Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche
sie. »Mir passt es nicht, und ich würde alles tun, um der Sensationslust der Medien zu entgehen, aber ich verstehe.«
»Ich habe nichts anderes von ihnen erwartet, Mylady.« Wahrscheinlich hätten ihr nur wenige Menschen geglaubt, dass sie den Gedanken an die bevorstehende Vergötterung ihrer Person ehrlich verabscheute. Hamish Alexander gehörte zu diesen Menschen, und Honor lächelte dankbar.
Er wollte noch etwas sagen, verstummte aber, als ein leises Glockensignal ertönte. Er beugte sich vor, blickte an ihr vorbei aus dem Seitenfenster und nickte zufrieden.
»Und da sehen Sie das Schiff, das Sie nach Grayson bringt, Mylady«, verkündete der Earl. Honor musterte ihn skeptisch und wandte sich um, um selbst einen Blick auf das Schiff zu werfen. Nimitz richtete sich auf ihrem Schoß auf, drückte die Nase gegen den Armoplast und zuckte mit den Schnurrhaaren, als auch er das weiße Gebirge aus Panzerstahl erblickte, das in der Leere schwebte und. Wie Juwelen schimmerten auf dem Rumpf die grünen und weißen Lichter, die verkündeten, dass das Sternenschiff ›geankert‹ hatte.
Der Superdreadnought war eins der größten Schiffe, die Honor je erblickt hatte. Vermutlich das größte Kampfschiff überhaupt , überlegte sie und schätzte mit erfahrenem Auge seine Tonnage aus der relativen Größe der Waffenluken und Impelleremitter. Aber ich habe schon größere Handelsschiffe gesehen , war ihr erster Gedanke, doch dann bemerkte sie das eigenartige, auffällige Profil des achteren Hammerkopfs und kniff in plötzlichem Wieder erkennen das Auge zusammen.
»Das ist eine Medusa !«, stieß sie hervor.
»Im Grunde ja«, gab White Haven ihr Recht. »Tatsächlich aber haben die Graysons sie gebaut, nicht wir. Anscheinend bekamen sie die Pläne für die neue Klasse zur gleichen Zeit in die Finger wie unser BuShips – aber sie müssen sich mit viel weniger bürokratischem Ballast herumschlagen und nicht gegen so viele konservative Schlafmützen durchsetzen.«
Die Anfügung setzte er in staubtrockenem Ton hinzu, und Honor wandte sich rasch wieder dem Fenster zu, um das unkontrollierbare Zucken ihres Mundes zu verbergen. Der umwälzende Abend in ihrer Bibliothek stand ihr aus persönlichen Gründen deutlicher vor Augen, als ihr recht war; an jenem Abend hatte sich ein gewisser Hamish Alexander als konservative Schlafmütze erwiesen, der sich dem Konzept eines hohlkernigen Lenkwaffen-Superdreadnoughts mit Raketenbehälter-Abwurf in den Weg stellte. Zugleich hatte Honors letzte Amtshandlung als Angehörige des Amts für Waffenentwicklung in der Empfehlung bestanden, einen Prototyp eben dieser Schiffsklasse in Bau zu geben.
»Sind die Schiffe mittlerweile gefechtserprobt, Mylord?«, erkundigte sie sich, kaum dass sie sich ihrer Stimme wieder sicher war.
»In begrenztem Umfang«, antwortete er sehr ernst, »und sie erzielen tatsächlich die Leistungen, die Sie ihnen zugebilligt hatten, Mylady. Wir haben noch längst nicht genug von ihnen, aber richtig eingesetzt erweisen sie sich als absolut vernichtend. Gleiches gilt für …« – er blickte über die Schulter auf die anderen, niederrangigen Offiziere hinter ihnen, von denen keiner das Recht besaß, Informationen zu erhalten, die er nicht unbedingt benötigte – »für andere Elemente der neuen Flottenzusammensetzung, die Sie mir an jenem gewissen Abend unterbreitet haben.«
»Tatsächlich?« Honor wandte sich ihm zu, und er nickte.
»Tatsächlich. Wir haben sie allerdings noch nicht en masse einsetzen können … und die neuen Superdreadnoughts ebenfalls nicht. Im Augenblick bauen wir die neuen Klassen und Waffensysteme so schnell es geht, denn wir würden sie gern in sinnvollen Stückzahlen einsetzen und nicht vereinzelt. Damit würden wir dem Feind nur zu früh verraten, was ihm blüht, wenn wir genügend Lenkwaffen-Superdreadnoughts und dergleichen beisammen haben. Zudem ließe das dem Gegner Zeit für die Entwicklung von Abwehrtaktiken und Gegenmaßnahmen. Momentan hoffen und glauben wir, dass sich die havenitischen Experten noch kein klares Bild von unseren neuen Schiffen machen können, denn wir haben sie nur begrenzt eingesetzt und nur dann, wenn uns keine andere Wahl blieb. Deshalb schicken wir einen der neuen Schiffstypen nur in Notfällen durch das Wurmloch; wir wollen unbedingt vermeiden, dass ein Spion der Systemsicherheit einen ungehinderten Blick darauf werfen kann. Nur noch wenige Monate, dann erleben Bürgerin Minister McQueen und das Komitee für
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