen, wie weit er schon gekommen war. Der windgepeitschte Regen raubte ihm jeden Richtungssinn und machte es unmöglich, seine Position relativ zu dem Punkt festzustellen, wo er so katastrophal gestürzt war, geschweige denn, wo er den Flugwagen zurückgelassen hatte.
    »Bliek!« Der Baumkater deutete eisern nach vorn.
    »Ich hoffe, du weißt, wohin wir wollen, Fisher.« Unablässig schlurfte er langsam voran, völlig unsicher, ob er sich nicht doch im Schlamm und der dicken Humusschicht vertreten würde. Alle Augenblicke stolperte er über Fallholz oder glitt auf nassen Steinen aus. Nur sein fester Griff um den Stab bewahrte ihn vor einem Sturz. Der Baumkater blieb immer bei ihm, ein Wärmequell auf seiner Schulter und dem Oberarm, eine tröstliche Gesellschaft, die ihn vor der Verzweiflung bewahrte. Wann immer er keuchend und hoffnungslos verwirrt stehen blieb, deutete der Baumkater zuversichtlich in die nur von Blitzen erhellte Finsternis und den dichten Regen; er wusste genau, wohin er wollte, selbst wenn Scott sich über sein Ziel längst nicht mehr im Klaren war. Er hatte keine Ahnung, wie lange er nun schon unterwegs war, vornüber gebeugt unter dem peitschenden Niederschlag. Dann prasselten die ersten Hagelkörner wie Gewehrfeuer auf die Blätter.
    Das erste Hagelkorn traf ihn schmerzhaft im Kreuz. Scott brüllte auf und hätte fast das Gleichgewicht verloren. Im letzten Augenblick fing er sich, indem er sich fest an den Stab klammerte, dann blieb er erschüttert kurz stehen, während der Hagel das Blätterdach durchschlug und ringsum in den Schlamm klatschte. Scott fühlte sich so schwach, dass er gar nicht darüber nachdenken wollte, ob seine Knie ihn noch tragen würden, wenn er den nächsten Schritt machte. Er stand mitten im Hagel, der vernichtend durch die Pfostenbäume schoss und abgerissene Zweige, ja ganze Äste auf den Waldboden schleuderte.
    »Bliek!« Auf seinen Schultern bewegte sich der Baumkater, wölbte beschützerisch seinen kleinen Leib über Scotts Kopf. Aus dem Augenwinkel sah er eine Hand mit drei Fingern, die drängend nach vorne deutete. Blitze flackerten wild …
    Und da erkannte Scott eine Lücke in den Bäumen: Er sah den hellgelben Lack seines Flugwagens glänzen. » Der Wagen! Fisher – ach Gott, du wunderbarer, unfasslicher Baumkater!«
    Er schlurfte durch den Schlamm vorwärts, keuchte vor Anstrengung und zuckte jedes Mal zusammen, wenn Hagelkörner über ihm Äste abrissen, die an ihm vorbeisurrten. Fast da … noch ein paar Meter, mehr nicht … Er kam unter der Deckung der Pfostenbäume hervor und rutschte sofort im Schlammsee aus. Scott schrie auf, denn er wusste, dass er seinen Sturz nicht mehr bremsen konnte und schwer stürzen würde. Mit der linken Schulter prallte er auf und hörte einen tierhaften Schmerzensschrei … dann entdeckte er, dass er der Länge nach auf dem Boden lag und sein Kopf auf einem nassen, zitternden Fellbündel ruhte. Dem Baumkater entfuhr ein schwacher Schmerzenslaut. Scott wimmerte ebenfalls, völlig geblendet von seinen Schmerzen, doch der Klagelaut seines kleinen Begleiters brachte ihn auf Hände und Knie. Schützend stellte er sich über den Baumkater. Hagel prasselte ihm erbarmungslos auf den Rücken. Scott ignorierte das scharfe Stechen und blinzelte Fisher an.
    Ein Blitzschlag zeigte ihm den Baumkater am Boden. Fisher hatte ein Mittelglied eng an den Leib gezogen. Als Scott vorsichtig den Schaden abtastete, schrie der Baumkater auf. 0 Gott, es ist bestimmt gebrochen. Du hättest doch wegspringen können … warum hast du’s nicht getan ?
    Doch wenn er weggesprungen wäre, wäre Scott mit dem Kopf auf den schlammigen, steinigen Boden geprallt, das hatte der Baumkater gewusst. Scott brauchte keine Worte, um zu begreifen, was Fisher für ihn getan hatte. Nach dem Aufprall wäre er nicht mehr aufgestanden. Er kämpfte gegen die Tränen an, die ihm wieder in die Augen stiegen, und blinzelte.

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