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Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche

Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche

Titel: Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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man konnte ihnen schließlich nicht die Schwächen ihrer Herkunft vorwerfen. Außerdem war es mutig und auf ihre Weise sogar edel, sich dem Feind im Gefecht zu stellen. Und viele von ihnen dienten tatsächlich in der eilig expandierenden GSN, wo sie den dringenden Bedarf nach ausgebildeten Offizieren stillten. Aber es waren keine Frauen von Grayson. Frauen von Grayson wurden dort gebraucht, wo sie waren – zu Hause, wo sie angemessen beschützt wurden und das Leben führen konnten, das der Prüfer für sie vorgesehen hatte. Ende der Geschichte, Ende der Auseinandersetzung, Ende der Hoffnung.
    Nur hatte Abigail nicht hinnehmen wollen, dass damit alles zu Ende sein sollte. Sie war offenbar die Lieblingstochter ihres Vaters. Falls er sie verwöhnt hatte, so war aus ihr jedoch weder ein verzogenes Gör geworden, noch wurde sie bockig, wenn sie ihren Willen nicht bekam. Stattdessen war sie wohl überzeugt, dass sie alles erreichen könne, was sie sich in den Kopf setzte … solange sie nur hart genug dafür arbeitete. Das war eine Überzeugung, für welche die Uniform, die sie nun trug, ihr eindeutig Recht zu geben schien.
    Sie hatte höflich, aber bestimmt bei jeder Gelegenheit ihren Vater um Erlaubnis gebeten, der Navy beitreten zu dürfen (man konnte solche vernünftigen Ersuchen schließlich nicht ›quengeln‹ nennen – nein, eigentlich nicht). Und bis er ihr den Wunsch schließlich gewährte, hatte sie sich das neue Bildungsklima zunutze gemacht, das die Reformen Benjamin Mayhews und das Beispiel einer gewissen Honor Harrington auf Grayson erzeugten. Abigail hatte sich für jeden naturwissenschaftlichen und mathematischen Kurs eingeschrieben, der auf dem Lehrplan stand. Außerdem belegte sie einige Sportkurse, bei denen die Teilnahme für eine ›anständige‹ junge Grayson alles andere als normal war. Überdies nutzte sie jede erdenkliche Chance, ihrem Vater zur Erbauung mit dem Beispiel der Gutsherrin von Harrington aufzuwarten. Zuträglich war ihr der Umstand, dass Lord Owens zu den weltoffeneren, liberaleren Schlüsselträgern zählte (zumindest, wenn es die Söhne und Töchter anderer Männer betraf), dass er Honor Harrington kennen gelernt hatte und sie mochte und respektierte. Doch nie vergaß er, dass Honor auf einer anderen Welt geboren worden war und außerdem als überlebensgroße Heldengestalt gefeiert wurde. Von anderen Frauen konnte man wohl kaum erwarten, dass sie den gleichen Maßstäben genügten oder solches Leid erduldeten. Und selbst wenn eine davon es zuwege brachte, wollte Owens keineswegs ausgerechnet seine geliebte Abigail auch dem geringsten Risiko aussetzen, verwundet zu werden oder solche Verluste zu erleiden wie Honor … oder gar noch Schlimmeres.
    Dennoch hatte Abigails Beharrlichkeit langsam seinen eisernen Widerstand unterminiert – so wie ein Gebirgsbach langsam und geduldig hauchdünne Schichten von einem Felsblock abträgt. Vielleicht wäre sie letztlich doch noch erfolglos geblieben (in diesem Fall hätte Lord Owens allerdings vermutlich spätestens an dem Tag einen unliebsamen Schock erlitten, an dem seine Tochter 22 Jahre alt und damit nach graysonitischem Gesetz mündig geworden wäre) wenn man Honor nicht gefangen genommen und angeblich hingerichtet hätte. Lord Owens war gegen die planetenweite Trauer und Wut ebenso wenig gefeit gewesen wie alle anderen, und seine Tochter, die über Honors Schicksal noch erboster war als er, ergriff die Gelegenheit beim Schopfe und forderte ihr Recht, bei der Vergeltung für Lady Harringtons Tod mitzuwirken.
    Honor fragte sich oft, wie Hochadmiral Matthews wohl reagiert habe, als Lord Owens zu ihm kam und um ein Raumkadettenpatent für seine Tochter bat. Weil Honor Matthews kannte, vertraute sie darauf, dass er sich nichts hatte anmerken lassen, aber innerlich dürfte er vor lauter Freude Luftsprünge gemacht haben. Er war ebenso wie jeder Grayson dazu erzogen worden, reflexartig Frauen zu schützen, aber er hatte oft mit weiblichen GSN-Offizieren zu tun, die von anderen Welten stammten. Er wusste auch, wie knapp das Personal für die Flotte wurde. Mit Honor und Benjamin Mayhew hatte er schon oft darüber gesprochen, wie man den gewaltigen, unbenutzten Fundus von weiblichen Kräften auf seiner Welt nutzen könnte. Aber Honor wusste, er hätte sich nie träumen lassen, dass er die Frauen Graysons noch zu seinen Lebzeiten in Navyuniform sähe.
    Bei der Annahme auf Saganami Island waren Abigail aus offensichtlichen Gründen keine

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