Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche

Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche

Titel: Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
Steuersoftware entsprechend zu modifizieren. Die Kartierung aber hätte Monate gedauert, und Honor wäre gezwungen gewesen, jede einzelne mögliche Bewegung des fehlenden Arms auszuüben, sodass die Sensoren die dazugehörigen neuronalen Befehle aufzeichnen konnten. Da war es praktischer, das Glied mit einem lernfähigen Softwarepaket auszustatten, das über ausgefeilte heuristische Funktionen verfügte und jede Bewegung lernte, indem es sie ausführte. Dann brauchte die Empfängerin (und die Software) nur noch zu lernen, das Glied zu benutzen. Doch selbst dann verblieb ein gewisses Gefühl der Unvertrautheit mit dem neuen Glied, und man vergaß nie, dass es sich um eine Prothese handelte, ganz gleich, wie gut man sie schließlich zu beherrschen lernte. Das war der eigentliche Grund, weshalb solche Prothesen keine einfachen ›Plug-and-Play‹-Geräte waren.
    Honor hatte sich daran gewöhnt, dass die künstlichen Nerven in ihrem Gesicht Sinnesreizungen anders übermittelten als natürliche. Im Augenblick spürte sie ihre rechte Wange gar nicht. Hätten ihre Implantate ordnungsgemäß funktioniert, sie hätte den anschwellenden Seewind auf beiden Wangen unterschiedlich wahrgenommen – und die Empfindungen der linken Seite wären ihr auch nach so vielen Jahren noch künstlich erschienen. Das störte sie nicht weiter, denn so sollte es auch sein. Manchmal fragte sie sich, ob sie sich leichter umgewöhnt hätte, wenn man ihr in beiden Wangen die Nerven hätte ersetzen müssen. Andererseits legte sie keinerlei Wert auf diese Erfahrung.
    Weil das Gefühl von Künstlichkeit so beharrlich war, gab es in vielen Sternnationen, einschließlich Manticores, keinen großen Markt für funktionserweiterte kybernetische Implantate. In anderen Sonnensystemen war das jedoch anders. Die schwarzen Schafe der Branche, die Bio-Modifizierer von Mesa, kamen Honor fast automatisch in den Sinn. Auch Beowulf, die Heimatwelt ihrer Mutter, betrieb ein lukratives Geschäft damit. Einerseits begriff Honor die Versuchung, denn ihr künstliches Auge hatte Funktionen besessen, die über das normale menschliche Sehvermögen hinausgingen. Sie vermisste diese Funktionen schmerzlich, zum Beispiel den Restlichtverstärker und die Fern- und Mikroskopsicht. Auch diese Wahrnehmungen waren ihr jedoch nie so lebendig – so ›echt‹ – erschienen wie das, was sie mit dem unmodifizierten rechten Auge sah. Das konnte man jemandem, der es nicht selbst erfahren hatte, nur schlecht beschreiben. Deshalb mochte es sich durchaus um eine psychologische Hemmung handeln, aber nahezu jeder Empfänger eines solchen Implantates berichtete Ähnliches. Honor hatte sehr daran gearbeitet, sich selber den Unterschied zu erklären, konnte es aber im Grunde nur so beschreiben: Mit ihrem linken Auge erblickte sie etwas, das wie ein sehr, sehr gutes dreidimensionales Abbild auf einem Flachbildschirm aussah. Auch hier hatte sie sich schon oft gefragt, ob das Problem bei einem Ersatz beider Augen mit der Zeit verschwunden wäre, schließlich hätte dann das Sehvermögen des natürlichen Auges Honor nicht mehr ›ablenken‹ können; aber auch das wollte sie auf keinen Fall je herausfinden.
    Es gab jedoch Menschen, die sich anders entschieden. In manchen, weit entfernten Kulturen der Menschheit wie zum Beispiel Sharpton standen Cyborgs im Zentrum der Verehrung; dort war es so normal, sich Gliedmaßen oder Augen gegen technische Ersatzteile mit Zusatzfunktionen austauschen zu lassen, wie es auf Manticore alltäglich war, sich den Zahnstein entfernen und das Gebiss richten zu lassen. Honor konnte sich nicht vorstellen, freiwillig einem solchen Eingriff zuzustimmen. Schon der Gedanke flößte ihr Unbehagen ein – wahrscheinlich, weil sie so viel Zeit im Weltraum verbrachte. Nach Jahren in künstlich geschaffener Umwelt verspürte sie keinerlei Drang, ihren Körper in eine künstliche Innenwelt zu verwandeln, auch wenn sie dadurch einige Vorteile gegenüber gewöhnlichem Fleisch und Blut erlangte.
    Obwohl im Sternenkönigreich beiläufige Modifizierung nicht betrieben wurde, empfand man doch keine Furcht vor ›Cyborgmonstern‹. Honor hatte einige Menschen aus der Solaren Liga kennen gelernt, deren Modifikationen so offensichtlich und extrem gewesen waren, dass sie ihr echtes Unbehagen eingeflößt hatten. Aber solche Fälle waren Ausnahmen. Die meisten Menschen, die sich modifizieren ließen, legten Wert darauf, dass die Implantate wie natürlich gewachsene (aber perfekte)

Weitere Kostenlose Bücher